Landeskriminalamt stellt Jahresbericht zur Wirtschaftskriminalität 2014 in Sachsen-Anhalt vor - Wirtschaftskriminelle verursachten 88 Millionen Euro Schaden
Delikte der Wirtschaftskriminalität verursachten 2014 in Sachsen-Anhalt Schäden in Höhe von 88 Millionen Euro. Zwar lagen sie damit 22 Millionen Euro unter dem Wert von 2013 (110 Mio. Euro), machten aber immerhin noch fast die Hälfte des durch Straftaten verursachten Gesamtvermögensschadens im Land aus. Wirtschaftskriminalität unterscheidet sich von anderen Kriminalitätsphänomenen, weil der durch sie verursachte Schaden enorm ist. 47,8 Prozent des in Sachsen-Anhalt verursachten Gesamtvermögensschadens (184 Mio. Euro) entfielen allein auf Delikte der Wirtschaftskriminalität. Wie auch der Schaden, gingen die Fallzahlen im Vergleich zum Jahr 2013 zurück. 1.374 Fälle (435 Fälle weniger als im Jahr 2013) machen nur einen Anteil von 0,7 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. Dennoch verursachen sie fast die Hälfte des entstandenen Gesamtschadens. Jürgen Schmökel, Direktor des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt dazu: ?Beinahe 50 Prozent aller auf Kriminalität zurückzuführenden Schäden sind der Wirtschaftskriminalität zuzurechnen. Gemessen an der Gesamtzahl aller verfolgten Straftaten gehört der Bereich der Wirtschaftskriminalität zwar zu den kleineren Deliktsbereichen, war aber der schadensträchtigste.? Die in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Fallzahlen bilden allerdings nicht die ganze Brisanz der Wirtschaftskriminalität im Lande ab. Auch das sogenannte Dunkelfeld spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Eine erhebliche Anzahl von strafrechtlich relevanten Sachverhalten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bei den Sicherheitsbehörden angezeigt. Die Aufklärungsquote der Wirtschaftskriminalität bewegte sich auch 2014 auf einem sehr hohen Niveau. Sie betrug 93,2 Prozent (Aufklärungsquote der Gesamtkriminalität 57 Prozent). Die meisten Fälle (730) von Wirtschaftskriminalität traten auch im Jahr 2014 in speziellen Bereichen des Betruges auf. Die registrierten Schäden beliefen sich bei den sogenannten Wirtschaftskriminalistischen Betrugsfällen landesweit auf über 18 Millionen Euro. Den schadensträchtigsten Bereich stellten 2014 die Insolvenzdelikte dar (dazu zählen etwa Delikte wie Bankrott, Insolvenzverschleppung etc.). Zwar sind die absoluten Zahlen der Insolvenzdelikte gering (2014: 207). Gemessen an der Schadenssumme von über 65,2 Mio. Euro, besitzt dieser Deliktsbereich aber eine große Relevanz und machte damit drei Viertel des entstanden Schadens bei Wirtschaftsdelikten aus. Die Verfahren zeichnen sich durch Komplexität und lange Ermittlungszeiten aus. Sie erfordern komplexe Ermittlungen durch Ermittler mit speziellen wirtschaftlichen Kenntnissen. Aus präventiver Sicht ist aber in einem sehr speziellen Bereich zu warnen. Der sogenannte Geschäftsführerbetrug (CEO-Fraud) ist eine aktuelle Masche, bei der Wirtschaftskriminelle enorme Summen ergaunern. Durch sogenanntes ?Social Engineering? (soziale Manipulation) werden europaweit mittelständische Unternehmen um Millionenbeträge gebracht. Dabei spionieren die professionellen Täter das Umfeld ihrer Opfer aus und besorgen sich sämtliche Informationen zu Personal und Geschäftsabläufen, meist im Internet. Mit diesen Informationen manipulieren sie meist loyale Mitarbeiter der Unternehmen so, dass diese im Geschäftsablauf, im Glauben sie handeln auf Weisung der Geschäftsleitung, hohe Summen auf extra hinterlegte Konten im Ausland, überweisen. Bevor der Schwindel auffliegt, sind die Konten längst leergeräumt und die absolut konspirativ agierenden Täter bereits über alle Berge. Fazit Aufgrund der hohen Vermögensschäden bildet das Deliktfeld der Wirtschaftskriminalität auch in Zukunft einen Schwerpunkt der polizeilichen Tätigkeit. Ziel ist es aber auch, dass zu vermutende hohe Dunkelfeld zu erhellen und Opfer zu ermutigen, Anzeige zu erstatten. Manche Opfer, etwa Firmenverantwortliche scheuen sich davor, Anzeige zu erstatten, weil sie bei Bekanntwerden des Sachverhaltes Ansehensverluste für ihr Unternehmen befürchten. Privatpersonen, sehr häufig ältere Leute, vermeiden aus Scham eine Anzeige bei der Polizei, wenn sie das Opfer gewerbsmäßiger Betrüger geworden sind. Eine Informationsbroschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Thema ?Gefahr durch Social Engineering?, finden Sie im Internet unter www.it-sicherheit.de oder www.ec-net.de. (AvK)
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