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Magdeburg, den 04.02.2004

Innenminister Klaus Jeziorsky stellt die Straßenverkehrsunfallbilanz für das Jahr 2003 vor

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 021/04 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 021/04 Magdeburg, den 4. Februar 2004 Innenminister Klaus Jeziorsky stellt die Straßenverkehrsunfallbilanz für das Jahr 2003 vor Gesamtunfallzahl ist mit 85.455 Verkehrsunfällen deutlich unter die Neunzigtausender Grenze gerutscht Insgesamt 5,5 Prozent weniger Verkehrsunfälle Rückgang bei der Anzahl der Schwer- und Leichtverletzten Zunahme der im Straßenverkehr Getöteten um 23 Personen von 276 (2002) auf 299 im Jahr 2003 Verkehrssicherheitsarbeit wird weiter intensiviert, Sondererhebung tödlicher Unfälle "Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, am Anfang eines Jahres die Unfallbilanz des vorangegangenen Jahres vorzustellen. Vorausschicken möchte ich in diesem Jahr zunächst Zahlen, die das Unfallgeschehen nicht unwesentlich beeinflussen", so Innenminister Klaus Jeziorsky eingangs. Die Unfallentwicklung müsse vor dem Hintergrund eines weiter steigenden Kraftfahrzeugbestandes gesehen werden: So waren Anfang Januar 2003 in Deutschland 53,7 Mio. kennzeichenpflichtige Kraftfahrzeuge beim Kraftfahrt-Bundesamt registriert. Im Jahr 2000 waren es rund 51,3 Mio. Kraftfahrzeuge. Jeziorsky: "In Sachsen-Anhalt stieg der Kraftfahrzeugbestand seit dem Jahr 2000 von 1.447.000 um rund 76.000 (+5 %) auf 1.523.000 Fahrzeuge im Jahr 2002." Wie sieht nun die Unfallentwicklung in unserem Land aus? In Sachsen-Anhalt ereigneten sich im Jahr 2003 (Vorjahr in Klammern): 85.455 Verkehrsunfälle (90.449) mit 299 Getöteten (276) und 13.701 Verletzten (14.295). Das bedeutet: Die Gesamtunfallzahl ist unter die magische "Neunzigtausender Grenze" gerutscht. Der Rückgang beträgt erfreuliche 5,5 Prozent oder -4.994 Verkehrsunfälle. Auch bei den Unfällen mit Personenschaden wurde eine Abnahme um - 4,4 Prozent (-492 Verkehrsunfälle) registriert. Besonders erfreulich ist der Rückgang bei den Schwerverletzten um - 6,8 Prozent auf 3.340 Personen (2002: 3.585) sowie bei den Leichtverletzten um - 3,2 Prozent auf 10.361 Personen (2002: 10.710). "Diese positiven Zahlen werden aber überschattet durch die schlimme Tatsache", so Innenminister Klaus Jeziorsky, "dass erstmals seit 1994 die Anzahl der Getöteten wieder angestiegen ist. 2002 wurden 276 Menschen auf unseren Straßen getötet, 2003 waren es 299, das sind 23 getötete Personen mehr, was einem Anstieg von 8,3 Prozent entspricht." Diese Entwicklung mache nicht nur betroffen, so Jeziorsky weiter, sondern stehe zudem dem Bundestrend entgegen, der nach ersten Prognosen voraussichtlich von einem Rückgang der Verkehrstoten um 4 Prozent ausgeht. Der zahlenmäßige Anstieg der Verkehrstoten sei insbesondere in den ländlich strukturierten Bereichen des Landes zu verzeichnen. So registrierten die Polizeidirektionen Dessau, Halberstadt und Merseburg deutlich mehr Verkehrstote als im Vorjahr, während in den übrigen Polizeibehörden die Zahlen teilweise auch sehr deutlich rückläufig waren. Die Entwicklung auf den Bundesautobahnen in Sachsen-Anhalt gäbe ebenfalls Anlass zur Sorge. Jeziorsky: "Zwar haben die Unfälle auf den Autobahnen um 4,14 Prozent abgenommen und auch die Verkehrsunfälle mit Personenschaden sind um 8 Prozent rückläufig, da aber die Anzahl der Getöteten von 36 auf 44 um 22 Prozent ebenso stieg wie die Anzahl der Schwerverletzten von 274 auf 302 um 10 Prozent, ist alles andere als Zufriedenheit angesagt. Natürlich haben uns diese Zahlen veranlasst, genauer zu hinterfragen, wo die Ursachen für diesen Anstieg liegen und inwieweit Maßnahmen der Polizei geeignet sind, präventiv auf das Verhalten der Kraftfahrer ein- und dem Anstieg dieser Zahlen entgegenzuwirken. Wir werden deshalb bis Ende März eine Sondererhebung ¿schwere Unfälle` durchführen." Für viele der tödlich verlaufenden Verkehrsunfälle bleibt festzuhalen, dass Präventionsmaßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen äußerst schwierig sind. So lehnte sich zum Beispiel im Mansfelder Land ein Beifahrer zu weit aus dem Pkw-Fenster, verlor in einer Linkskurve das Gleichgewicht, stürzte aus dem Fahrzeug und prallte gegen einen Stahllichtmast. Oder denken wir an die vielen Unfälle, bei denen Fahrzeugführer die geschlossene Halbschranke eines Bahnüberganges umfuhren und die Insassen getötet bzw. schwer verletzt wurden. Bei fünf dieser Verkehrsunfälle wurden im Jahr 2003 sieben Menschen getötet. Aber auf der anderen Seite gäbe es durchaus erfolgversprechende Möglichkeiten für eine Optimierung der Verkehrssicherheit. Die abgestimmten Verkehrssicherheitskampagnen der Mitglieder des Beirates für Verkehrssicherheitsarbeit der vergangenen Jahre, die sich an die Zielgruppe der "Jungen Fahrer und Fahranfänger" richteten, lassen durchaus Erfolge erkennen. Besondere Personengruppen: So ist die Anzahl der Verunglückten im letzten Jahr in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen um 88 auf 3.557 (2002 = 3.645) zurückgegangen, was auch dazu geführt hat, dass die Anzahl der Getöteten und Schwerverletzten mit jeweils minus 3 Prozent ebenfalls rückläufig ist. Jeziorsky: "Trotzdem bleibt diese Altersgruppe weiterhin eine schwierige Zielgruppe für unsere Verkehrssicherheitsarbeit, da der Anteil an den Gesamtverunglückten auch in 2003 bei dem nach wie vor zu hohen Wert von ca. 25 Prozent lag." Auch wenn der deutliche Rückgang der Anzahl verunglückter Kinder um rund 9 Prozent auf 1.101 Unfallopfer im Kindesalter positiv herausgestrichen werden könne, so der Minister, sei die Zahl gleichwohl erschreckend hoch und zeige, wie wichtig die schulische Verkehrsprävention sei, die man u. a. gemeinsam mit dem Kultusministerium und der Landesverkehrswacht organisiere. Bei den verunglückten Jugendlichen ( 15 ¿ 18 Jahre) könne man zwar insgesamt einen Rückgang um 7,4 Prozent auf 1.294 betroffene Jugendliche verbuchen. Die extreme Steigerung der Anzahl der getöteten Jugendlichen von 12 auf 30 um mehr als das Doppelte trübe aber das sonst positive Bild jedoch erheblich. Auffällig war, dass eine erhebliche Anzahl davon Insassen in verunglückten Kraftfahrzeugen war. Deutlich sei die Zahl der verunglückten Senioren ( ab 65 Jahre ) um 120 auf 1.123 (2002 = 1.103) angestiegen. Auch in dieser Altersgruppe haben die schweren Unfallfolgen zugenommen. Im Verlauf des Jahres stieg die Zahl der getöteten Senioren um 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2002. Die Altersgruppe der über 65-Jährigen war mit einem Anteil von rund 10 Prozent bei den Schwerverletzten und rund 19 Prozent bei den Verkehrstoten beteiligt, was hinsichtlich der getöteten Personen nunmehr fast dem Bevölkerungsanteil von ca. 20 Prozent entspricht. Dies entspricht dem bundesweiten Trend, der auch durch die demographische Entwicklung beeinflusst wird. Jeziorsky: "Unsere Verkehrssicherheitsarbeit in dieser Altersgruppe werden wir intensivieren müssen. Erste überlegungen dazu gibt es auch seitens der Landesverkehrswacht, die neue Konzepte für diese Zielgruppe entwickelt. So werden wir vor dem Hintergrund der Verkehrsunfallstatistik 2003 und der demographischen Entwicklung in unserem Land einen Verkehrssicherheitspreis des Landes Sachsen-Anhalt ausloben." Hauptunfallursachen Entsprechend der rückläufigen Gesamtzahlen waren naturgemäß auch die registrierten Unfallursachen rückläufig. Zu den häufigsten Unfallursachen zählen ungeachtet der Folgen: unzureichender Sicherheitsabstand, Wenden / Rückwärtsfahren, Geschwindigkeit, Wildunfälle, Vorfahrt, überholen und Alkoholeinwirkung im Straßenverkehr. Während sich an der Reihenfolge der Häufigkeit der Unfallursachen gegenüber dem Vorjahr nichts verändert hat, konnte der Anteil insbesondere der Geschwindigkeits- (- 2,3 %) und Alkoholunfälle (- 11,17 %) erneut zurückgedrängt werden. Auffällig sind zudem die Steigerungen des falschen Verhaltens gegenüber Radfahrern um fast 12 % (+193) und des falschen Verhaltens der Radfahrer um gute 8 % (+144). "Dieser Aspekt hat uns schon vor zwei Jahren veranlasst, die Aktion ¿Charmant im Straßenverkehr` zu starten. Das Anliegen der Polizei ist es weiterhin, das Verhalten der Kraftfahrer gegenüber den Radfahrern, aber auch der Radfahrer selber stärker in die Kontrolltätigkeit der Polizei aufzunehmen." Was hat die Polizei in der Verkehrssicherheitsarbeit geleistet? Erfolgreiche Strategien zur Verkehrsunfallvermeidung setzen mit einem ganzen Maßnahmenpaket an. Die Verkehrsüberwachung wird zielgerichtet auf die Verstöße konzentriert, die als Unfallursache gerade bei den Unfällen mit schwersten Folgen eine maßgebliche Rolle spielen. Mit einer möglichst zielgenauen Verkehrsüberwachung geht die Polizei gegen die Hauptunfallursachen und die gefährlichen Verkehrsverstöße vor. Mehr als 635.000 Maßnahmen hat allein die Polizei im Rahmen der Verkehrsüberwachung getroffen: Verkehrsstraftaten: 35.405 Verkehrsordnungswidrigkeiten gesamt: 599.968 davon Bußgeld: 110.266 davon Verwarngeld: 489.702 Die Verkehrsüberwachung der Kommunen, die auch den fließenden Verkehr kontrollieren, muss diesen Zahlen hinzugerechnet werden und schlägt mit 26.406 Verkehrsverstößen, davon 18.446 im Verwarngeldbereich zu Buche. Mit den 599.968 von der Polizei festgestellten Verkehrsordnungswidrigkeiten ist gegenüber den 537.128 Verstößen des Jahres 2002 ein Anstieg um 62.840 (11,7%) erreicht worden. Die Anzahl der festgestellten Delikte, die aufgrund ihres Gefährdungspotentials ein Fahrverbot zur Folge hatten, stieg von 13.351 im Jahr 2002 um 311 (2%) auf 13.662. Der sogenannte Alkohol- oder Verfolgungsindex (die Relation zwischen den Alkoholdelikten, die einen Verkehrsunfall zur Folge hatten, zu den folgenlosen Delikten) konnte seit 1994 von 1,0 auf heute 3,5 (2002 3,2) erhöht werden. Das heißt, einem Verkehrsunfall unter Alkoholeinwirkung stehen im Berichtsjahr 3,5 festgestellte folgenlose Alkoholdelikte gegenüber. Das ist bundesweit ein bemerkenswerter Spitzenwert. Jeziorsky: "Der Rückgang der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinwirkung von 2498 um 279 (-11%) auf 2219 zeigt den Erfolg dieser intensiven Verkehrsüberwachung. Auch der Einfluss von illegalen Drogen spielt bedauerlicher Weise bei den Unfallursachen gerade der schweren Verkehrsunfälle eine nicht mehr zu unterschätzende Rolle. Mit unserer verstärkten Kontrolltätigkeit in diesem Sektor konnten die 62 Unfälle des Vorjahres um ca. 13 % auf 54 im Berichtszeitraum zurückgedrängt werden. Auch diese Reduzierung konnte nur durch eine starke Intensivierung der Verkehrsüberwachung im Bereich dieser Unfallursache erreicht werden. Die festgestellten folgenlosen Drogenfahrten stiegen von 308 im Jahr 2002 um fast 26 % auf 416 im Jahr 2003." Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Prävention. "Sachsen-Anhalt verfügt inzwischen über ein gutes Netzwerk kompetenter staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen, die überwiegend im Beirat für Verkehrssicherheitsarbeit des Landes zusammenwirken und sich dort mit Fragen der Verkehrssicherheit zielführend auseinandersetzen", so der Innenminister. Mit der landesweiten Verkehrssicherheitskampagne "Einfach besser fahren" und den in diesem Rahmen initiierten Verkehrssicherheitsaktionen wie Straßenkreuze, Nix Mix, PEER-Projekt an Fahrschulen, fifty-fifty-Taxi, schulisches Fahrsicherheitstraining pp. sei es gelungen, die Aktivitäten im Land zu koordinieren und ressourcenschonend einzusetzen. Allein die Polizei hat bei rund 1.370 Veranstaltung in allen Altergruppen und ca. 36.900 Personen erreicht. Anderen Bundesländern wurde dieses positive Zusammenwirken zuletzt in unserer Verkehrssicherheitskonferenz 2003 am Beispiel der schulischen Verkehrserziehung vorgestellt. Einige Bundesländer haben zwischenzeitlich ähnliche Netzwerke installiert oder arbeiten daran. "Neben den intensiven repressiven und präventiven Maßnahmen wird von der Polizei auch die verkehrssichere Gestaltung des Verkehrsraums gemeinsam mit den Straßenverkehrsbehörden und den Straßenbaulastträgern in den Unfallkommissionen des Landes vorangetrieben", so Jeziorsky abschließend. Impressum: Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe Pressestelle Halberstädter Straße 1-2 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516/5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: pressestelle@mi.lsa-net.de

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