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Magdeburg, den 30.01.2001

Justizministerin Schubert: "Ausgleich von Lerndefiziten junger Gefangener gehört zu den Hauptaufgaben des Vollzuges"

Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 044/01 Magdeburg, den 30. Januar 2001 Justizministerin Schubert: "Ausgleich von Lerndefiziten junger Gefangener gehört zu den Hauptaufgaben des Vollzuges" Die schulische und berufstheoretische Ausbildung junger Gefangener gewinnt zunehmend an Bedeutung für den Jugendvollzug in Sachsen-Anhalt. Im Schuljahr 2000/2001 besuchen allein rund 160 Gefangene den allgemeinen und berufstheoretischen Unterricht der Jugendanstalt (JA) Halle. "Der Ausgleich von Lerndefiziten bei Jugendlichen und jungen Gefangenen gehört inzwischen zu den Hauptaufgaben des Jugendvollzugs. Die Anzahl der jungen Inhaftierten, die über keinen Schulabschluss verfügen oder bei denen es an Reife für eine berufliche Ausbildung mangelt, wächst ständig. Die jüngste Untersuchung in der Aufnahmeabteilung der Jugendanstalt Halle hat ergeben, dass von 265 Inhaftierten über 70 Prozent keinen Schulabschluss hatten", berichtete Sachsen-Anhalts Justizministerin Karin Schubert in der heutigen Kabinettssitzung. "Darum gehört es zu den größten Herausforderungen des Jugendvollzuges, diesen Menschen während der Haftzeit eine Basis für eine erfolgreiche Wiedereingliederung zu schaffen." In Sachsen-Anhalt werde diese Aufgabe zurzeit durch vier hauptamtliche Lehrer der JA Halle sowie 40 bis 50 Honorarlehrer aus umliegenden Schulen der Stadt Halle und zehn Werk- bzw. Lehrmeister erfüllt. Sie unterrichten in 17 Ausbildungsklassen und decken den Gesamtbedarf von insgesamt 356 Unterrichtsstunden pro Woche ab. An schulischen Maßnahmen werden in der JA Halle z. B. ein Hauptschul- und Realschulkurs angeboten. Berufstheoretischer Unterricht findet im Rahmen der Erstausbildung zum Maurer und Maler/Lackierer statt. "Die Lehrer sehen sich dabei der Problematik ausgesetzt, dass die Altersspanne ihrer Schüler mit einem Alter von 14 bis 25 Jahren sehr groß und die Lernfähigkeit sehr unterschiedlich ist", erklärte die Ministerin. "Viele der Jugendlichen sind Schulversager und -hasser und wurden von den Schulen verwiesen. Außerdem zeigt ein großer Anteil der Inhaftierten erhebliche soziale Defizite sowie Bildungsmängel auf, so dass eine Integration in Ausbildungsklassen erschwert wird." Von großer Bedeutung seien daher Unterrichtsangebote wie ein Alphabetisierungs- und Motivationskurs. "Hier werden Analphabeten oder Lernbehinderte überhaupt erst befähigt, weiterführende schulische Maßnahmen nutzen zu können", so Karin Schubert. Ferner biete die JA Halle Berufsvorbereitungsjahre in den Fachrichtungen Metalltechnik, Agrarwirtschaft, Bautechnik, Farbtechnik/Raumgestaltung sowie Elektrotechnik an. "Dieses Angebot richtet sich an Jugendliche, die einer besonderen sozialpädagogischen Betreuung bedürfen und die eine Schule für Lernbehinderte oder eine allgemeinbildende Schule besucht haben, ohne jedoch einen Hauptschulabschluss erlangt zu haben", sagte die Ministerin. "Mit dieser schulischen Ausbildung leistet der Justizvollzug in Sachsen-Anhalts einen wichtigen Beitrag zur Wiedereingliederung junger Straftäter in die Gesellschaft. Für die Allgemeinheit bedeutet dies besseren Schutz vor weiteren Straftaten", ist Karin Schubert überzeugt. Das Land Sachsen-Anhalt unternimmt darum alle Anstrengungen, die Aus- und Fortbildung im Justizvollzug möglichst umfangreich zu gestalten. Dies gilt insbesondere für die Jugendanstalt Halle, zumal laut Jugendgerichtsgesetz (JGG) für junge Straftäter die Möglichkeit der schulischen und beruflichen Förderung gewährleistet sein muss. "Die baulichen Verhältnisse in der Jugendanstalt sind jedoch trotz erheblicher Investitionen der Landesregierung nach wie vor nicht befriedigend, um die dargestellten Aufgaben auf Dauer lösen zu können", so die Ministerin. Darum sei der Neubau der Jugendanstalt Raßnitz, der im März 2000 begonnen worden und 2002 fertiggestellt sei, dringend erforderlich gewesen. Ein wesentlicher Bestandteil der neuen Jugendanstalt ist der Komplex für Schulungs-, Ausbildungs- und Werkstattbereiche mit Platz für fünf externe Betriebe. "Wir müssen auch den jungen Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben und für die es keine andere Sanktion als eine Jugendstrafe gibt, eine Lebensperspektive ermöglichen", ist Ministerin Schubert überzeugt. "Wesentlicher Bestandteil dieser Aufgabe ist die Möglichkeit der schulischen und berufstheoretischen Ausbildung." Zu Ihrer Information: Im Schuljahr 1999/2000 haben fünf junge Gefangene den Realschulabschluss und 20 den Hauptschulabschluss erreicht. Acht junge Straftäter haben ihren Berufsschulabschluss als Maler und Lackierer erhalten und 19 das Jahreszeugnis im Berufsvorbereitungsjahr. In der Jugendanstalt Halle sitzen zurzeit 529 inhaftierte Jugendliche und junge Erwachsene ein. Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Domplatz 4 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de

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