Landesverwaltungsamt, Magdeburg und Landkreis Anhalt-Bitterfeld üben den Ernstfall
Landeskatastrophenschutzübung Sachsen-Anhalt „Hochwasser 2023“
„Heute ist der 15. August 2023, der bisherige Sommer 2023 verlief äußerst durchwachsen, im Vergleich zu anderen Jahren zu kühl und deutlich zu nass. Diese Wetterlage setzt sich fort, seit Wochen regnet es. Infolgedessen sind die langjährigen Mittelwerte des Niederschlages bereits vielerorts erreicht bzw. überschritten. An Mulde und Elbe wird die Lage zunehmend bedrohlich.
Der LHW (Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt) hat gemäß Hochwassermeldeordnung des Landes Sachsen-Anhalt (HWMO LSA) an den für das Land Sachsen-Anhalt maßgebenden Pegeln der Elbe und Mulde die Alarmstufe 4 ausgerufen. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und die Landeshauptstadt Magdeburg haben den Katastrophenfall ausgerufen. Damit nimmt der Katastrophenschutzstab des Landesverwaltungsamt ebenfalls seine Arbeit auf.“
So beginnt das Szenario für „Hochwasser 2023“, welches das Landesverwaltungsamt als obere Katastrophenschutzbehörde gemeinsam mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt für die diesjährige Landeskatastrophenschutzübung entwickelt hat, um mit dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Landeshauptstadt Magdeburg von 8 bis 18 Uhr den Ernstfall zu proben.
Die „Entwickler“ des Drehbuchs waren in der Beschreibung der verschiedenen Schwierigkeiten, die die Übungsteilnehmer zu bewältigen haben, wieder sehr einfallsreich. Von lahmgelegten Kommunikationssystemen mit Stromausfall, über nicht passierbare Straßen bis hin zu Deichbrüchen und großflächigen Überschwemmungen bieten die so genannten Einlagen verschiedene große Herausforderung für die Übenden.
Dabei kommt auch moderne Technik zum Einsatz. So wird inzwischen mit Smartboards gearbeitet, zukünftig kann auch die Satellitenauswertung einen besseren und detailgenauen Überblick gewährleisten, Satellitentelefone und BOS-Digitalfunk sichern die Kommunikation bei Stromausfall o.ä. ab.
„Die Hochwasser in der Vergangenheit haben gezeigt, wie schnell aus einer kritischen Wetterlage ein Katastrophenfall werden kann und welche unvorhergesehenen Probleme sich daraus ergeben können. Um für derartige Ernstfälle gut vorbereitet zu sein, üben wir regelmäßig verschiedene Szenarien.“, erklärte der Präsident des Landesverwaltungsamtes Thomas Pleye heute Morgen und gab damit gleichzeitig den „Startschuss für die Übenden“. Geprobt wird in regelmäßigen Abständen als Stabsrahmenübung, als „Trockenübung“. Reale Handlungen von Einsatzkräften und Mitteln sind damit nicht verbunden.
Bei der aktuellen Übung sind die Katastrophenschutzstäbe (KatS-Stäbe) von:
- Landesverwaltungsamt
- Landeshauptstadt Magdeburg
- Landkreis Anhalt-Bitterfeld
im Einsatz.
Leitungs- und Schiedsrichterdienst übernehmen:
- Kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau in der Landeshauptstadt Magdeburg
- Landkreis Mansfeld-Südharz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Darüber hinaus bearbeitet das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt auf seiner Ebene mit einer Stabsstelle die länderübergreifenden Hilfeleistungsersuchen.
Geübt wird insbesondere das Zusammenwirken der Katastrophenschutzstäbe auf den jeweiligen Verwaltungsebenen, die Organisation des Zusammenwirkens mit der Feuerwehr, dem THW, der Bundeswehr, der Polizei und den privaten Hilfsorganisationen. Dabei sind Maßnahmen (Planung von Evakuierungen, Unterbringung größerer Menschengruppen, Sicherstellung der Grundversorgung der Bevölkerung, Versorgung von vorrangigen Einrichtungen, Eindämmung bzw. Beseitigung der eingetretenen Schäden) einschließlich Umgang mit den Sonderplänen – Hochwasser – zu koordinieren und vorausschauernd umzusetzen.
Eine erste Zusammenfassung und Auswertung geben wir heute 16 Uhr im Rahmen eines Pressegesprächs
im Landesverwaltungsamt, Dessauer Str. 70, Halle (Saale)
zu dem Sie herzlich eingeladen sind.
Die Räumlichkeit erfragen Sie bitte an der Pforte im Eingangsbereich.
Eine zweite Pressemitteilung versenden wir nach Abschluss der Übung gegen 18 Uhr.
Hintergrund:
Großschadensereignisse/Katastrophen Land Sachsen-Anhalt seit 2004
02/2006 Tierseuche/ bundesweites Auftreten der Vogelgrippe
03/2006 Elbehochwasser mit Nebenflüssen - Feststellung Katastrophenfall
18.01.2007 Orkan Kyrill/ Sturmschäden; Ausfall Infrastruktur
18.06.2007 Busunglück A 14 (SLK)/ 13 Tote, 31 Verletzte
01.03.2008 Sturmtief Emma/ Sturmschäden
19.07.2009 Erdrutsch Nachterstedt (SLK)/ 3 Verschüttete/Verschollene - Feststellung Katastrophenfall
02/2010 Schneeverwehungen (MSH) - Feststellung Katastrophenfall
09/2010 Hochwasser (WB)/ Hochwasserlage Schwarze Elster - Feststellung Katastrophenfall
01/2011 Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt
29.01.2011 Zugunglück Hoidorf (BK)/ 10 Tote, 23 Verletzte
09/2011 Erdrutsch Riestedt (MSH)/ Schlammlawine; Errichtung Schutzwall - Feststellung Katastrophenfall
11.09.2011 Unwetter südl. Sachsen-Anhalt Sturmschäden
03.06. - 4.07.2013 Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt -Feststellung Katastrophenfall in BLK, MSH, HAL, ABI, SLK, WB, DE, MD, BK, JL, SDL
08.07. – 23.07.2013 Pflanzenkrankheit Feuerbrand, Rasante Ausbreitung (MSH) - Feststellung Katastrophenfall
09/2015 stabsmäßige Unterstützung der Flüchtlingsbewältigung
04/2017 Tierseuche (Vogelgrippe)
07/2017 Hochwasserlage Harzregion (Starkregen)
2018 Wald-, Acker- und Wiesenbrände aufgrund großer Trockenheit
2020 Viruspandemie SARS-CoV 2 (Katastrophenfall Stadt Halle (Saale))
07/2021 Cyberangriff auf die IT-Infrastruktur (Katastrophenfall Landkreis Anhalt-Bitterfeld)
08/2022 Waldbrand im Oberharz (Katastrophenfall Landkreis Harz)
Hochwasser 2013 – Tätigkeit des Katastrophenschutzstabes
- insgesamt 130 Hilfeersuchen und Abforderungen
- Abforderung, Organisation und Einsatz von 13.000 Einsatzkräften (u.a. Feuerwehr, Bundeswehr, THW, Polizei, Katastrophenschutz)
- 2,5 Mio Sandsäcke
- 2000 Bigbags
- Folien/Vlies zum Abdichten,
- Hubschrauber, Pumpentechnik
- sowie sonstige Leistungen, wie z.B. Transportmöglichkeiten, Bereitstellung von Feldbetten, sonstige Maschinentechnik wurden direkt zugewiesen bzw. vermittelt, zudem 100.000 Getränkedosen, Neoprenanzüge, riesige Mengen Mückenspray und Sonnenschutzmittel
- allein in Vorbereitung der Aktion in Fischbeck wurden nachts innerhalb von zwei Stunden 1.000 Big Bags, 120 Ladeschlaufen, 120 Transportnetze und 100.000 Kabelbinder organisiert
- Um während der zahlreichen Hubschraubereinsätze zu gewährleisten, dass es nicht zu Kollisionen im Luftraum mit zivilen Luftfahrzeugen kam, mussten Flugverbote oder -beschränkungen erteilt werden.
- Je nach Art der Katastrophe oder des Großschadensereignisses werden in den Stab des LVwA im Rahmen der Lagebeurteilung sowie Entscheidungsfindung Fachberater für jeweilige spezielle Szenarien hinzugezogen (z. B.: Chemiker – Chemieunfall, Ärzte, Polizei, Bundeswehr, Vertreter von Hilfsorganisationen.
Während der Hochwasserkatastrophe 2013 befand sich der KatS-Stab des LVwA fast fünf Wochen im Einsatz, in dieser Zeit waren ca.100 Mitarbeiter des LVwA im Einsatz.
Hinweis:
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