Investitionsförderung erreicht höchsten Stand seit 2014
Unternehmen in Sachsen-Anhalt wollen trotz Corona-Pandemie 1,1 Milliarden Euro investieren / Willingmann: „Konjunkturimpuls zeigt Wirkung“
Sachsen-Anhalt bleibt trotz Corona-Pandemie für Unternehmen ein hoch attraktiver Investitionsstandort. Im Krisenjahr 2020 stieg das Gesamtvolumen geförderter Investitionsvorhaben auf 1,1 Milliarden Euro. Wie aus der Jahresbilanz des Wirtschaftsministeriums hervorgeht, konnten 90 Ansiedlungen und Erweiterungen von Unternehmen mit Zuschüssen in Höhe von 136 Millionen Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) unterstützt werden. Jeder Fördereuro löst damit acht Euro an Investitionen aus. Mehr als 1.400 Arbeitsplätze werden neu geschaffen, knapp 3.500 gesichert. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr 24 Infrastrukturvorhaben mit einem Investitionsvolumen von rund 110 Millionen Euro unterstützt, so dass die Investitionsförderung mit insgesamt 1,22 Milliarden Euro den höchsten Stand seit 2014 erreichte.
„Viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt schauen auch im Pandemie-Jahr 2020 nach vorne und stellen mit ihren Investitionen die Weichen für künftiges Wachstum“, erklärte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann am Dienstag. Es habe sich daher rundum ausgezahlt, dass auf Betreiben des Wirtschaftsministeriums die Investitionsförderung für 2020 im Oktober kurzfristig von 112,6 auf 235,7 Millionen Euro fast verdoppelt wurde. „Der Konjunkturimpuls, den wir als eine Reaktion auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gesetzt haben, zeigt deutlich Wirkung“, betonte Willingmann. So konnten auch die zusätzlichen 112,6 Millionen Euro (je 56,3 Mio. Euro von Land und Bund) nahezu vollständig durch neue Bewilligungen im Jahr 2020 gebunden und damit weiteres Wachstum generiert werden.
Vergleichsweise schwierig gestaltete sich dagegen die Auszahlung von Fördermitteln für Vorhaben, die bereits vor 2020 bewilligt wurden. Da einige Unternehmen ihre Investitionsprojekte mit Beginn der Corona-Pandemie nicht planmäßig umsetzen konnten, ist rund ein Viertel der zur Verfügung gestellten Gelder im vergangenen Jahr nicht abgerufen worden (27,5 von 108,3 Mio. Euro). „Aus Gesprächen mit den Unternehmen wissen wir aber, dass die Pandemie zumeist nur aufschiebende Wirkung hatte“, erläuterte Willingmann.
Das Wirtschaftsministerium geht aktuell davon aus, dass das Investitionsgeschehen 2021 und in den Folgejahren weiter steigt. „Sachsen-Anhalt hat sich nicht grundlos zu einem attraktiven Investitionsstandort entwickelt. Wir haben Wirtschaft und Wissenschaft in dieser Legislaturperiode enger miteinander verzahnt und in beide Bereiche gezielt investiert. Nationale wie internationale Unternehmen kommen heute zu uns, weil sie über unsere erstklassige Hochschullandschaft auch in Zeiten des Fachkräftemangels Zugang zu hochqualifizierten Talenten erhalten und ihre Entwicklungsprojekte in Kooperation mit unseren Forschungseinrichtungen vorantreiben können“, betonte Willingmann. „Wenn wir auch in den kommenden Jahren konsequent in Wirtschaft und Wissenschaft investieren, wird sich Sachsen-Anhalt weiter zu einem Land der Zukunftstechnologien entwickeln.“
Linde und UPM investieren in Zukunftstechnologien
Zu den größten geförderten Unternehmensinvestitionen im Jahr 2020 zählen unter anderem die neue Bioraffinerie der UPM Biochemicals GmbH in Leuna (Saalekreis) sowie die neue Elektrolyseanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff des Gasekonzerns Linde (ebenfalls in Leuna). Der finnische Konzern UPM gab den Startschuss für den Bau einer weltweit einzigartigen Bioraffinerie für 550 Millionen Euro. Von 2022 an sollen im Chemiepark Leuna aus nachhaltig erwirtschaftetem Laubholz Biochemikalien gewonnen werden. UPM wird rund 200 neue Arbeitsplätze schaffen. Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt fördert die Investition mit rund 20 Millionen Euro. Der Gasekonzern Linde errichtet für rund 60 Millionen Euro die weltgrößte Produktionsanlage zur Erzeugung und Verflüssigung von grünem Wasserstoff. Ab Mitte 2022 will der Konzern mit zertifiziertem Ökostrom bis zu 3.200 Tonnen Wasserstoff herstellen, später soll der benötigte Strom aus erneuerbaren Energiequellen der Region bezogen werden. Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt unterstützt den Aufbau zweier so genannter Elektrolyseure sowie die Errichtung eines Wasserstoffverflüssigers mit 15 Millionen Euro.
GRW – Gewerbliche Wirtschaft |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
Anzahl Bewilligungen |
80 |
134 |
202 |
102 |
87 |
90 |
Investitionsvolumen (in Mio. €) |
484,8 |
254,4 |
1.119,3 |
867,3 |
333,8 |
1.107,4 |
Zuschussvolumen (in Mio. €) |
57,3 |
62,2 |
182,3 |
68,7 |
45,4 |
136,2 |
Neu geschaffene Dauerarbeitsplätze |
870 |
656 |
2.225 |
1.294 |
648 |
1.427 |
Gesicherte Dauerarbeitsplätze |
3.428 |
3.235 |
5.947 |
2.861 |
2.123 |
3.467 |
GRW – Infrastrukturvorhaben |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
Anzahl Bewilligungen |
9 |
22 |
10 |
21 |
16 |
24 |
Investitionsvolumen (in Mio. €) |
13,6 |
70,7 |
6,5 |
82 |
121,9 |
109,8 |
Zuschussvolumen (in Mio. €) |
9,7 |
61,4 |
4,7 |
69,1 |
100,2 |
96,6 |
GRW-Investitionsförderung: Bund und Länder stärken die Wirtschaft
Die Investitionsförderung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) erfolgt je zur Hälfte aus Mitteln des Bundes und des jeweiligen Landes. Hauptziel ist es, die Wirtschaftsstruktur zu stärken – durch die Schaffung und Sicherung von dauerhaften und hochwertigen Arbeitsplätzen. Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie stellte der Bund Mitte 2020 zusätzliches Geld für die Investitionsförderung zur Verfügung. Um die Bundesmittel vollständig abrufen zu können, wurde auf Bestreben des Wirtschaftsministeriums auch der Landesanteil gleichermaßen um 56,3 Millionen Euro aufgestockt, so dass für das Gesamtjahr 2020 statt 123 Millionen Euro mehr als 235 Millionen Euro für die Bewilligung neuer Investitionsvorhaben zur Verfügung standen.
Neben der Aufstockung des Fördervolumens hat das Wirtschaftsministerium im Oktober 2020 auch die GRW-Landesregelungen vereinfacht, um einen zusätzlichen Konjunkturimpuls in der Corona-Krise zu setzen. Zu den wichtigsten Änderungen gehörten die Erhöhung der Mindestfördersätze, Erleichterungen beim Erreichen der Höchstfördersätze, besondere Unterstützung für kleine Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten, eine verbesserte Förderung für die Erschließung von Industrie- und Gewerbegebieten durch Kommunen sowie eine Erweiterung der lohnkostenbezogenen GRW-Förderung, die für technologieorientierte Unternehmen aufgrund ihres hohen Personalkostenanteiles besonders wichtig ist.
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