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Magdeburg, den 21.06.2000

Frauenministerin Kuppe: DDR-Frauen hatten Gleichstellungsvorsprung / Buchpräsentation für "FrauenOrte"

Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales - Pressemitteilung Nr.: 066/00 Magdeburg, den 22. Juni 2000 Frauenministerin Kuppe: DDR-Frauen hatten Gleichstellungsvorsprung / Buchpräsentation für "FrauenOrte" Wolfen. Frauen in der DDR hatten nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Frauenministerin Dr. Gerlinde Kuppe (SPD) gegenüber den Frauen in Westdeutschland einen "Gleichstellungsvorsprung". "Die von oben verordnete Gleichstellungspolitik ermöglichte zwar keine vollständige Gleichberechtigung, Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau wurden in der DDR aber stärker abgebaut, als dies die von der Frauenbewegung vorangetriebene Emanzipation von unten in der alten Bundesrepublik vermochte", sagte die Ministerin am Mittwoch bei der Präsentation des Buches "FrauenOrte" in der Expo-Korrespondenzregion in Wolfen. "Ein Bündel aus staatlicher und betrieblicher Förderung sorgte dafür, dass Frauen im Osten nicht allein die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch berufliches Fortkommen ermöglicht wurde." Zugleich verwies die Ministerin auf Defizite und ideologische Grenzen der DDR-Gleichstellungspolitik. "Neben viel Licht gab es auch Schatten. Soziale Leistungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren einseitig an Frauen adressiert. Die DDR-Politik zementierte damit alte Rollenklischees nach dem Motto: Familien-, Erziehungs- und Versorgungsarbeit ist nicht Sache der Männer." Als einen entscheidenden Beweggrund für die breite Unterstützung der Berufstätigkeit der Frauen nannte Frau Kuppe den anhaltenden Arbeitskräftemangel der DDR-Wirtschaft. Ministerin Kuppe enthüllte in Wolfen im Rahmen des Expo-Projektes "FrauenOrte" am Filmmuseum eine Informationstafel, die auf das Wirken von Frauen in der Geschichte Sachsen-Anhalts hinweist. Zugleich präsentierte Frau Kuppe das im Mitteldeutschen Verlag Halle erschienene Buch "FrauenOrte". Es spannt einen Bogen über rund 1.000 Jahre Frauen-Geschichte. Orte werden "sichtbar" gemacht, in denen zum einen berühmte Frauen gelebt und gewirkt haben, zum anderen für Frauen Entscheidungen getroffen und Arbeitsfelder eröffnet wurden. Unter dem Titel "Gleichberechtigung oder?" beschäftigt sich ein Buchkapitel mit dem Thema "Frauen in der DDR". Autorin Ursula Schröter kommt darin zum Schluss, dass die DDR-Frauenpolitik die Vision von der Gleichberechtigung nicht erfüllen konnte, da sie private Arbeit ausschließlich den Frauen zuordnete. Die Filmfabrik Wolfen entwickelte sich in den 80er Jahren zum größten Frauenbetrieb in der DDR. Wolfen gilt insofern exemplarisch für die Arbeitsbedingungen werktätiger Frauen im Osten. Mit 60 Prozent Frauenanteil und über 8.000 weiblichen Beschäftigten war die VEB Filmfabrik Wolfen prägend für die Arbeitswelt vieler Frauen in der Region. Neben Krippen- und Kindergartenplätzen unterhielt die ORWO-Fabrik eine betriebseigene Wäscherei und Schneiderei, einen Bestellservice zur Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs sowie ein Ferienerholungsheim. Auch für das berufliche Fortkommen der Frauen wurde gesorgt. In der Betriebsakademie wurden Ingenieurinnen und Meisterinnen qualifiziert. Selbst eine Frau als Generaldirektorin, Sozial- oder Personaldirektorin war in Wolfen möglich. Das Gesamtprojekt "FrauenOrte" geht auf eine Anregung der Sachsen-Anhalt-Frauen-Initiativ-Runde (SAFIR) zurück. Gemeinsam mit der Expo 2000 Sachsen-Anhalt GmbH und den Frauenprojekten im Land wurde das Vorhaben umgesetzt. Das Projekt beschreitet Neuland in der Darstellung von Geschichte. Sehr unterschiedliche Formen der Präsentation ergeben ein Gesamtkonzept. An den FrauenOrten treffen die Besucherinnen und Besucher auf engagierte Ansprechpartnerinnen, die Anregungen für die Spurensuche geben. Ausstellungen, Rundgänge, Stadtführungen und Exkursionen runden das Projekt ab. Impressum: Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales Pressestelle Seepark 5-7 39116 Magdeburg Tel: (0391) 567-4607 Fax: (0391) 567-4622 Mail: ms-presse@ms.lsa-net.de

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