Innenminister Dr. Manfred Püchel eröffnet Sonderausstellung in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 082/01 Magdeburg, den 17. Juni 2001 Innenminister Dr. Manfred Püchel eröffnet Sonderausstellung in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Heute eröffnete Innenminister Püchel die Sonderausstellung "Mut und Zivilcourage in Deutschland 1939-1989 " im Rahmen einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 17. Juni 1953 in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Dabei betonte er die besondere Bedeutung, die die Gedenkstätte Deutsche Teilung für unser Land, für die Menschen aus Ost und West, hat. Püchel: "Am 17. Juni 1953 rollten sowjetische Panzer durch die Straßen in Ostberlin, Magdeburg und anderen Städten der DDR. Sowjetisches Militär, Einheiten der Kasernierten Volkspolizei und Angehörige anderer Sicherheitsorgane befanden sich im Einsatz gegen Menschen, die die Arbeit niedergelegt hatten, um ihre Unzufriedenheit über die Politik der SED . Die aufgestellten politischen und sozialen Forderungen drückten den unmissverständlichen Willen der Bevölkerung der DDR nach wirtschaftlichen Veränderungen, nach mehr Freiheit und Demokratie aus. Das von Walter Ulbricht angeführte Regime der SED erstickte jedoch gemeinsam mit der sowjetischen Besatzungsmacht mit brutaler Gewalt den Protest der Bevölkerung." Wenige Tage nach dem 17. Juni habe die SED versucht, den Arbeiteraufstand als eine "faschistische Provokation ausländischer Agenten" zu diffamieren. Dadurch seien die wahren Hintergründe sowie die Verbrechen der sowjetischen Truppen und Militärtribunale in der DDR bis zur Wende im Herbst 89 verschleiert worden. Püchel: "In der Bundesrepublik wurden die Ereignisse des 17. Juni als das bezeichnet, was sie waren: als Aufstand der Arbeiter gegen die kommunistische Gewaltherrschaft. Der Bundestag erklärte diesen Tag zum Feiertag. 36 Jahre später wurde mit der Revolution im Herbst 1989 die SED-Diktatur überwunden und die Teilung unseres Vaterlandes beendet. Einmaliges Symbol für die Teilung und Wiedervereinigung ist die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn." Mit dieser Gedenkstätte erhalte das Land Sachsen-Anhalt die größte Grenzübergangsstelle zwischen dem ehemals geteilten Deutschland, betonte der Minister. Sie sei ein authentisches Zeugnis für den Unrechtscharakter des SED-Staates. Alle anderen Grenzübergangsstellen seien in der Zwischenzeit demontiert worden. Das Land Sachsen-Anhalt habe sich bewußt zu dieser Gedenkstätte bekannt. Hunderttausende von Besuchern seit der Eröffnung der Gedenkstätte vor fünf Jahren seien ein Beweis, dass diese Entscheidung richtig gewesen sei. Vor allem junge Menschen nutzten diesen Ort des Erinnerns und Gedenkens. Und dies sei besonders wichtig, denn nur wer sich mit der Vergangenheit auseinandersetze, könne die Zukunft gestalten. Püchel: "Gegenwärtig saniert das Land mit einem Aufwand von insgesamt 5,7 Mio. DM die Einrichtung. Die Hälfte dieser Mittel stammen aus dem ¿Aufbauprogramm Kultur in den neuen Ländern` der Bundesregierung." Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn sei ein historischer Ort, sowohl Denkmal, Ort der Trauer, Ort des Erinnerns, Ort des Gedenkens , sie sei gleichermaßen Ort der Begegnung wie Ort der historischen und politischen Bildung. "Im letzten Jahr haben über 110.000 Menschen die Einrichtung besucht und an den verschiedensten Veranstaltungen teilgenommen: an Seminaren, Projekttagen, Führungen und Begegnungsveranstaltungen. Die Gedenkstätte präsentiert auch Sonderausstellungen. Heute ist es die 14. seit ihrer Eröffnung vor 5 Jahren." Jede Zeit fordere von Menschen Mut und Zivilcourage. Das gelte in Diktaturen ebenso wie in einer demokratischen Gesellschaft. Je größer die Gefahr, um so geringer erscheine manchem die Möglichkeit, sie abzuwenden. Mit Wegsehen, Rückzug, Anpassung und Resignation reagierten die einen, bei anderen aber wachse der Wille, couragiert Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Püchel: "Dies thematisiert die Ausstellung "Mut und Zivilcourage in Deutschland 1939-1989". Die Präsentation erinnert in 25 Bild- und Texttafeln an den Widerstand von Frauen und Männern in der Zeit des Dritten Reiches und des DDR-Regimes, an Menschen, deren mutiges Eintreten für Freiheit und Demokratie Vorbild sein kann." Im einzelnen werde dies am Widerstand von Graf von Galen, Dietrich Bonhoeffer, Graf von Stauffenberg und Henning von Treskow, aber auch des studentischen Widerstandes der Weißen Rose (Sophie und Hans Scholl) sowie der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften gegen das Hitler-Regime dargestellt. Auch der Aufstand der Arbeiterschaft vom 17. Juni 1953, der studentische Widerstand in der DDR und der Herbst 1989 in Magdeburg werden thematisiert, ebenso wie der Prager Frühling. Die Ausstellung sei in besonderer Weise aktuell, sie bezeuge, dass Demokratie ohne mutige Bürger nicht auskommt. "Mut und Zivilcourage haben die Welt verändert. Todesstrafe, Gefängnis und Folter, aber auch die Behinderung am Arbeitsplatz waren Versuche der Herrschenden, den Einzelnen durch Angst lähmen zu wollen. Diese Ausstellung zeigt den Kampf gegen Terror und Diktatur, zeigt Mut und Zivilcourage für die Wahrung der Menschenrechte und Menschenwürde, zeigt den ¿Aufstand des Gewissens` in der Vergangenheit und soll Mut für die Zukunft fördern. Sie gibt Anregungen, über das eigene Verhalten nachzudenken - und sie macht Mut." Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn mit der Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg für die Opfer politischer Gewaltherrschaft 1945-1989, der Gedenkstätte "Roter Ochse" Halle (Saale), der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Außenstelle Magdeburg, der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt, der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bildungszentrum Schloss Wendgräben, und der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR des Landes Sachsen-Anhalt. Impressum: Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Halberstädter Straße 1-2 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516 Fax: (0391) 567-5519 Mail: pressestelle@min.mi.lsa-net.de
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