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Magdeburg, den 11.09.2008

LKA-Direktor Jürgen Schmökel: "Wirtschaftskriminalität verursachte in Sachsen-Anhalt über 83 Millionen Euro Schaden"

Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt - Pressemitteilung Nr.: 008/08 Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt - Pressemitteilung Nr.: 008/08 Magdeburg, den 12. September 2008 LKA-Direktor Jürgen Schmökel: "Wirtschaftskriminalität verursachte in Sachsen-Anhalt über 83 Millionen Euro Schaden" Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent Dunkelfeld spielt nicht zu unterschätzende Rolle Unter den Begriff ¿Wirtschaftskriminalität¿ fällt eine Vielzahl von Delikten. Ihnen allen ist gemeinsam, dass es sich im Kern um Bereicherungskriminalität handelt, die im Zusammenhang mit der (tatsächlichen oder auch nur vorgetäuschten) Erzeugung, Herstellung und Verteilung von Gütern oder der Erbringung und Entgegennahme von Leistungen des wirtschaftlichen Bedarfs verübt wird. Auch für Sachsen-Anhalt stellt Wirtschaftskriminalität ein ernstes Problem dar. ¿Schon im zweiten Jahr in Folge ist in unserem Bundesland ein überproportionales Wachstum der Vorgangszahlen in diesem Kriminalitätsbereich zu verzeichnen. Die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich sind im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34,3% angestiegen (2006: 2.590 Delikte)¿, so der Direktor des Landeskriminalamtes, Jürgen Schmökel. Zwar seien von den 216.704 erfassten Gesamtstraftaten, die im Jahr 2007 in Sachsen-Anhalt verübt worden sind (2006: 215.730 Straftaten) nur 3.479 Delikte, d. h. 1,6 %, auf diesen Bereich entfallen, aber die Wirtschaftskriminalität ist von allen Deliktsarten der Bereich, der die höchsten Vermögensschäden verursacht. So entfielen von der Gesamtschadenssumme von rund 193 Millionen Euro (193.487.131 ¿), die in Sachsen-Anhalt im Jahre 2007 auf Kriminalität zurückzuführen waren, mehr als 83 Millionen Euro (83.194.816 ¿) auf den Bereich der Wirtschaftskriminalität. Schmökel: ¿Der durch Wirtschaftskriminalität verursachte Schaden erhöhte sich damit gegenüber dem Vorjahr um fast 20 Millionen Euro (2006: 63.225.852 ¿). Das bedeutet, mehr als 40% aller in Sachsen-Anhalt durch Kriminalität verursachten Vermögensschäden resultieren aus Wirtschaftskriminalität.¿ Die wirkliche Schadenshöhe, die durch Delikte im Bereich der Wirtschaftskriminalität verursacht wurde, sei allerdings noch viel höher, als dies die polizeilichen Zahlen belegen, so der Direktor des Landeskriminalamtes weiter. Bei den Angaben der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik fehlten beispielsweise jene Fälle, die von den für Wirtschaftskriminalität zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaften unmittelbar und ohne Beteiligung der Polizei bearbeitet werden. Dazu gehören in erster Linie Insolvenzstraftaten. Auch die von Zoll- und Finanzbehörden bearbeiteten Fiskaldelikte werden in eigenen Statistiken des Bundesministeriums der Finanzen geführt und bleiben damit bei den Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Land Sachsen-Anhalt außer Betracht. Der Direktor des Landeskriminalamtes, Jürgen Schmökel, betonte zudem, dass auch das so genannte Dunkelfeld eine nicht zu unterschätzende Rolle spiele: ¿Es gibt neben den offiziell registrierten polizeilichen Fällen noch eine erhebliche Anzahl von strafrechtlich relevanten Sachverhalten, die nicht bei den Sicherheitsbehörden angezeigt werden. Manche Opfer, etwa Firmenverantwortliche, scheuen sich davor, Anzeige zu erstatten, weil sie Reputationseinbußen für ihr Unternehmen befürchten. Auch die Verfasser einzelner Studien und Untersuchungen sind zum Ergebnis gekommen, dass bei der Wirtschaftskriminalität in der Bundesrepublik Deutschland ein Dunkelfeld von etwa 80% besteht.¿ Erfreulich sei, dass sich die Aufklärungsquote auch im Jahr 2007 wiederum auf sehr hohem Niveau bewege, sie betrug nämlich 99,3% (2006: 99,1%). Die Anzahl der Tatverdächtigen (TV) sei trotz eines Anstiegs der Straftaten zurückgegangen (2006: 1.135, 2007: 1.119 TV), das bedeute, dass die Anzahl der Mehrfachtäter zugenommen hat. Schmökel: ¿Wie bereits in den vorangegangenen Jahren wurde die Wirtschaftskriminalität auch in 2007 durch zwei Deliktsbereiche im besonderen Maße bestimmt, und zwar bei Betrug und bei Insolvenzen. Die im Zusammenhang mit der Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung oder drohenden Zahlungsunfähigkeit begangenen Straftaten (Insolvenzstraftaten) stellen Polizei und Staatsanwaltschaft vor besondere Herausforderungen und gehören zu den schwierigsten und wohl zeitintensivsten Aufgaben der Strafverfolgung. Erfreulicherweise sind die durch Insolvenzdelikte verursachten Schäden in 2007 um mehr als ein Viertel auf nunmehr 29.034.493 ¿ gesunken, 2006 waren es noch 40.265.107 ¿. Insolvenzdelikte verursachen damit aber immer noch fast 35% des Gesamtschadens der polizeilich registrierten Wirtschaftskriminalität in Sachen-Anhalt.¿ Gleichzeitig habe die Summe aller durch die Polizei in 2007 bearbeiteten Insolvenzdelikte jedoch nur unmerklich abgenommen (von 287 auf 283). Die im letzten Jahr bearbeiteten Vorgänge betreffen in erster Linie kleine und mittlere Betriebe. Aus welcher Motivlage heraus die Täter ihre Taten begangen haben, könne nur vermutet werden. Überwiegend seien es Einzeltäter, die glauben, so das angeschlagene Unternehmen retten zu können. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spiele dabei auch die schlechte Zahlungsmoral vieler Kunden, die ein Unternehmen schnell in Schwierigkeiten bringen kann. ¿Besonderen Anlass zur Besorgnis gibt die Entwicklung bei den Betrugshandlungen mit wirtschaftskriminellen Hintergrund¿, so der LKA-Direktor. ¿Sowohl die Fallzahlen (2007: 2.584; 2006: 1.400) als auch die durch diese Delikte verursachten Schäden (2007: 27.015.690 ¿; 2006: 13.643.736 ¿) haben sich fast verdoppelt. Der Betrugsbereich stellt damit bei der Wirtschaftskriminalität den schadensträchtigsten Sektor nach der Insolvenzkriminalität dar. Vor allem der Waren- bzw. Warenkreditbetrug mit dem Tatwerkzeug Internet steigt weiter beständig an.¿ Auch Betrügereien und Untreuehandlungen im Zusammenhang mit Kapitalanlagen haben zugenommen. Hier war 2007 ein Vermögensschaden von 8.955.091 ¿ zu verzeichnen. Der Direktor des Landeskriminalamtes betonte, dass Wirtschaftskriminalität ein Schwerpunkt polizeilicher Arbeit bleibe. Es sei auch eine intensive Aus- und Fortbildung in diesem Bereich notwendig. Langfristig mache sich der Einsatz von Wirtschaftskriminalisten für unsere Gesellschaft mehr als bezahlt. Wirtschaftskriminalität ließe sich in vielen Fällen verhindern, wenn die potentiellen Opfer über ihr risikobehaftetes Verhalten aufgeklärt würden. Schmökel: ¿Chancen für die Prävention liegen in einer Intensivierung der Aufklärung der Bevölkerung, auch durch die Verbände der Wirtschaft und gemeinnützige Organisationen sowie durch eine intensive Kooperation mit der Wirtschaft im Bereich der technischen Prävention.¿ Die wirksamste Prävention bleibe jedoch, so Jürgen Schmökel weiter, eine Erhöhung des Entdeckungsrisikos, verbunden mit der konsequenten Einziehung krimineller Gewinne und einer tatnahen Bestrafung der Täter. Die Polizei unseres Landes arbeite zielstrebig und erfolgreich daran, dieses Vorhaben zu erreichen und sei bei der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität auf dem richtigen Weg. 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