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Magdeburg, den 18.09.2003

Innenminister Klaus Jeziorsky beim Treffen der Bessarabiendeutschen in Möckern

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 142/03 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 142/03 Magdeburg, den 19. September 2003 Innenminister Klaus Jeziorsky beim Treffen der Bessarabiendeutschen in Möckern Am Sonnabend, dem 20. September d.J. , wird Innenminister Klaus Jeziorsky das 33. Norddeutsche Treffen der Bessarabiendeutschen in der Stadthalle Möckern eröffnen. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr . Zur Berichterstattung sind Sie herzlich eingeladen. Sperrfrist: 20. Sept., 10:00 Uhr Grußwort des Innenministers Es gilt das gesprochene Wort! Die Landesregierung hat das Anliegen der Flüchtlinge und Vertriebenen immer sehr ernst genommen. Deshalb wurde auch die Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen in der Vergangenheit finanziell unterstützt. Obwohl die Finanzlage des Landes außerordentlich angespannt ist, haben wir in den Planungen für den Haushalt 2004 keine Kürzungen vorgesehen. Die Förderung Ihres Anliegens dürfte damit auch im kommenden Jahr gesichert sein. Ich denke, das ist ein deutliches Zeichen für verlässliches Handeln. Das Thema Ihrer heutigen Veranstaltung "Wie haben sie es nur geschafft?" ist den mutigen und selbstlosen Frauen in der Zeit von der Umsiedlung 1940 aus Bessarabien über die Flucht 1945 bis in die Nachkriegszeit gewidmet. Die Zeit der großen Entbehrungen nahm ihren Anfang im Juni 1940, als die Sowjetunion Rumänien aufforderte, das besetzte Bessarabien binnen drei Tagen zu räumen. Den meisten Bessarabiendeutschen war bewusst, dass sie jetzt nicht mehr bleiben konnten. Ihnen wäre sonst womöglich das gleiche Schicksal wie den Russlanddeutschen zuteil geworden, nämlich Enteignung, Verfolgung und Deportation. Im Spätherbst 1940 wurden innerhalb von nur zwei Monaten mehr als 93.000 Bessarabiendeutsche umgesiedelt. Nach dem langwährenden Durchlaufen von Durchgangs- und Umsiedlungslagern wurden viele von ihnen in das damalige Warthegau und nach Danzig-Westpreußen gebracht. Mitnehmen durfte man nur wenig, das meiste blieb zurück in der geliebten Heimat: Hausrat, Häuser, Wertgegenstände und noch vieles andere, was einem lieb und teuer war. Das Leben in der neuen Umgebung war in vielerlei Hinsicht beschwerlich. Und für die viele Arbeit, die zu leisten war, um sich einzurichten, um den Hof zu bewirtschaften, fehlten vor allem die Männer, die von der Wehrmacht eingezogen worden waren. Und so hatten die Frauen nicht nur die Last der Verantwortung für den Hof und die Familie zu tragen, sondern sie mussten sich auch um noch um ihre Männer im Kriegseinsatz sorgen. Als im Januar 1945 die deutsche Ostfront einbrach, begann die Flucht vor den herannahenden Sowjettruppen. Die Bessarabiendeutschen traf es damit innerhalb kürzester Frist besonders hart, und das galt vor allem für jene, die weit im Osten angesiedelt worden waren ¿ sie hatten die längste und gefährlichste Wegstrecke zu bewältigen. Auf dieser Flucht waren es wiederum die Frauen, die die Hauptlast zu tragen hatten. Sie mussten nicht nur ihre Familien zusammenhalten und für die tägliche Essensration sorgen; es galt auch, den winterlichen Temperaturen unter freiem Himmel zu trotzen. Und nicht zuletzt: Manche Trecks kamen zwischen die Fronten, manche wurden direkt angegriffen. Es spielten sich unbeschreibliche Tragödien ab. Auch in der Nachkriegszeit waren es zumeist die Frauen, die die Hauptlast für den Unterhalt der Familie zu tragen hatten. Die eingezogenen Männer kamen spät zurück, zum Teil nach Jahren aus der Kriegsgefangenschaft ¿ wenn sie denn noch kamen! Die deutschen Städte waren vielfach zerbombt, so dass viele Familien in Notunterkünften oder Kellern untergebracht waren. Und wiederum hatten es die Bessarabiendeutschen besonders schwer. Ihnen machte jetzt die über Generationen anhaltende Trennung von Deutschland zu schaffen. Um diese Zeit zu überstehen, war es das Wichtigste, Arbeit zu finden, um den Lebensunterhalt für die Familie zu sichern. Das war jedoch angesichts der gewaltigen Zerstörungen im Lande und der brachliegenden Wirtschaft sehr, sehr schwer. So mussten viele Frauen harte körperliche Arbeit verrichten, um zumindest etwas Lohn für den Unterhalt der Familie zu bekommen. In der Folgezeit haben alle Frauen ¿ und damit natürlich gerade auch die Frauen aus Bessarabien ¿ einen großen, ja einen ganz bedeutenden Anteil am Aufbau und am Wirtschaftswachstum Deutschlands geleistet. Wir bewundern ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihr Durchhaltevermögen noch heute und sind ihnen dafür sehr dankbar. Die Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen in Sachsen-Anhalt hat sich bereits 1990 gebildet. Seit 1992 wird sie mit finanziellen Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt. Unter dem Dach des Bundes der Vertriebenen - Landesverband Sachsen-Anhalt - pflegt sie zusammen mit anderen Vertriebenen das Brauchtum ihrer alten Heimat. Dazu gehören Volkstumsabende, Chorveranstaltungen und Veranstaltungen zur Pflege der Mundart. Aber auch Maßnahmen zur Pflege und Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur für die deutschstämmige Bevölkerung in den Herkunftsgebieten helfen mit, die Heimat nicht zu vergessen und das Vertreibungsschicksal wach zu halten. Darum freut es mich, dass Sie vielfältige Beziehungen in die alte Heimat pflegen. Sie haben sich an diesem Wochenende zusammengefunden, um Ihre Verbundenheit untereinander und zu Ihrer Heimat zu pflegen, Ihren Traditionen nachzugehen und auf Ihr Vertreibungsschicksal aufmerksam zu machen. Ich meine, Sie haben ein Recht darauf, dass die öffentlichkeit dies auch nach so langer Zeit gebührend zur Kenntnis nimmt. Ich wünsche Ihrer Veranstaltung noch einen guten Verlauf und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. 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