Drömlingskonferenz 2013: Naturschutzgroßprojekte in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen abgeschlossen
Oebisfelde. Der Drömling ist heute wieder eine in Deutschland einzigartige Niedermoorlandschaft. Das ist vor allem den Natschutzgroßprojekten Sachsen-Anhalt und Niedersächsischer Drömling zu verdanken, die jetzt abgeschlossen wurden. Zur Abschlusskonferenz trafen sich alle Beteiligten am Mittwoch in Oebisfelde im Bördekreis.Unter der Zielstellung, die einzigartige Niedermoorlandschaft langfristig zu sichern, wurden Naturschutzgroßprojekte 1992 bis 2012 in Sachsen-Anhalt (in Trägerschaft des Zweckverbandes Drömling) und 2002 bis 2012 in Niedersachsen (in Trägerschaft des Landkreises Gifhorn) durchgeführt. Das Naturschutzgroßprojekt Drömling/Sachsen-Anhalt umfasst eine Fläche von rund 10.400 Hektar. Das Naturschutzgroßprojekt Niedersächsischer Drömling erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 4.200 Hektar. Insgesamt betrachtet umfasst das ?Land der tausend Gräben? eine Fläche von rund 32.000 Hektar.Mit seinen Feuchtwiesen und zahlreichen Wasserflächen ist der Drömling ein Refugium für viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Das Gebiet ist heute durch ein enges Netz von Gräben und Kanälen gekennzeichnet. Die größte Gewässerdichte mit Grabenabständen von 25 Metern und bis zu 40 Kilometern Wasserlauflänge pro Quadratkilometer weisen die historisch bedeutsamen Moordammkulturen auf.Sachsen-Anhalts Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens sagte: ?Mit Abschluss der Naturschutzgroßprojekte ist ein neuer, unübersehbarer Meilenstein für den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft Drömling gesetzt worden. Uns ist klar: Die Ergebnisse und Leistungen zweier Jahrzehnte im Drömling auf beiden Seiten der Landesgrenze gilt es zu bewahren und fortzuentwickeln. Ziel des Landes Sachsen-Anhalt ist es daher, den Naturpark Drömling in ein Biosphärenreservat umzuwandeln.?Aus niedersächsischer Sicht ist ergänzend die besondere Bedeutung der Naturschutzgroßprojekte zur Erreichung von Zielen des Niedermoorschutzes und damit auch des Klimaschutzes hervorzuheben. Dass die aus Naturschutzsicht beispielhaften Maßnahmen mit überregionaler Bedeutung verwirklicht worden sind, ist insbesondere der intensiven Kooperation zwischen den Menschen vor Ort, Eigentümern, Nutzern und Verbänden zu ver-danken.Im Jahr 1990 wurde der Naturpark Drömling in Sachsen-Anhalt ausgewiesen und die Grundsatzentscheidung des Bundes getroffen, ihn zum ?Gebiet mit gesamtstaatlich repräsenta-tiver Bedeutung? zu erklären. 1992 wurde der Drömling als erstes Naturschutzgroßprojekt in den neuen Bundesländern in das Förderprogramm zur ?Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlicher Bedeutung? aufgenommen. Mit der Um-setzung des Naturschutzgroßprojektes im niedersächsischen Teil wurde 2002 begonnen.Der Drömling bietet über 20 Pflanzenarten der Roten Liste Sachsen-Anhalts Lebensraum und ist ein Rastgebiet für zahlreiche Watt- und Wasservögel. Großvogelarten wie Weißstorch, Kranich, Seeadler brüten dort. Elbebiber und Fischotter nutzen die gewässerreiche Landschaft als Lebensraum und Rückzugsgebiet. Allein der Biber hat seit 1994 einen Bestand von rund 60 bis 70 besetzten Revieren im Drömling aufgebaut. Er bietet etwa bis zu 200 Tieren einen Lebensraum.Dafür wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen die Renaturierung und die Umstellung auf extensive Landwirtschaft. Außerdem wurden Acker- in Grünlandflächen rückgeführt, zahlreiche Kleingewässer angelegt, Naturschutzgebiete eingerichtet und die Wasserbewirtschaftung angepasst.In der bis 2003 laufenden ersten Projektphase in Sachsen-Anhalt wurden rund 17 Millionen Euro durch den Bund, das Land und durch den Zweckverband bereitgestellt. Im Rahmen der 2008 gestarteten zweiten Förderperiode standen weitere rund vier Millionen Euro zur Verfügung.Der Zweckverband Drömling wirkte als Interessenverbund von kommunalen und regionalen Akteuren. Um die natürlichen Ökosysteme zu bewahren und durch geeignete Maßnahmen wiederherzustellen, bedurfte es einer hohen Akzeptanz der Bevölkerung für die Vorhaben. Verschiedene Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit unterstützten dies. Dazu zählten Besucher lenkende Maßnahmen, Wegekonzepte, Einrichtungen der Umweltinformation und der Umweltbildung wie das Naturerfahrungszentrum in Kunrau. Damit sollten die Besucher Einblicke in die naturräumlichen Besonderheiten des Gebiets erhalten und zugleich über die Maßnahmen des Projekts informiert werden. Darüber hinaus sind bereits zahlreiche Beobachtungspunkte im Projektgebiet geschaffen worden, die sich an Rad- und Wanderwegen befinden.Dem 70-jährigen Vorsitzenden des Zweckverbandes Werner Folkens dankte Minister Aeikens am Mittwoch für sein langjähriges Engagement im Drömling und zeichnete ihn mit der Ehrenna-del des Landes Sachsen-Anhalt aus.Der Niedersächsische Drömling umfasst eines des größten Bruchwaldgebiete Nordwestdeutschlands, einen der besterhaltenen Hartholzauenwälder Niedersachsens sowie das größte zusammenhängende Grünlandgebiet Ostniedersachsens.Bereits seit 1980 fanden Flächenankäufe im Drömling durch das Land Niedersachsen statt. Im Vorfeld des Naturschutzgroßprojektes wurde 1998 bis 2001 ein Pflege- und Entwicklungsplan mit Förderung des Bundes erstellt. Dieser Plan wurde in intensiver Kooperation mit den unterschiedlichen Interessensgruppen vor Ort erarbeitet und hat somit die Zusammenarbeit wesentlich gefördert und zur Akzeptanz der Naturschutzplanungen beigetragen.Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurden Maßnahmen insbesondere zur Optimierung des Wasserhaushaltes in den Grünlandgebieten ?Kaiserwinkel? und ?Politz?, den Bruchwäldern im ?Giebelmoor? und im Hartholzauenwald ?Allerauenwald? durchgeführt. Ergänzend wurden weitere Flächen erworben und Maßnahmen zur Aufwertung von Entwicklung von Biotopen wie zum Beispiel durch Anlage mehrerer Kleingewässer durchgeführt. Gesamtziel des Projekt war die langfristige Sicherung und Entwicklung eines großräumigen repräsentativen Feuchtgebietes (Niedermoor) aus naturnahen und kulturhistorisch wertvollen Lebensräumen mit sehr hoher Bedeutung für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten.Die Gesamtausgaben betrugen etwa 5,8 Millionen Euro, die vom Bund, dem Land und den Projektträgern bereit gestellt wurden. Entsprechend der Lage des Niedersächsischen Drömlings im Landkreis Gifhorn, dem Landkreis Helmstedt und der Stadt Wolfsburg haben diese drei Gebietskörperschaften die Trägerschaft für das Naturschutzgroßprojekt übernommen. Die Federführung und das Projektmanagement lagen beim Landkreis Gifhorn. Besondere Bedeutung wurde bei der Maßnahmenplanung und -umsetzung der intensiven Kooperation mit den Eigentümern und Bewirtschafters sowie der Erreichung einer hohen Akzeptanz beigemessen.
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