Hochwasser an Elbe und Mulde – simulierte Katastrophenschutzübung beendet – erste Auswertung zeigt, Stäbe arbeiteten routiniert
Landeskatastrophenschutzübung Sachsen-Anhalt „Hochwasser 2023“
Land unter an Elbe und Mulde. Seit Wochen gab es Niederschläge in Rekordhöhen und weite Landstriche, Stadtteile und Dörfer im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Landeshauptstadt Magdeburg stehen unter Wasser. Straßen sind nicht passierbar, Deiche drohen zu brechen bzw. sind bereits gebrochen, ganze Wohngebiete müssen evakuiert werden.
Dieses Szenario, welches bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in Sachsen-Anhalt Erinnerungen an die Hochwasser 2002, 2006 und 2013 weckt, war Grundlage für die Katastrophenschutzübung „Hochwasser 2023“, die seit heute früh um 8 Uhr lief und bis zum Schluss die fiktiven Einsatzkräfte und real übenden Mitarbeiter in den Stäben in Atem gehalten hat.
Dabei waren weder Feuerwehr noch Technisches Hilfswerk unterwegs, es mussten keine Deiche verstärkt oder Sammelunterkünfte eingerichtet werden, denn geübt wurde nur in der Theorie. Das Landesverwaltungsamt, die Landeshauptstadt Magdeburg sowie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld übten in 2 Schichten mit jeweils ca. 90 Stabsmitgliedern die Zusammenarbeit der Katastrophenschutzstäbe.
Eine solche Übung findet – mit unterschiedlichen Szenarien und Aufgabenstellungen – regelmäßig statt. „Die Erfahrungen aus den realen verschiedenen Bedrohungslagen haben gezeigt, dass solche Abstimmungen im Ernstfall entscheidend für ein effizientes und angemessenes Handeln der beteiligten Kräfte sind.“, erklärte Michael Wersdörfer, Leiter des Stabes im Landesverwaltungsamt in der Spätschicht und im zivilen Leben Abteilungsleiter für Landwirtschaft und Umwelt.
Aufgabe des Landesverwaltungsamtes im Laufe der Übung war es, unter den vorgegebenen Bedingungen überörtliche Hilfe durch u.a. die Bereitstellung von Einsatzkräften zu organisieren, Hilfskräfte zu den einzelnen Einsatzorten zu bringen und die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Lebensmitteln sicher zu stellen.
„Uns wurde für diese Übung ein realistisches Szenario vorgegeben, das bei vielen Beteiligten einige Erinnerungen an die letzten Hochwasser hervorruft und das allen Übenden ein Höchstmaß an Einsatz und Konzentration abverlangte. Dabei haben wir die Erfahrungen aus den letzten Übungen, den zahlreichen Fortbildungen und realen Katastrophenereignissen genutzt, um verschiedene Handlungsabläufe zu überprüfen und neu zu ordnen, denn auch das wurde deutlich, es ergeben sich immer wieder neue Situationen, die ein differenziertes Handeln und manchmal auch eine gehörige Portion Improvisationstalent verlangen.“, so Wersdörfer weiter.
Zur Lagebewältigung wurden Einsatzkräfte und Technik der Katastrophenschutzeinheiten, der Bundeswehr und des THW angefordert und eingesetzt.
Am Ende der Übung war ein Deich gebrochen, ein Pflegeheim musste evakuiert und ein Gefahrstoffaustritt verhindert werden. Zudem wurden die Pressestäbe mit dem Thema Fakenews konfrontiert. Um 18 Uhr - dann der „erlösende Abpfiff“ und damit das Ende der Übung.
„Ziel war es zu erproben, wie das Zusammenwirken zwischen den einzelnen Stäben funktioniert, aber auch, wie die Zusammenarbeit mit Polizei, Bundeswehr, dem THW, der Feuerwehr, den Hilfsorganisationen und den für die territoriale Infrastruktur wichtigen Unternehmen wie Energieversorger, Bahn usw. klappt.“
Die Vertreter der Katastrophenschutzstäbe des Landkreises Mansfeld-Südharz sowie der Stadt Dessau-Roßlau waren als Leitungs- und Schiedsrichterdienst im Einsatz. Sie werden nach Abschluss der Übung mit allen Beteiligten eine umfassende Auswertung vornehmen und die Erfahrungen für das gesamte Land nutzbar machen.
Großschadensereignisse/Katastrophen Land Sachsen-Anhalt seit 2004
02/2006 Tierseuche/ bundesweites Auftreten der Vogelgrippe
03/2006 Elbehochwasser mit Nebenflüssen - Feststellung Katastrophenfall
18.01.2007 Orkan Kyrill/ Sturmschäden; Ausfall Infrastruktur
18.06.2007 Busunglück A 14 (SLK)/ 13 Tote, 31 Verletzte
01.03.2008 Sturmtief Emma/ Sturmschäden
19.07.2009 Erdrutsch Nachterstedt (SLK)/ 3 Verschüttete/Verschollene - Feststellung Katastrophenfall
02/2010 Schneeverwehungen (MSH) - Feststellung Katastrophenfall
09/2010 Hochwasser (WB)/ Hochwasserlage Schwarze Elster - Feststellung Katastrophenfall
01/2011 Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt
29.01.2011 Zugunglück Hoidorf (BK)/ 10 Tote, 23 Verletzte
09/2011 Erdrutsch Riestedt (MSH)/ Schlammlawine; Errichtung Schutzwall - Feststellung Katastrophenfall
11.09.2011 Unwetter südl. Sachsen-Anhalt Sturmschäden
03.06. - 4.07.2013 Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt - Feststellung Katastrophenfall in BLK, MSH, HAL, ABI, SLK, WB, DE, MD, BK, JL, SDL
08.07. – 23.07.2013 Pflanzenkrankheit Feuerbrand, Rasante Ausbreitung (MSH) - Feststellung Katastrophenfall
09/2015 stabsmäßige Unterstützung der Flüchtlingsbewältigung
04/2017 Tierseuche (Vogelgrippe)
07/2017 Hochwasserlage Harzregion (Starkregen)
2018 Wald-, Acker- und Wiesenbrände aufgrund großer Trockenheit
2020 Viruspandemie SARS-CoV 2 (Katastrophenfall Stadt Halle (Saale))
07/2021 Cyberangriff auf die IT-Infrastruktur (Katastrophenfall Landkreis Anhalt-Bitterfeld)
08/2022 Waldbrand im Oberharz (Katastrophenfall Landkreis Harz)
Hochwasser 2013 – Tätigkeit des Katastrophenschutzstabes im Landesverwaltungsamt
- insgesamt 130 Hilfeersuchen und Abforderungen
- Abforderung, Organisation und Einsatz von 13.000 Einsatzkräften (u.a. Feuerwehr, Bundeswehr, THW, Polizei, Katastrophenschutz)
- 2,5 Mio Sandsäcke
- 2000 Bigbags
- Folien/Vlies zum Abdichten,
- Hubschrauber, Pumpentechnik
- sowie sonstige Leistungen, wie z.B. Transportmöglichkeiten, Bereitstellung von Feldbetten, sonstige Maschinentechnik wurden direkt zugewiesen bzw. vermittelt, zudem 100.000 Getränkedosen, Neoprenanzüge, riesige Mengen Mückenspray und Sonnenschutzmittel
- allein in Vorbereitung der Aktion in Fischbeck wurden nachts innerhalb von zwei Stunden 1.000 Big Bags, 120 Ladeschlaufen, 120 Transportnetze und 100.000 Kabelbinder organisiert
- Um während der zahlreichen Hubschraubereinsätze zu gewährleisten, dass es nicht zu Kollisionen im Luftraum mit zivilen Luftfahrzeugen kam, mussten Flugverbote oder -beschränkungen erteilt werden.
- Je nach Art der Katastrophe oder des Großschadensereignisses werden in den Stab des LVwA im Rahmen der Lagebeurteilung sowie Entscheidungsfindung Fachberater für jeweilige spezielle Szenarien hinzugezogen (z. B.: Chemiker – Chemieunfall, Ärzte, Polizei, Bundeswehr, Vertreter von Hilfsorganisationen.
- Während der Hochwasserkatastrophe 2013 befand sich der KatS-Stab des LVwA fast fünf Wochen im Einsatz, in dieser Zeit waren 100 Mitarbeiter des LVwA im Einsatz
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