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Magdeburg, den 13.06.2004

Polizei startet flächendeckende Drogen-Kontrollen / Kampagne "Don´t drug and drive" - Neuartige Public-Privat-Partnership zwischen Versicherungswirtschaft und Polizei

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 101/04 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 101/04 Magdeburg, den 14. Juni 2004 Polizei startet flächendeckende Drogen-Kontrollen / Kampagne "Don´t drug and drive" - Neuartige Public-Privat-Partnership zwischen Versicherungswirtschaft und Polizei Bundesweit mehr als 800 Tote und Schwerverletzte pro Jahr durch Drogenkonsum im Straßenverkehr / Zuwachsraten dramatisch "Mit einem neuartigen "Public-Privat-Partnership" wollen Polizei und Versicherungswirtschaft die mehr als 800 Toten und Schwerverletzten pro Jahr durch Drogenkonsum auf bundesdeutschen Straßen bekämpfen. Startpunkt der bundesweiten Kampagne wird Sachsen-Anhalt sein. Dabei handelt es sich um eine Kombination des Einsatzes modifizierter Drogentestgeräte bei Großkontrollen und Aufklärungsarbeit an Schulen", so Innenminister Klaus Jeziorsky eingangs. Während der hoch frequentierten Tages- und Nachtzeiten werden künftig insbesondere die Gebiete rund um Diskotheken, Clubs und Bars regelmäßig ins Visier genommen. Weitere Bundesländer sollen in den kommenden Monaten folgen. Das weiter entwickelte Schnelltestgerät mit dem Namen "DrugWipe" ermöglicht dabei den sicheren Nachweis von Cannabis, Opiaten, Kokain, Amphetaminen und Designerdrogen wie Ecstasy und Speed. Mit einer breit angelegten Kampagne wollen der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) und die Polizei das wachsende Problem der Drogen im Straßenverkehr bekämpfen. Unter Drogen stehende Fahrer sind nicht nur für sich und die Mitfahrer, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer ein Risikofaktor. Fast 100 Menschen starben im vergangenen Jahr im Straßenverkehr durch den Einfluss von Drogen. Die Zahl der Schwerverletzten lag bei über 700. Tendenz steigend: Um mehrere hundert Prozent stieg die Opferrate während der letzten zehn Jahre. Schlimmer noch: "Die Dunkelziffer ist extrem hoch", betont Ulrich Greim-Kuczewski, stellvertretender Vorsitzender des Kraftfahrt-Fachausschusses des GDV. Bei einer anonymen Befragung des GDV in der Partyszene bestätigten nicht weniger als 94 Prozent, regelmäßig unter Drogeneinfluss Auto zu fahren ¿ im Durchschnitt 3,5 mal pro Monat. Ein knappes Drittel der Befragten gab an, sehr häufig oder sogar täglich unter Drogeneinfluss am Steuer zu sitzen. Und 14 Prozent hatten sogar schon einmal einen Unfall unmittelbar nach der Einnahme von Drogen. "Die Entwicklung ist alarmierend," warnt Sachsen-Anhalts Innenminister Klaus Jeziorsky: "Partydrogen sind heute leider ein fester Bestandteil bei der Freizeitgestaltung junger Menschen. Manche sind das ganze Wochenende high. Die enormen Gefahren von Drogen am Steuer werden jedoch von den Konsumenten völlig unterschätzt." Erschreckend sei auch die Unkenntnis über die strafrechtlichen und finanziellen Folgen. Wer beim Fahren mit Drogen ertappt wird, dem drohen ¿ auch wenn keinerlei Anzeichen von Fahrunsicherheit vorliegen ¿ vier Strafpunkte in der Flensburger Kartei, ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten und eine Geldbuße von bis zu 1.500 Euro. Passiert gar ein Unfall mit Drogenkonsum, hagelt es sieben Strafpunkte, der Führerschein wird eingezogen und muss neu gemacht werden, bis zu fünf Jahren Haft und erhebliche Schadensersatzforderungen sind weitere Folgen. Hinzu kommen kostspielige medizinisch-psychologische Gutachten und regelmäßige Drogen-Screenings. Die Kosten summieren sich rasch auf viele tausend Euro. Im Gegensatz zum Alkohol gibt es bei illegalen Drogen keine Grenzwerte. Schon der Nachweis geringster Mengen führt zu hohen Bußgeldern und dem sofortigen Entzug der Fahrerlaubnis durch die Führerscheinstelle ¿ eine richterliche Anordnung ist dazu nicht erforderlich. Die juristischen Risiken werden bislang weitgehend verdrängt - vor allem, weil sich Drogenkonsumenten bislang in der trügerischen Sicherheit wähnten, bei einer Verkehrskontrolle ungeschoren davon zu kommen. Gerade deshalb ist laut GDV die Akzeptanz von Drogen beim Fahren von Kraftfahrzeugen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr hoch. Bei einer Umfrage gaben 40 Prozent der Befragten an, schon einmal nach Drogenkonsum in eine Verkehrskontrolle geraten zu sein, ohne erwischt worden zu sein. Jeziorsky: "Damit ist jetzt endgültig Schluss". Mit dem chemischen Schnelltester "DrugWipe", der gemeinsam von der Firma SECURETEC AG und Polizeispezialisten weiter entwickelt wurde, liege die Trefferquote bei nahezu hundert Prozent. Selbst Milliardstel Gramm von Drogen seien dadurch im Schweiß oder Speichel der Testperson bei einer Kontrolle sofort nachweisbar. Eine winzige Probe ¿ abgetupft mit einem Papierstreifen - von der Oberfläche der Haut, der Zunge oder der Wangeninnenseite genüge. Bei einem positiven Ergebnis folge ein Bluttest auf dem Revier. Eine gemeinsame Informationskampagne des GDV und der Polizeibehörden soll jetzt für Aufklärung über die Risiken und Folgen des Drogenkonsums im Straßenverkehr sorgen. Da sind zunächst die negativen physischen und psychischen Auswirkungen im Straßenverkehr, die je nach Art der Party-Drogen unterschiedlich sind: Reaktionsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit sinken, Risikofreude und Aggressivität wachsen, plötzliche Müdigkeitsanfälle treten auf, die Blendempfindlichkeit der Augen nimmt zu, Sehfähigkeit und Gehör sind beeinträchtigt, Entfernungen, Zeiten und Gefahren werden falsch eingeschätzt, die Informationsaufnahme und ¿verarbeitung funktioniert fehlerhaft, das Urteilsvermögen sinkt und die eigene Fahrtüchtigkeit wird völlig überschätzt. Besonders gefährlich: Die Wirkung illegaler Drogen ist nicht steuerbar, insbesondere weil die Zusammensetzung und Konzentration nicht bekannt sind. Verschärft wird dieses Phänomen, wenn ein Cocktail aus mehreren Drogen gleichzeitig eingenommen wird und auch noch Alkohol hinzu kommt ¿ was eher die Regel als der Ausnahmefall ist. Last but not least wird die Wirkung durch langen Schlafentzug der Partygänger (nicht selten von bis zu drei Tagen) gesteigert. Ausgangspunkt der Kampagne ist die Erkenntnis, dass die Zielgruppe sich selbst gar nicht als Drogenkonsumenten versteht und jegliches Unrechtsbewusstsein fehlt. Drogenkonsum gilt in der Szene nicht als "Missbrauch", sondern ist selbstverständlicher Teil des "livestyle". In Schulen sollen speziell ausgebildete Moderatoren ab sofort in eigenen Unterrichtseinheiten die Sensibilität erhöhen und das Wissen um die juristischen Folgen vertiefen. Ziel ist nicht der Drogenkonsum an sich. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Drogen im Straßenverkehr. Eine eigene Homepage ( www.dont-drug-and-drive.de ) liefert zusätzliche Hintergrundinformationen. Gleichzeitig setzt die Initiative aber auch auf das Prinzip Abschreckung. Im Rahmen eines von der EU geförderten Pilotprojektes wurden im Saarland intensiv und landesweit Drogenkontrollen durchgeführt. Ergebnis: Die Zahl der Toten ging drastisch um 68 Prozent zurück und die Zahl der Schwerverletzten sank ebenso deutlich um rund 34 Prozent. Für Greim-Kuczewski ist der Befund eindeutig: "Erfolge lassen sich allein durch massiven Kontrolldruck und effektives Erkennen von Drogenkonsum erzielen". Die möglichen rechtlichen Folgen einer Drogenfahrt: Wenn keine Anzeichen von Fahruntüchtigkeit vorliegen Wenn Anzeichen von Fahrunsicherheit vorliegen Wenn es zu einem Unfall gekommen ist 4 Punkte (im VZR Flensburg) Geldbuße bis zu 1.500 EURO Fahrverbot bis zu drei Monate 7 Punkte Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr Führerscheinentzug oder Fahrverbot bis zu drei Monaten 7 Punkte Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren Führerscheinentzug Schadensersatz-forderungen Impressum: Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe Pressestelle Halberstädter Straße 1-2 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516/5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: pressestelle@mi.lsa-net.de

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