Pressemitteilung: 71/2023
Halle (Saale), den 14.08.2023

Extremwetter haben Einfluss auf Jagdergebnisse in Sachsen-Anhalt

Im abgelaufenen Jagdjahr (JJ) wurden in Sachsen-Anhalt deutlich weniger Wildschweine erlegt als im Jahr zuvor. Dieser Trend trifft auch auf andere Wildarten zu. Insgesamt wurden im Jagdjahr 2022/23 rund 80.000 Stück Schalenwild erlegt, rund 4.500 weniger als im vergangenen Jahr.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. So haben Luchs und Wolf in einigen Gebieten zum Rückgang vor allem beim Muffelwildbestand beigetragen. Aber auch Wetterextreme führten dazu, dass beispielsweise weniger Schwarzwild vorhanden war und somit auch weniger Tiere erlegt werden konnten.

„Die Extremwetterperioden haben im Zeitraum 2022 bis 2023 deutliche Spuren auch bei der Jagdstrecke in Sachsen-Anhalt hinterlassen. Ich bedanke mich bei allen Jägerinnen und Jägern, die hier verantwortungsbewusst ihren Beitrag geleistet und viel Zeit dafür geopfert haben.“, erklärt der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye.

Das Landesverwaltungsamt ist u.a. für die landesweite Erfassung der jährlichen Streckenergebnisse zuständig.

 

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Rotwild: Mit 4.436 Stücken folgt das Streckenergebnis dem anhaltenden negativen Trend der letzten Jahre. Konnten im JJ 2021/22 noch 4.734 Stck. registriert werden, waren es im letzten JJ 298 Stck. weniger. Den höchsten Streckenanteil besitzen die Landkreise Harz (1.547 Stck.), Wittenberg (868 Stck.) und Mansfeld Südharz (Stck. 596). Alle weiteren Landkreise liegen unter diesen Ergebnissen, teils mit nur zweitstelligen Resultaten. Diese Verteilung liegt zum einem im Vorkommen vom Rotwild begründet, zum anderem auch in der Häufigkeit innerhalb der Vorkommensgebiete. Betrachtete man die Ergebnisse der letzten 20 Jahre, ergibt sich jedoch insgesamt ein positiver Entwicklungstrend der Rotwildstrecke.

 

Damwild: Beim Damwild ist mit 4.073 Stck. das zweit niedrigste Streckenergebnis seit dem JJ 2002/03 zu verzeichnen. Das Ergebnis liegt mit 141 Stck. unter dem des Vorjahres. Die Landkreise Salzwedel (1.049 Stck.) und Wittenberg (951 Stck.) haben dabei den größten Anteil. Innerhalb der letzten zwei JJ sind mit 4.217 Stck. im JJ 2021/22 und dem diesjährigen Ergebnis unterdurchschnittliche Streckenzahlen gemeldet worden. Damit einhergehend ist seit 2021 ein negativer Trend zu verzeichnen. Im langjährigen Mittel bewegt sich die Damwildstrecke seit 2002 aber auf gleichbleibendem Niveau.

 

Muffelwild: Mit 267 Stücken ist im JJ 2022/23 ein weiterer Tiefstwert in der Muffelwildstrecke zu verzeichnen, welcher die negative Streckenentwicklung reflektiert. Das höchste Streckenergebnis der letzten 20 Jahre wurde im Jagdjahr 2009/10 mit 1.050 Stücken erreicht. Seitdem ist ein anhaltender Abwärtstrend zu verzeichnen. Lagen im JJ 2009/10 noch Streckenmeldungen aus acht Landkreisen (SAW, SDL, Bö, JL, Hz, ABI, WB, MSH) vor, so sind derzeit nur noch sechs Landkreise (SAW, Bö, Hz, SLK, WB, MSH) an der landesweiten Muffelwildstrecke beteiligt. Dabei haben die Landkreise Bö, Hz und MSH mit jeweils noch zweistelligen Streckenzahlen den höchsten Streckenanteil. Die anderen LK weisen nur geringe, einstellige Streckenergebnisse auf.  Der Rückgang der Muffelwildstrecke ist im engen Zusammenhang mit den Wolfsvorkommen im Land und im Harz mit dem Luchs und Wolf zu sehen.

 

Rehwild: Bei der Rehwildstrecke ist im Vergleich zu den letzten drei Jagdjahren ein Zuwachs zu verzeichnen. Mit 44.464 Stücken wurden im Vergleich zum vorangegangen JJ 2021/22 (42.656 Stck.) 1.808 Stck. mehr erlegt. Schwerpunkte der Rehwildstrecke sind der Landkreis Stendal (6.845 Stck.) sowie der Altmarkkreis Salzwedel (5.975 Stck.). Die durchschnittliche Jahresstrecke liegt bei 47.200 Stck. Die höchste Rehstrecke wurde im JJ 2012/13 mit 51.686 Stck. und die niedrigste im JJ 2021/22 mit 42.656 Stck. beobachtet. Langfristig befindet sich die Jagdstrecke auf gleichbleibendem Niveau mit jährlichen Schwankungen.

 

Schwarzwild: Mit dem Ergebnis von insgesamt 26.527 Stck. ist seit 2002 der zweit niedrigste Streckenwert zu registrieren. Wurden im Jahr 2019 noch 46.148 Stck gemeldet, waren es im JJ 2020/21 39.733 Stck. und im JJ 2021/22 nur noch 32.430 Stck.. Somit wurden 5.903 Stck weniger als im vorangegangene JJ erlegt. Die Schwarzwildstrecke unterliegt starken Schwankungen, welche sich meist witterungsbedingt erklären lassen. So brach die Strecke im JJ 2006/07 (17.040 Stck.) nach dem strengen Winter 2005/06 völlig ein. Aufgrund günstiger Faktoren wie beispielsweise der Witterungsverlauf stieg die Strecke im JJ 2007/08 wieder auf 29.826 Stck. Diese Zahlen verdeutlichen auch das hohe Zuwachspotential von bis zu 300 % gemessen am vorhandenen Gesamtbestand im Frühjahr (1. April). Die sinkenden Streckenzahlen der letzten Jahre sind auch witterungsbedingt zu erklären. Kalte und nasse Frühjahrswitterung im April (hier werden die meisten Frischlinge geworfen) führt zu hohen Verlusten bei den Frischlingen und es kann zu Ausfällen ganzer Würfe kommen. Extreme Trockenheitsperioden im Sommer führen ebenfalls zu Zuwachsverlusten (hohe Sterblichkeit der 2. Frischlingsgeneration wenn die 1. Generation im Jahr ausfiel). 

 

 

Hintergrund:

Ein Jagdjahr (JJ) geht vom 01.04. bis zum 31.03.

 

Jagdrecht in Deutschland

Das Jagdrecht ist in Deutschland mit der Pflicht zur Hege verbunden.

Das Ziel besteht darin, einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten, der an den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepasst ist. Die Lebensgrundlagen des Wildbestandes sollen gepflegt und gesichert werden. Die Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, sind dabei möglichst zu vermeiden.

Regulierung der Wildbestände

Wesentliches Instrument für die Regulierung der Wildbestände ist die Abschussplanung. Der Abschuss des Wildes ist so zu regulieren, dass die berechtigten Ansprüche der Land- und Forstwirtschaft auf Schutz gegen Wildschäden voll gewahrt bleiben sowie die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege berücksichtigt werden. Die natürliche Verjüngung des Waldes sowie die Entwicklung der typischen Bodenvegetation sollen ohne Zaunschutz gegen Wildschäden möglich sein.

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