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Magdeburg, den 21.10.2003

Studie zur Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren Sozialminister Kley will transparente Wohnberatung für ältere Menschen und Erweiterung beim Qualitätssiegel "Betreutes Wohnen"

Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.: 130/03 Ministerium für Gesundheit und Soziales - Pressemitteilung Nr.: 130/03 Magdeburg, den 22. Oktober 2003 Studie zur Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren Sozialminister Kley will transparente Wohnberatung für ältere Menschen und Erweiterung beim Qualitätssiegel "Betreutes Wohnen" Magdeburg. In Sachsen-Anhalt hat sich seit 1990 ein differenzierter Markt mit unterschiedlichen altersgerechten Wohnangeboten entwickelt. Dabei weisen die Großstädte ein relativ stabiles Versorgungsniveau auf. Während in Kleinstädten und auf dem Land aufgrund des hohen Anteils an Wohneigentum nur ein geringer Bedarf an altersgerechten Wohnangeboten besteht, haben Städte mit 20.000 ¿ 50.000 Einwohnern noch Nachholbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zur Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren, die Sozialminister Gerry Kley am Mittwoch in Magdeburg vorstellte. Ziel der Studie war es, in Sachsen-Anhalt die aktuellen altersgerechten Wohnangebote und die Wohnbedingungen älterer Menschen sowie ihre Bedürfnisse zu erfassen, um die Landespflegekonzeption praxisnah weiter entwickeln zu können. ¿Der Markt ist für ältere Menschen nur schwer zu beurteilen. Um an dieser Stelle eine bedürfnisorientierte Versorgung der Bevölkerung absichern zu können, brauchen wird perspektivisch in den Landkreisen und kreisfreien Städten eine trägerneutrale Wohnberatung für Seniorinnen und Senioren. In diesem Zusammenhang wäre sicher auch eine Erweiterung des Qualitätssiegels ¿Betreutes Wohnen Sachsen-Anhalt¿ hilfreich¿, resümierte der Minister. Er plädierte dafür, dass neben der Barrierefreiheit und Transparenz vertraglicher Regelungen auch die Bezahlbarkeit oder die Ausstattung der Gemeinschaftsräume und die infrastrukturelle Einbindung stärker berücksichtigt werden. Kley betonte: ¿Seniorinnen und Senioren erwarten von altersgerechten Wohnangeboten, dass sie ihnen helfen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Dazu sollten diese barrierefrei sein, soziale Kontakte und Kommunikation in unterschiedlicher Form ermöglichen sowie bei Bedarf Service- und Pflegeleistungen anbieten.¿ Kley wertete die Ergebnisse der Studie als Ausdruck eines gestiegenen Selbstbewusstseins  der Seniorinnen und Senioren: ¿Sie möchten das Heft so lange wie möglich in der Hand behalten, anstatt bevormundet zu werden. Sie wollen mobil sein und Pflegeleistungen nur in dem Maße in Anspruch nehmen, wie es aus ihrer Sicht erforderlich ist. Und sie reklamieren für sich ein intaktes Wohnumfeld, in dem sie die für eine selbstständige Alltagsbewältigung erforderlichen Einrichtungen auch allein erreichen können.¿ Die Studie zeige weiter, so Kley, dass eine stärkere Vernetzung von Anbietern altersgerechter Wohnmöglichkeiten mit anderen sozialen Diensten neue Impulse bringen würde. Der Minister bezeichnete zudem die Bezahlbarkeit altersgerechter Wohnangebote als ein immer wichtiger werdendes Kriterium: ¿Der Anstieg der Lebenshaltungskosten einerseits, schmalere Renten in der Zukunft andererseits sowie eine steigende Zahl von Seniorinnen und Senioren werden auch künftig eine öffentliche Förderung von altersgerechten Sozialmietwohnungen notwendig machen. Nur so kann älteren Menschen aller Schichten langfristig der Zugang zu diesen Wohnangeboten erhalten werden.¿ Ergebnisse im Überblick Bewohner/Interessenten In Sachsen-Anhalt leben 676.545 Seniorinnen und Senioren, die 60 Jahre und älter sind. Ca. 92 Prozent davon haben eine eigene Wohnung, 5 Prozent wohnen im Haushalt von erwachsenen Kindern, 2,6 Prozent leben in Pflegeheimen. Von den rund 6.700 ermittelten Bewohnern altersgerechter Wohnungen sind drei Viertel Frauen. 75 Prozent der Bewohner leben allein. 42 Prozent sind zwischen 70 und 80 Jahren. Das Durchschnittsalter von Frauen und Männern beim Einzug in altersgerechte Wohnungen liegt bei 73 Jahren. Auffallend ist, dass lebenslang oder längerfristig Alleinlebende sich früher auf altersgerechte Wohnangebote orientieren. Erwartungen an altersgerechte Wohnangebote · Für Seniorinnen und Senioren in Sachsen-Anhalt stehen bei altersgerechten Wohnangeboten die Wohnbedürfnisse im Vordergrund. Pflege und Betreuung sind demgegenüber zweitrangig. 63 Prozent der befragten Bewohner altersgerechter Wohnungen gaben als Umzugsgrund eine nicht altersgerechte Ausstattung ihrer früheren Wohnung an. Demgegenüber waren nur für 12 Prozent der Bewohner das Pflege- und Betreuungsangebot für den Wohnungswechsel ausschlaggebend. · Sowohl Bewohnerinnen und Bewohner als auch Interessenten altersgerechter Wohnangebote wollen sich so lange wie möglich eine selbstbestimmte Lebensführung sichern, soziale Kontakte pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. · Bevorzugt werden barrierefreie Zwei-Raumwohnungen mit Balkon. · Gewünscht wird ein ausreichendes Angebot an Kommunikation, barrierefreie Gemeinschaftsräume, Unterstützung der Mobilität sowie eine gute infrastrukturelle Einbindung in das Wohnumfeld. Das Angebot Im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus sind von 1992-2000 im Land 4.819 alters- und behindertengerechte Wohnungen neu entstanden. Zwischen 1995 und 2000 wurden außerdem mit Geldern der öffentlichen Hand auf dem Weg der Wohnraumanpassung 9.321 alters- und behindertengerechte Wohnungen geschaffen. Insgesamt steht in Sachsen-Anhalt, ausgehend von den individuellen Wohnbedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten, ein differenzierter Markt mit unterschiedlichen altersgerechten Wohnangeboten zur Verfügung (204 Angebote landesweit). Dabei ist eine Konzentration in den Großstädten Halle (21) und Magdeburg (19) erkennbar. Mit Ausnahme der Landkreise Wernigerode (18) und dem Burgenlandkreis (17) gibt es in den anderen Landkreisen zwischen drei und zwölf altersgerechte Wohnangebote. In Landkreisen mit hohem Wohneigentum-Anteil sind nur wenige Angebote zu finden (Stendal ¿ 4, Anhalt-Zerbst ¿ 3, Wittenberg ¿ 4, Saalkreis ¿ 4, Sangerhausen ¿ 3). Bei den Wohnträgern dominieren private, dann folgen kommunale Wohnungsgesellschaften, nicht wohlfahrtlich gebundene freigemeinnützige Träger, Wohnträger der Wohlfahrtsverbände und schließlich die Wohnungsgenossenschaften. In ca. zwei Dritteln der Wohnanlagen bestehen Wartelisten. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine altersgerechte Wohnung liegt bei sieben Monaten. · Die Nettokaltmiete beträgt im Durchschnitt 5,45 Euro, die Betriebskosten liegen bei durchschnittlich 2,02 Euro. · Altersgerechte Wohnangebote werden bislang vor allem auf Senioren-Wohnanlagen bzw. barrierefreie Wohnungen bezogen. Alternative Wohnformen wie Jung- und Alt-Wohnen von Familien in einem Mietshaus bei selbstständiger Wohnung oder Selbsthilfe-Wohngemeinschaften spielen im öffentlichen Bewusstsein nur eine geringe Rolle. Hintergrund Die Studie wurde im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit und Soziales vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. erarbeitet. Die Untersuchungen basieren auf Daten der amtlichen Statistik und auf einer eigenen Befragung des Forschungszentrums, das dazu 3.000 Fragebögen verschickte. 143 Wohnträger sowie knapp 1.000 Seniorinnen und Senioren beteiligten sich an der Studie. 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