Starker Forschungsverbund der HAW in Sachsen-Anhalt
Willingmann verleiht Promotionsrecht an zwei hochschulübergreifende Promotionszentren
Künftig können in Sachsen-Anhalt alle Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW; ehemals Fachhochschulen) neben Bachelor- und Masterabschlüssen in ausgewählten Fachrichtungen auch den Doktorgrad vergeben. Dafür kooperieren die HAW noch enger und richten zwei hochschulübergreifende Promotionszentren ein: An den Hochschulen Anhalt, Harz und Merseburg können Absolventinnen und Absolventen in Ingenieurwissenschaften und Informationstechnologien promovieren; im Bereich Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften ist neben diesen drei HAW auch die Hochschule Magdeburg-Stendal dabei.
Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat den zwei neuen hochschulübergreifenden Zentren heute das Promotionsrecht verliehen. Bei der Festveranstaltung in Wernigerode (Landkreis Harz) sagte er: „Die hochschulübergreifenden Promotionszentren geben auch den kleineren HAW die Möglichkeit, ihre Absolventinnen und Absolventen zum Doktorgrad zu führen. Die Kooperation besonders forschungsstarker Professorinnen und Professoren stärkt die Qualität der Promotionen und kann auch in anderen Bereichen zu engerer Vernetzung beitragen und dadurch die Hochschullandschaft voranbringen.“
Nach Hessen (2016) und Nordrhein-Westfalen (2019) ist Sachsen-Anhalt das dritte Bundesland, das forschungsstarken HAW ein eigenständiges Promotionsrecht gewährt. Basis dafür ist eine Verordnung des Ministers, die auf der Novelle des Hochschulgesetzes des Landes aus dem Sommer 2020 fußt und Anfang Mai 2021 in Kraft getreten ist. Laut HSG kann forschungsstarken Fachrichtungen an den HAW oder Zusammenschlüssen verschiedener Bereiche der vier HAW des Landes das Promotionsrecht verliehen werden. Voraussetzung dafür ist eine Mindestanzahl von Wissenschaftlern an den Hochschulen mit gesteigerten Forschungsaktivitäten. Die Förderung und Betreuung der Doktoranden erfolgt in Promotionszentren.
Prof Dr. Folker Roland, Rektor der Hochschule Harz, sagte: „Hochschulen für angewandte Wissenschaften benötigen eigene Wege, ihren wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden, der dann auch die Berufungsvoraussetzungen für HAW-Professuren erfüllt. Dieser Punkt ist in Zeiten des Generationenwechsels von großer Bedeutung, da auch bei uns in den nächsten Jahren viele Professorinnen und Professoren in den Ruhestand gehen werden. Dass die HAW in Sachsen-Anhalt ihre Forschungsstärke ausgebaut haben, zeigt sich auch daran eindrucksvoll, dass alle HAW im Land mit Verbund- oder Einzelanträgen im Bundeswettbewerb ‚Innovative Hochschule‘ erfolgreich waren.“
Die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Anne Lequy, unterstrich: „Mit der Einrichtung des hochschuleigenen Promotionszentrums ‚Umwelt und Technik‘ an der Hochschule Magdeburg-Stendal und der federführenden Beteiligung am hochschulübergreifenden Promotionszentrum ‚Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften‘ können wir an allen fünf Fachbereichen der Hochschule wissenschaftlichen Nachwuchs ohne zusätzliche Auflagen in einem interdisziplinären Rahmen zur Promotion führen. Das ist für uns und die gesamte Region ein sehr großer Gewinn.“
Prof. Dr. Jörg Bagdahn, Präsident der Hochschule Anhalt, erklärte: „Nachdem die Hochschule Anhalt in der vergangenen Woche als erste HAW in Sachsen-Anhalt das Promotionsrecht für die Fachrichtungen ‚Life Science‘ sowie ‚Architektur und Designforschung‘ erhalten hat, folgen nun die beiden hochschulübergreifenden Promotionszentren. Durch sie wird die Zusammenarbeit der vier HAW im Land weiter gestärkt und es entstehen neue Kooperationsmöglichkeiten, die das Potential für zukünftige gemeinsame anwendungsorientierte Forschungsvorhaben bieten.“
Der Rektor der Hochschule Merseburg, Prof. Dr. Jörg Kirbs, hob hervor: „Die Verleihung des Promotionsrechts ist ein Beleg für die Forschungsstärke der Hochschule Merseburg, die jetzt für die forschungsstarken Fachrichtungen an allen drei Fachbereichen der Hochschule die Möglichkeit hat, eigenständig den Doktortitel zu vergeben. Die Gründung von hochschulübergreifenden Promotionszentren verstärkt nicht nur die Zusammenarbeit der Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt, sondern gibt zusätzlich auch einen Schub für die gemeinsame exzellente Forschung sowie für den Wissens- und Technologietransfer in die Unternehmen und Einrichtungen der jeweiligen Region.“
Als erste HAW in Sachsen-Anhalt hatte in der vergangenen Woche die Hochschule Anhalt das Promotionsrecht für die Fachrichtungen Life Science sowie Architektur und Designforschung erhalten. Am gestrigen Mittwoch folgte die Hochschule Magdeburg-Stendal für Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften im Promotionszentrum „Umwelt und Technik“.
Hintergrund:
Mit der Möglichkeit, das Promotionsrecht auch an HAW verleihen zu können, reagiert das Wissenschaftsministerium auf eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend abgezeichnet hatte: Die forschungsstarken Bereiche der HAW in Sachsen-Anhalt wie auch ihre an einer Promotion interessierten und geeigneten Absolventen sollen eigene Wege der Nachwuchsförderung gehen, um im Wettbewerb um Fachkräfte wie auch um die Qualifikation des eigenen Nachwuchses bestehen zu können. Zuletzt wurde jedoch beklagt, dass Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen kaum oder nur unter erheblich erschwerten Bedingungen den Zugang zu Promotionsverfahren an den Universitäten fanden. Durch den nun zusätzlichen Weg zur Promotion für HAW-Absolventinnen und -absolventen sollen nicht nur junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Land noch stärker gefördert werden. Zugleich werden damit auch die Hochschulen in ihrer akademischen Entwicklung unterstützt, da sie ihre Profile und Schwerpunkte überregional künftig auch über die Nachwuchsförderung noch stärker sichtbar machen können.
Neben dem neuen Zugang zur Promotion an den Hochschulen erlaubt das Hochschulgesetz 2020 zudem die Kooption von HAW-Professorinnen und Professoren in universitäre Fakultäten und Fachbereiche sowie die Durchführung kooperativer Promotionen an den Universitäten unter Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.
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