Pressemitteilung: 119/2025
Magdeburg, den 08.09.2025

Minister bei Feier zum 150-jährigen Jubiläum des Technik-Denkmals

Willingmann: „Pretziener Wehr ist Beleg für starke Ingenieurtradition in Sachsen-Anhalt“

„Das Pretziener Wehr ist ein Bauwerk der Superlative und Beleg für die starke Ingenieurtradition in Sachsen-Anhalt. Auch anderthalb Jahrhunderte nach seiner Inbetriebnahme entlastet es die Städte Magdeburg und Schönebeck im Zusammenspiel mit dem Umflutkanal zuverlässig bei Hochwasser. Zum 150. Jahrestag des technischen Meisterwerks würdigen wir den Weitblick der Entscheider, das Können der Konstrukteure, die Ausdauer der Arbeiter und das Engagement all jener Menschen, die das Pretziener Wehr erhalten, betreiben und weiterentwickeln.“ Das sagte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann heute bei der Feier zum 150-jährigen Jubiläum der Inbetriebnahme.

Das Pretziener Wehr und der 18 Kilometer lange Umflutkanal sind von 1868 bis 1875 errichtet worden – und auch heute noch unverzichtbare Bausteine für den Hochwasserschutz im Großraum Magdeburg. Bei Hochwasser wird das Wehr geöffnet; dadurch fließt etwa ein Drittel des Elbehochwassers via Umflutkanal östlich an Schönebeck und Magdeburg vorbei und entlastet so die Elbe in diesem Bereich. In Phasen mit Mittel- und Niedrigwasser sorgt das geschlossene Wehr dagegen für einen höheren Elbwasserstand, wovon vor allem die Schifffahrt profitiert.

Das Wehr wird gezogen, wenn der Pegel im naheliegenden Barby die Marke von 5,50 Metern erreicht und ein weiterer Anstieg auf 5,92 Meter zu erwarten ist. Die Öffnung der insgesamt 324 Schütztafeln, jede etwa 100 Kilogramm schwer, erfolgt mittels Motor- und Handwinden und dauert rund fünf Stunden. Seit der Inbetriebnahme 1875 wurde das Pretziener Wehr insgesamt 64 Mal geöffnet, das erste Mal im Februar/März 1876 und zuletzt während des Winterhochwassers 2023/24 am 28. Dezember 2023. Insgesamt war es bislang an 615 Tagen geöffnet. Das Wehr wird geschlossen, wenn der Pegel Barby bei fallenden Wasserständen 5,25 Meter unterschreitet.

Gesamtkosten lagen damals bei 4,4 Millionen Mark
Das rund 163 Meter lange, 7,5 Meter breite und 3,8 Meter hohe Bauwerk ist das größte betriebsfähige Schütztafelwehr Europas und wurde 2015 durch die Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet. Es besteht aus neun Jochen mit je 36 Schütztafeln, die jeweils 0,83 mal 1,31 Meter groß und rund 100 Kilogramm schwer sind. Der nutzbare Wasserdurchfluss beträgt knapp 113 Meter. Die damaligen Kosten für Grunderwerb sowie den Bau von Wehr und Umflutdeichen lagen bei rund 4,4 Millionen Mark. Nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 wurde die Anlage für etwa fünf Millionen Euro komplett saniert.

Das Umweltministerium und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) investieren auch an den Umflutdeichen kontinuierlich in den Hochwasserschutz: Seit 2002 sind acht Baumaßnahmen im Gesamtvolumen von rund 52,6 Millionen Euro umgesetzt worden. Aktuell laufen auf einer Länge von rund 4,4 Kilometern Sanierungsarbeiten am linken Elbumflutdeich; die Fertigstellung ist für 2027 geplant, die Kosten liegen bei rund 7,4 Millionen Euro. Zudem plant der LHW derzeit sechs weitere Deichbaumaßnahmen am Umflutkanal mit voraussichtlichen Gesamtkosten von 21,3 Millionen Euro.

Chance auf Gütesiegel als UNESCO-Welterbe
Aktuell macht sich das Land Sachsen-Anhalt dafür stark, dass das Pretziener Wehr in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen wird. Einen ersten Teilerfolg auf dem langen Weg gab es Ende 2023; damals hatte sich die Kultusministerkonferenz darauf verständigt, das Bauwerk in die so genannte Tentativliste der Kultur- und Naturgüter aufzunehmen, die von der Bundesrepublik Deutschland bei der UNESCO gemeldet wird. „Das UNESCO-Gütesiegel wäre der Ritterschlag fürs Pretziener Wehr und würde der Region zusätzliche Impulse geben“, ist sich Willingmann sicher.


Aktuelle Informationen zu interessanten Themen aus Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt gibt es auch auf den Social-Media-Kanälen des Ministeriums bei Facebook, Instagram, LinkedIn, Threads, Bluesky, Mastodon und X (ehemals Twitter).

 

Impressum: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Leipziger Str. 58 39112 Magdeburg Tel: +49 391 567-1950, E-Mail: PR@mwu.sachsen-anhalt.deFacebook, Instagram, LinkedIn, Threads, Bluesky, Mastodon und X

Anhänge zur Pressemitteilung