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Magdeburg, den 19.08.2002

Hochwasser-Information vom 20. August 2002

Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 507/02 Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 507/02 Magdeburg, den 20. August 2002 Hochwasser-Information vom 20. August 2002 Aktuelle Informationen der Landesregierung zur Hochwasser-Siutation in Sachsen-Anhalt Aktuelle Lage und Pegelstände Nach Angaben des Umweltministeriums wurden am Dienstagmorgen (6.00 Uhr) folgende Pegelstände gemessen: Elbe bei Dessau 6,87 m Elbe bei Wittenberg 6,46 m Elbe bei Aken 7,39 m Elbe bei Barby 6,87 m Elbe bei Magdeburg 6,65 m Elbe bei Niegripp 9,18 m Elbe bei Tangermünde 7,57 m Elbe bei Wittenberge 6,99 m Die fallende Tendenz der Wasserstände in der Elbe hat sich bis in den Raum Barby durchgesetzt. Nach bisherigem Kenntnisstand hat der Hochwasserscheitel in der Nacht zum Dienstag zwischen 20.00 und 24.00 Uhr mit einem Wasserstand von 670 cam Magdeburg passiert. Am frühen Dienstagmorgn befand sich der Scheitel im Raum Niegripp und sollte im Tagesverlauf bis Tangermünde vorrücken. Auf der rechten Elbseite werden von der sächsischen Grenze bis unterhalb der Lutherstadt Wittenberg aus Sicherheitsgründen keine Deiche mehr verteidigt. Die Sicherung der Rückstau-Deiche entlang der Ohre ist abgeschlossen. Wegen der Rückstaus der Elbe ist die Situation an der B 1-Brücke Magdeburg-Heyrothsberge weiter angespannt. In der Nacht zum Dienstag brach in der Nähe der Brücke im rechten Umflutdeich auf einer Länge von rund 30 Metern ein Deich. Sicherungsmaßnahmen werde geprüft. An der Böschung des rechten Elbdeiches werden zwischen den Ortslagen Randau und Kreuzhorst, zwischen Magdeburg-Seestraße und dem linken Elbeumflutdeich unterhalb Haberlandbrücke (zwischen Elbenau und Plötzky) die Deiche gesichert. Am Dienstag beginnt in der Altmark auf einer Länge von neun Kilometern die Erhöhung des linken Elbdeiches unterhalb des Reetz-Wischedeiches um 30 cm. Die vier Deichbaustellen im Landkreis Stendal wurden gesichert. Der linke Elbdeich unterhalb Ortslage Bittkau wurde auf 1,5 km Länge um 30 cm erhöht. Sicherungsmaßnahmen erfolgen auch am Bucher Deich in Höhe Kellerwihl. Evakuierungsmaßnahmen und Hilfskräfte Wie das Innenministerium mitteilte, mussten bislang schätzungsweise 60.000 Sachsen-Anhalter aufgrund des Hochwassers evakuiert werden. Betroffen seien zahlreiche Ortschaften in sechs Landkreisen sowie die Landeshauptstadt. Beim Kampf gegen das Hochwasser sind neben landeseigenen Kräften auch 17.000 Helfer von außerhalb im Einsatz. Die Kräfte kommen u. a. vom THW, der Bundeswehr, dem Bundesgrenzschutz und der Feuerwehr. Gesperrte Straße Nach Angaben von Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Daehre mussten in Sachsen-Anhalt bislang 323 Straßenkilometer gesperrt werden. Seuchengefahr Nach Angaben von Gesundheitsminister Gerry Kley besteht momentan keine akute Seuchengefahr. "Panikmache ist nicht angebracht", betonte der Ressortchef. Die Gesundheitsämter der Landkreise und Städte sowie das Hygieneinstitut beim Landesuntersuchungsamt Sachsen-Anhalts seien bestens präpariert, um im Notfall die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. "Bislang besteht jedoch kein Handlungsbedarf", fügte der Minister hinzu. Stärkeres Engagement des Bundes für Landwirte gefordert Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke forderte vom Bund ein stärkeres Engagement für die von den Fluten betroffenen Landwirte. Nach bisherigen Angaben müsse das Soforthilfeprogramm des Bundes für hochwassergeschädigte Landwirte zur Hälfte von den betroffenen Bundesländern gegenfinanziert erden, kritisierte die Ressortchefin. Das Geld aus der Landeskasse werde jedoch dringend benötigt, um die vom Hochwasser angerichteten Schäden in der Landwirtschaft zu beheben. Die Bundesregierung will zehn Millionen Euro bereitstellen Die Verteilung des Geldes soll über eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern geregelt werden. Bund und Länder wollten sich am Dienstag weiter verständigen. Hilfsangebote Nach dem Jahrhunderthochwasser gibt es für die Opfer der Flutkatastrophe zahlreiche Hilfsangebote. Neben zahlreichen Privatpersonen starteten auch Verbände, Institutionen und Behörden Spendenaktionen. Unter dem Motto "Kommunen helfen Kommunen" rief der Städte- und Gemeindebund zu Unterstützung für betroffene Gemeinden, Städte und Landkreise auf. Außerdem bereite der Städte- und Gemeindebund unter www.fluthilfe.org eine Internet-Plattform vor, über die Hilfsangebote koordiniert werden sollen. Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau hat nach eigenen Angaben unter der Rufnummer 0345/2 12 62 38 eine Hotline geschaltet, über die Schadensmeldungen betroffener Unternehmen aufgenommen und koordiniert werden. Außerdem bietet die IHK umfangreiches Informationsmaterial zu Sonderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Deutschen Ausgleichsbank an. Die Informationen könnten über www.halle.ihk.de oder über die Fax-Nr. 0345/2 17 99 02 abgerufen werden. Grundbucharchiv Barby Trotz steigenden Grundwassers sind die Akten im Grundbucharchiv Barby sicher. Nach Angaben des Justizministeriums wurden die rund zwei Millionen Akten in der vergangenen Woche vorsorglich in höher gelegene Etagen des Archivs sowie andere Gebäude gebracht. Auch die Technik für das Elektronische Grundbuch ist nicht vom Wasser bedroht. Mit der Abschaltung des Servers und der Auslagerung der Technik in höhere Etagen wurde das Elektronische Grundbuch vorübergehend vom Netz genommen. Den Angaben zufolge steht das Grundwasser im Keller des Grundbucharchivs derzeit etwa 20 Zentimeter hoch. Hintergrund Elbe Die Elbe ist Sachsen-Anhalts längster Fluss. Sie durchfließt das Land auf einer Strecke von 302 Kilometern. Damit befindet sich der längste Elbabschnitt Deutschlands in Sachsen-Anhalt. Es folgen Niedersachsen mit 272 km, Sachsen mit 179 km, Schleswig-Holstein mit 109 km, Brandenburg mit 93 km, Hamburg mit 51 km und Mecklenburg-Vorpommern mit 21 km. Die zum Schutz vor Elbhochwasser angelegten Deiche erstrecken sich insgesamt auf einer Länge von 525 km; hinzu kommen die Deiche im Bereich der Elbeumflut/Ehle mit 40,5 km. Insgesamt werden in Sachsen-Anhalt Flächen in einer Ausdehnung von rund 250.000 Hektar durch Deiche begrenzt. Die Deichanlagen haben eine Gesamtlänge von 1.343 Kilometern. Von 1990 bis 2002 wurde der Schutz vor Hochwasser erheblich verbessert. Dazu wurden jährlich rund 7,5 Millionen Euro in die Sanierung von Deichen ¿ insbesondere an der Elbe und ihren großen Nebenflüssen ¿ bereitgestellt. Parallel dazu musste die Funktionsfähigkeit vieler technischer Anlagen an diesen Gewässern verbessert werden. Allgemeine hygienische Hinweise · Kinder sind bei Hochwasser besonders gefährdet. Das Baden und Spielen im überschwemmungswasser ist unbedingt zu unterlassen. Neben dem Infektionsrisiko besteht hier insbesondere eine erhöhte Verletzungsgefahr. · Beim Aufräumen Handschuhe, Gummistiefel und feuchtigkeitsabweisende Kleidung tragen. Der Kontakt von verletzter Haut mit Schlamm ist zu vermeiden. Auf erhöhte Verletzungsgefahren ist auch beim Aufräumen zu achten. · Grundsätzlich wird das Risiko einer fäkal-oral übertragbaren Krankheit erheblich verringert, wenn vor dem Essen, Trinken und Rauchen die Hände gründlich mit sauberem Wasser gereinigt werden. · Geschirr und Gebrauchsgegenstände sind vor der Benutzung gründlich mit heißem und sauberem Wasser zu reinigen. · Bei Verdacht auf fäkale Kontamination ist eine desinfizierende Reinigung der betroffenen Flächen und Gegenstände zu empfehlen. Dazu sind Chlor- und Aldehydpräparate (zu beziehen aus Apotheken) geeignet. · Kellerräume sind zu reinigen, gegebenenfalls zu desinfizieren und über eine längere Zeit austrocknen zu lassen, um Schimmelpilzbefall vorzubeugen. · überflutete Gärten sind so bald wie möglich umzugraben. Damit wird der Insektenvermehrung und der Geruchsbelästigung vorgebeugt. Verdorbene Lebensmittel und Bioabfall sind möglich schnell zu entsorgen. Termine Ministerpräsident Prof. Dr. Böhmer informiert sich am (heutigen) Dienst von 16.00 bis 16.45 Uhr gemeinsam mit Innenminister Klaus Jeziorsky im Katastrophenschutz-Stab des Innenministeriums. Der ursprünglich für den Nachmittag geplante Besuch der CDU-Bundesvorsitzenden Angela Merkel wurde kurzfristig abgesag.t Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Domplatz 4 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de

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