Minister im Wasserwerk Wienrode / Viele Anlagen an Kapazitätsgrenze
Willingmann: „Bei Industrieansiedlungen muss Wasserversorgung stärker mitgedacht werden“
Sachsen-Anhalts Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat sich am heutigen Donnerstag im Landkreis Harz ein Bild von den Herausforderungen in der Trinkwasserversorgung gemacht. „Nach wie vor ist die Trinkwasserversorgung in Sachsen-Anhalt gesichert“, betonte der Minister bei seinem Besuch im Wasserwerk Wienrode. „Die Versorgung steht aber vor großen Herausforderungen. Vor allem der Klimawandel sowie die demografische und wirtschaftliche Entwicklung werden in den kommenden Jahren zum Stresstest für die öffentliche Wasserversorgung.“
„Die Nachfrage nach Trinkwasser ist in den vergangenen Jahren gestiegen und wird weiter zunehmen. Zahlreiche Anlagen wie etwa das Wasserwerk Wienrode arbeiten aber schon jetzt zeitweise an ihrer Kapazitätsgrenze. Um unsere Trinkwasserversorgung zukunftsfest zu machen, müssen in den kommenden Jahren im Land deshalb mehrere Wasserwerke neu gebaut, erweitert oder reaktiviert werden“, betonte Willingmann. Angesichts langer Zeiträume für Planung und Bau sollten die Weichen dafür möglichst zeitnah gestellt werden. Zudem brauche es finanzielle Unterstützung der Fernwasserversorger, damit diese die millionenschweren Ausbauprojekte umsetzen können.
Der Minister verwies zudem auf den steigenden Wasserbedarf der Wirtschaft, vor allem in großen Industriegebieten: „Die Wasserversorgung darf nicht zum Hemmschuh der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsen-Anhalts werden. Deshalb muss die Infrastruktur mit dem Bedarf wachsen. Wichtig ist dabei, dass bei künftigen Industrieansiedlungen die Wasserversorgung immer von Anfang an mitgedacht wird; sie bildet einen zentralen Baustein für die Realisierung derartiger Vorhaben. Gleichzeitig ist eine bezahlbare und sichere Wasserversorgung ein wichtiger Standortfaktor für Investoren. Gerade in Zeiten zunehmender Trockenperioden müssen Ansiedlungs- und Wasserpolitik daher deutlich stärker verknüpft werden als bisher.“
Das in den 1960er Jahren errichtete Wasserwerk Wienrode wird von der Fernwasserversorgung (FWV) Elbaue-Ostharz GmbH betrieben. Das Unternehmen sichert in Zusammenarbeit mit den Endversorgern die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in weiten Teilen Mitteldeutschlands. Allein aus dem Wasserwerk Wienrode erhielt Sachsen-Anhalt im Jahr 2020 rund 48 Millionen Kubikmeter Trinkwasser – das entspricht gut einem Drittel der gesamten Versorgung im Land. Das Wasserwerk wird aus der Rappbodetalsperre gespeist: Aus Deutschlands größter Trinkwassertalsperre mit einem Speichervermögen von etwa 109 Millionen Kubikmetern fließen täglich rund 120.000 Kubikmeter Rohwasser durch einen 3,1 Kilometer langen Stollen in das tiefer gelegene Wasserwerk Wienrode und werden dort zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser aufbereitet.
Die FWV Elbaue-Ostharz GmbH beliefert über ihr Fernwassersystem zahlreiche große Industrieunternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt mit Wasser, darunter etwa Solvay in Bernburg, die Chemiepark-Wolfen-Bitterfeld-GmbH, die Mansfelder Kupfer und Messing GmbH in Hettstedt oder die Zeitzer Stärkefabrik. Nach Einschätzung der FWV Elbaue-Ostharz GmbH wird der Wasserbedarf der Wirtschaft in der Region durch mehrere derzeit geplante Neuansiedlungen und Erweiterungen von Industrieanlagen weiter steigen. So liegen im Versorgungsgebiet verschiedene über Landes- oder Regionalplanung gesicherte „Vorrangstandorte mit übergeordneter strategischer Bedeutung für neue Industrieansiedlungen“ bzw. „Vorrangstandorte für landesbedeutsame Industrie- und Gewerbeflächen“ wie etwa Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Könnern. Für erfolgreiche Ansiedlungen muss an diesen Standorten ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.
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