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Magdeburg, den 19.06.2003

Innenminister Klaus Jeziorsky: Landtag genehmigt Finanzmittel zur Herrichtung der Gedenkstätte "Roter Ochse" Halle (Saale

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 097/03 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 097/03 Magdeburg, den 20. Juni 2003 Innenminister Klaus Jeziorsky: Landtag genehmigt Finanzmittel zur Herrichtung der Gedenkstätte "Roter Ochse" Halle (Saale Der Finanzausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt hat die anteiligen Landesmittel für die Herrichtung der Gedenkstätte "Roter Ochse" Halle (Saale) genehmigt. Innenminister Klaus Jeziorsky: "Damit können die umfangreichen Maßnahmen zur Sanierung des Gebäudetraktes, zur Einrichtung der neuen Dauerausstellung und zur Verbesserung der Seminar- und Projektarbeiten beginnen." Die Haftanstalt "Roter Ochse" in Halle (Saale) wurde 1842 als Königlich-Preußische Straf-, Lern- und Besserungsanstalt eröffnet. Das jetzt die Gedenkstätte beherbergende Gebäude entstand wahrscheinlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es diente zunächst als Wirtschaftsgebäude, nach einem Umbau ab ca. 1880 als Lazarett und ab 1900 auch als "Irrenanstalt". Ab 1933 sperrten die Nationalsozialisten Hunderte politische Gegner im "Roten Ochsen" ein. Das Gefängnis wurde im Jahre 1935 zum Zuchthaus. 1942 bauten sie den Kellertrakt der damaligen "Irrenanstalt" zu einer Hinrichtungsstätte um und vollstreckten hier Todesurteile an mehr als 500 Menschen aus über einem Dutzend Staaten. Im Juli 1945 wurde der gesamte Gebäudekomplex der sowjetischen Militärverwaltung übergeben und anschließend Sitz des Sowjetischen Militärtribunals (SMT) für die preußische Provinz Sachsen und später für das Land Sachsen-Anhalt. Das heutige Gedenkstättengebäude diente in dieser Zeit auch als Inhaftierungsort für Untersuchungsgefangene. Im Frühsommer 1952 übergab die sowjetische Verwaltung das jetzige Gedenkstättengebäude und das Hafthaus A an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Zwischen 1952 und 1989 verhörten hier Spezialisten des MfS über 6.000 politische Gefangene. Anfang der 90er-Jahre wurde aus dem Gefängniskomplex ein Teilbereich (der Trakt, in dem die Nationalsozialisten die Hinrichtungen durchführten und ab 1952 die Vernehmungen durch die Mitarbeiter des MfS stattfanden) für die Gedenkstätte herausgelöst. 1996 wurde die Gedenkstätte eröffnet. Jeziorsky: "Die Gedenkstätte hat auf der Grundlage der Biographie des Gebäudekomplexes bundesweite Bedeutung. Deshalb hat auch die vom Bund eingesetzte Enquete-Kommission die Gedenkstätte in die Liste jener Einrichtungen aufgenommen, die als besonders förderfähig eingestuft worden sind." Das Konzept für die Sanierung des Gebäudes und die Einrichtung der neuen Dauerausstellung berücksichtige, dass die Gedenkstätte nicht an einem neutralen, sondern an dem tatsächlichen Ort der Menschenrechtsverletzungen eingerichtet werden soll. Der Tatsache, dass der gesamte Gebäudekomplex den Charakter eines Exponats besitze, solle Rechnung getragen werden. Für jede darzustellende Zeitperiode sei ein eigener Umgang mit der baulichen Hinterlassenschaft und den historischen Relikten entwickelt worden. "Bei der Herrichtung des Gebäudes werden nach Möglichkeit authentische bauliche Strukturen erhalten und spätere Einbauten (z.B. im Bereich des ehemaligen Hinrichtungsraumes und im Bereich des späteren Küchentraktes) unter Berücksichtigung der Aspekte des Denkmalschutzes entfernt. Einige Objekte und bauliche überreste dokumentieren die Nutzung der Todeszellen und anderer Räume im Bereich der Richtstätte zur DDR-Zeit. Ehemalige Funktionsräume sollen nach Möglichkeit gesichert und unverändert gezeigt werden", so der Innenminister. Hinweis : Folgende Schwerpunkte der Ausstellung sind vorgesehen: Erdgeschoss: Foyer; Dokumentation der Zeit 1933-1945 unter Einbeziehung des ehemaligen Komplexes der Richtstätte: Hinrichtungsraum, Aufenthaltsraum der Scharfrichter, Sargmagazin, Sargtischlerei usw. Obergeschoss: Präsentation von Original erhaltenen MfS-Räumen sowie von zwei Musterzellen (Zeit um 1945 und 1960); Sonderausstellungsfläche Obergeschoss: Dokumentation der Zeit 1945-1989 unter Einbeziehung von authentischen Verhör- und Dienstzimmern von MfS-Mitarbeitern. Ehemalige Wache: Ausstellung zur Baugeschichte des Hauses Im 3. Obergeschoss sollen Verwaltung, Bibliothek und Räume für Opferverbände eingerichtet werden. Im Dachgeschoss entstehen ein Seminarraum sowie mehrere kleinere Räume für Projektarbeit. Das gesamte Projekt ist in den letzten Jahren mehrfach im Gedenkstättenbeirat des Landes, dem neben Vertretern der Wissenschaft, der Museen, der Kirchen und Religionsgemeinschaften auch Vertreter der Opferverbände angehören, intensiv beraten worden. Die Umsetzung erfolgt in den Jahren 2003 bis 2005. Während der Bauphase wird die Einrichtung zeitweilig für den Publikumsverkehr geschlossen werden müssen. Die Gesamtmaßnahme umfasst einen Umfang von etwa 3,5 Mio. EUR. Hiervon wird der Bund knapp 1,5 Mio. EURO tragen. Impressum: Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Halberstädter Straße 1-2 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516 Fax: (0391) 567-5519 Mail: pressestelle@mi.lsa-net.de

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