Noch 2005 Baustart am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra Erlebniscenter: Freiburger Architekturbüro gewinnt internationalen Wettbewerb
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit - Pressemitteilung Nr.: 003/05 Ministerium für Wirtschaft und Arbeit - Pressemitteilung Nr.: 003/05 Magdeburg, den 17. Januar 2005 Noch 2005 Baustart am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra Erlebniscenter: Freiburger Architekturbüro gewinnt internationalen Wettbewerb Das Architekturbüro Detlef Sacker aus Freiburg im Breisgau hat den internationalen Architekturwettbewerb um die touristische Gestaltung des Areals am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra gewonnen. Das gab Wirtschaftsminister Dr. Horst Rehberger heute auf einem Pressegespräch in Nebra bekannt. Unter den 31 Arbeiten von durchwegs hoher Qualität wurden fünf hervorragende Beiträge mit drei Preisen und zwei Sonderpreisen ausgezeichnet. Das Architekturbüro Sacker konnte nach Aussage der Jury ¿mit einem bestechend subtilen Entwurf überzeugen, der einen auf Fernsicht und Zeichenhaftigkeit in der großräumigen Unstrut-Landschaft angelegten erratischen Kubus von über 20 Meter Höhe für das Erlebniscenter vorschlägt¿. Der Preis ist mit rund 19.800 Euro dotiert. Der zweite Preis wurde dem Büro Knerer und Lang, Dresden, zuerkannt. Dritter Preisträger ist das Büro Holzer und Kobler, Zürich. Sonderpreise gingen an das Büro Bolles+Wilson, Münster, sowie an das Büro ARU + Neutral, London. Aufgabe der Architekten war es, am Fundort der Himmelsscheibe ein Erlebniscenter und einen Aussichtssturm zu konzipieren. Mit den Bauten wird der Anfang gemacht, das archäologisch und kulturhistorisch bedeutsame Areal touristisch zu erschließen. Das Architekturbüro Sacker aus Freiburg blieb mit seinem Sieger-Entwurf noch unter ursprünglich angesetzten Baukosten von 3,5 Millionen Euro. Mit dem Bau soll noch dieses Jahr begonnen werden. Das Erlebniscenter wird auf etwa 1.000 Quadratmetern mehrere Präsentationsräume für Multimediaprojektionen sowie einen Verkaufsraum und ein Café umfassen. Es soll keine Museumsausstellung im herkömmlichen Sinn werden, sondern für den Besucher unter anderem erlebbar machen, wie die Menschen der Bronzezeit den Himmel gesehen und sich die Welt vorgestellt haben. Für den Architekturwettbewerb waren insgesamt 35 Büros aus ganz Europa zugelassen worden, 31 reichten schließlich ihre Entwürfe ein. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Carl Fingerhut, Zürich, setzte sich aus Architekturexperten und Sachpreisrichtern wie unter anderem dem Landesarchäologen Dr. Harald Meller und dem Wirtschaftsminister Dr. Horst Rehberger zusammen. Eine Ausstellung mit allen Modellen zur Gestaltung am Mittelberg ist noch in den kommenden zwei Wochen im Gebäude der ¿Alten¿ Kreisverwaltung in Nebra (Schlosshof 5) zu sehen. Insgesamt hatten sich für den im Herbst vergangenen Jahres gestarteten Wettbewerb rund 500 Architekturbüros beworben. Derzeit läuft noch ein LandArt-Wettbewerb zur Gestaltung der Umgebung rund um den Fundort der Himmelsscheibe, die Entscheidung darüber wird im April fallen. Das Erlebniscenter und der auf einem Plateau gelegene Aussichtsturm, dessen Dachterrasse einen ungestörten Freiblick zum Himmelsscheiben-Fundort Mittelberg und in das Unstrut-Tal bietet, sind Teil der touristischen Bronzezeitroute ¿Himmelswege¿ durch den Süden von Sachsen-Anhalt. Bei der Himmelsscheibe handelt es sich um die älteste genauere Sternenabbildung der Welt. Auch das rund 25 Kilometer entfernte und mit 7.000 Jahren älteste Sonnenobservatorium der Welt in Goseck (Landkreis Weißenfels) ist Teil der ¿Himmelswege¿. Außerdem liegt auf der Strecke das Steinkammergrab mit der Dolmengöttin und einer Fruchtbarkeitsstele in Langeneichstädt (Landkreis Merseburg-Querfurt). Die Figur der rund 5.600 Jahre alten Göttin wurde 1987 bei Feldarbeiten entdeckt. Auch das Museum für Vorgeschichte in Halle, wo die Himmelsscheibe aufbewahrt wird, gehört zur Route. Anhang: Jury-Mitteilung zu den preisgekrönten Entwürfen Der internationale Architekturwettbewerb ¿Touristische Erschließung Himmelsscheibe von Nebra¿ wurde unter dem Vorsitz von Prof. Carl Fingerhuth, Zürich, auf der Preisgerichtssitzung vom 14.01.2005 entschieden. Unter den 31 Arbeiten, welche durchwegs von hoher Qualität waren, wurden 5 hervorragende Beiträge mit drei Preisen und zwei Sonderpreisen ausgezeichnet: Der erste Preis wurde von dem Freiburger Architekturbüro Detlef Sacker mit einem bestechend subtilen Entwurf gewonnen, der einen auf Fernsicht und Zeichenhaftigkeit in der großräumigen Unstrut-Landschaft angelegten erratischen Kubus von über 20 m Höhe für das Erlebniscenter vorschlägt. Bei Näherung erweist sich dieses Turmbauwerk jedoch als äußerst strukturiert und feingliedrig. Eine kunstvolle Schichtung aus Maßsteinen des anstehenden Buntsandsteins prägt die Fassaden und bewirkt einen unmittelbaren, sinnlichen Ortbezug; die in der Höhenschichtung zunehmenden Öffnungsanteile vermitteln, verstärkt durch eine angedeutete Verdrehung, einen angenehmen Eindruck von Leichtigkeit und Transparenz. Der Betonung der Vertikalität - in thematischer Bezugnahme auf Erde und Himmel resp. Archäologie und Astronomie ¿ folgt auch die Erschließungs- und innenräumliche Konzeption: Wird die Zuwegung zunächst in das Terrain eingeschnitten und in das nur knapp ausgeleuchtete Sockelgeschoss geleitet, führen die eigentlichen Ausstellungsbereiche in die zunehmend helleren Obergeschosse und schließlich auf die Dachterrasse, welche den ungestörten Freiblick zum Fundort Mittelberg und in das Unstrut-Tal bietet. Zugeordnete Bereiche wie das Cafe, die Büro- und Lagerbereiche befinden sich in einem dem Turm winkelförmig angefügten, eingeschossigen Flachbau, der in das Gelände eingeschnitten wird und sich nur talseitig als elegante Glasfront zeigt. Insgesamt ein hervorragender Entwurf, der in seiner thematischen und funktionalen Konzeption zu überzeugen vermag und dessen anspruchsvolle Fassadengestaltung handwerklich eine Herausforderung darstellt. Der zweite Preis wurde dem Büro Knerer und Lang, Dresden zuerkannt, dessen Entwurf das Bauvolumen des Erlebniscenters fast minimalistisch zurücknimmt und unterirdisch als eingeschossigen Flachbau in die Topografie des Hanggeländes integriert. Nur drei kleinere, schön proportionierte Kuben stehen zeichenhaft in der Landschaft und markieren Ort und Eingang, welcher über eine breite Rampe in den Ausstellungsbereich führt. Letzterer ist als überaus wohlgestalteter und funktionaler Großraum mit Zenitlicht angelegt, der flexibel unterschiedlichste Ausstellungskonzepte und Bespielungen zuläßt. Die dienenden Nebenräume sind bergseitig, das Cafe und die Arbeitsbereiche talseitig mit Panoramablick dem Hauptraum angelagert.Ein Entwurf, der seine subtile Zeichenhaftigkeit mit viel Raffinesse in Szene setzt und seinen Besuchern besondere Erlebnisse ¿ wenn nicht Grunderfahrungen ¿ mit der ¿anderen Zeit (zu machen verspricht), die zugleich fern und nah¿ ist. Der dritte Preis wurde dem Büro Holzer und Kobler, Zürich, verliehen, welches ein überaus zeichenhaftes Erlebniscenter in einer ¿goldenen Sichel¿ vorschlägt. Diese soll gleichsam über einem steinernen Sockel aus anstehendem Buntsandstein schweben und durch den verglasten Zwischenraum mit Foyer und Cafe erschlossen werden. Die überaus funktionalen Grundrisse folgen dieser Gebäudekonzeption und sehen die dienenden Räume im Sockelgeschoss und die Ausstellungsräume im langgeschnittenen Obergeschoss vor, welches landschaftsräumlich auf den Mittelberg ausgerichtet ist und diesen durch eine Vollverglasung der bergseitigen Front eindrücklich in Szene setzt. Ein in seiner Fernwirkung mächtiger Entwurf, der als Erlebniscenter sowohl den thematischen Bezug zum Fundort als auch ausstellungstechnische Perfektion zu bieten vermag. Ein Sonderpreis wurde dem Beitrag des Büros Bolles+Wilson, Münster, zuerkannt, welcher eine freie, überwiegend aufgeständerte Gebäudeplastik als Erlebniscenter vorschlägt. Die in Grund- und Aufriss mehrfach geknickte und gefaltete Gebäudehülle aus braunoxidiertem Cor-Ten-Stahl beinhaltet auf einer Ebene alle Ausstellungsbereiche und Nebenfunktionen in sehr funktionaler Zuordnung. Dieses, trotz seiner Abstraktheit überaus bildliche Projekt löst bei Betrachtern durchaus unterschiedliche Assoziationen (¿Reptil, Höhle.....¿) aus, welche unisono jedoch in einer sehr direkten (fühlbaren, sprachlich hingegen kaum fassbaren) Beziehung zum Thema Himmelsscheibe stehen. Dieser wunderbaren Qualität des Projektes konnte jedoch nicht mit einem regulären Preis entsprochen werden, da die in der Auslobung verbindlich genannten Budgetvorgaben nicht eingehalten waren. Ein weiterer Sonderpreis wurde dem Beitrag des Büros ARU + Neutral, London, verliehen, welches ein ungemein beeindruckendes und in der thematischen Schärfe wohl einmaliges Projekt vorgelegt hat. Ein tiefer, in seiner landschaftsräumlichen Ausrichtung und Geometrie auf den Mittelberg und das Unstrut-Tal orientierter Geländeeinschnitt durchtrennt das engere Baufeld bis zur Hangkante, legt die Schichtenfolge des Terrains und damit den anstehenden Buntsandstein frei und schafft einen suggestiven Raum für das im gleichen Steinmaterial ausgeführte Erlebniscenter. Es entsteht ein archaischer, in seiner Materialität karger, aber umso eindrucksvollerer Landschafts-/Architekturraum, dessen bauliche Monumentalität die wichtigen großräumigen Raum- und Sichtbezüge unmittelbar einbindet und sogar noch potenziert. Auch hier verunmöglichte der Verstoß gegen die bindende Wettbewerbsvorgabe eines Mindestabstandes von 15,0 m zur naturräumlich geschützten Hangkante die Vergabe eines regulären Preises. Impressum: Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Pressestelle Hasselbachstr. 4 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567 - 43 16 Fax: (0391) 567 - 44 43 Mail: pressestelle@mw.lsa-net.de
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