Verkehrsunfallbilanz 2003 der PD Dessau
Polizeidirektion Dessau - Pressemitteilung Nr.: 018/04 Dessau, den 6. Februar 2004 Verkehrsunfallbilanz 2003 der PD Dessau Deutlicher Rückgang der Gesamtunfallzahlen ( -5,48 Prozent) Anzahl der Verletzten um 3,75 Prozent gesunken 70 Menschen starben bei Verkehrsunfällen 1 Verkehrspolizeiliches Lagebild Aus der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik 2003 ergibt sich für die Polizeidirektion Dessau ein differenziertes Lagebild. Neben einem erfreulichen Rückgang der Verkehrsunfallzahlen insgesamt und einer Abnahme der verletzten Personen ( -109), musste jedoch bei den getöteten Verkehrsteilnehmern ein Zuwachs registriert werden. Die Zunahme der Schwere, hier vor allem bei den getöteten Personen, wurde besonders auffällig in den Zielgruppen der Jugendlichen/Jungerwachsenen und den älteren Verkehrsteilnehmern ab 65 Jahre. Dennoch ist das Verkehrsunfalllagebild stabil, da mit 17.172 Verkehrsunfällen erstmals die "Schallmauer" von 18.000 Verkehrsunfällen durchbrochen und das niedrigste Niveau im Unfallaufkommen seit 1993 erreicht wurde. Die Unfallzahlen der Direktionsebene nivellieren die Ergebnisse in den Zuständigkeitsbereichen der Polizeireviere. Alle Dienststellen im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Dessau haben einen Anteil an der rückläufigen Tendenz im Verkehrsunfallgeschehen. 2. Langzeitentwicklung im Verkehrsunfallgeschehen 2.1 Verkehrsunfälle (VU) im Vergleich Bei den Verkehrsunfällen bezogen auf 100.000 Einwohner liegt die PD Dessau mit 3.270 VU (-135) weiterhin unter dem Landesdurchschnitt (LSA = 3.353). Der Durchschnitt von 13 Getöteten (+4) und 533 Verletzten (-12) pro 100.000 Einwohnern gibt zu erkennen, dass die PD Dessau auch im Jahr 2003 einen positiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Land Sachsen-Anhalt geleistet hat, jedoch weitere Schritte in Richtung Annäherung an den Bundesdurchschnitt ( 2737) zu vollziehen sind. 2.2 Verkehrsunfälle nach örtlichkeiten 2.2.1 Außerhalb geschlossener Ortschaften Bei 4.824 Verkehrsunfällen wurden 38 Personen getötet, 278 schwer und 669 leicht verletzt. Das ergibt einen Rückgang der Verkehrsunfälle um 277 und der Verletzten um 67. Jedoch musste bei den getöteten Personen ein Anstieg von 14 hingenommen werden. Während die Zahl der Getöteten auf Bundesstraßen und Landstraßen fast gleich ist, liegt die Zahl der Verletzten auf Bundesstraßen doppelt so hoch. Gegenüber 4.390 Sachschadensunfällen im Jahr 2002 ist in diesem Jahr ein Rückgang um 271 auf 4.119 VU zu verzeichnen. Die Ursachen für diese Unfälle liegen vor allem in überhöhten Geschwindigkeiten, Fehler beim Ausweichen, überholen und Wiedereinordnen sowie das Nichtbeachten der Vorfahrt an Kreuzungen. 2.2.2 Innerhalb geschlossener Ortschaften Innerhalb geschlossener Ortschaften kam es zu 10.904 Verkehrsunfällen. Dies ist ein Rückgang um 551. Innerorts liegt jedoch mit 63,5 Prozent der quantitative Hauptanteil der verkehrspolizeilichen Unfalllage. Mit 20 Getöteten wurde der Anteil um neun erhöht. Die Zahl der Verletzten ist um 10 auf 1.619 angestiegen. Bei 9.531 VU (-567) war nur Sachschaden zu registrieren. Ursächlich für Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften sind unangemessene Geschwindigkeiten, ungenügender Sicherheitsabstand sowie Wenden und Rückwärtsfahren. 2.2.3 Bundesautobahn (BAB) 9 ¿ 58,236 km und 14 ¿ 64,100 km Auf den insgesamt 122,336 Kilometern Zuständigkeit auf den Bundesautobahnen (BAB) 9 und 14 konnte sich die Verkehrsunfallsituation im Vergleich zum Vorjahr entspannen. Die Verkehrsunfälle gingen um 168 auf 1.444 zurück. Die Verkehrsunfälle mit Personenschaden sind mit 161 rückläufig und den dabei 12 tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmern gleich geblieben. Eine unterschiedliche Wichtung zwischen der BAB 9 und BAB 14 bleibt jedoch vorhanden. Die Verkehrsunfalllage auf der BAB 14 ist mit 688 Verkehrsunfällen stabil. Bei 79 Unfällen mit Personenschaden wurden 112 (-14) Personen verletzt. Die Unfallzahlen auf der BAB 9 konnten zwar um 183 auf 756 Unfälle gesenkt werden, dennoch rangiert die BAB 9 bei den Verkehrstoten mit einem Anstieg von 4 auf 10 vor der BAB 14, wo die Anzahl der Verkehrstoten um 4 auf 2 zurückging. Die schwersten Unfälle auf der BAB 9 traten auf freier Strecke auf. Das heißt, auf den ca. 50 km dreispurig ausgebauten Abschnitt ereigneten sich vornehmlich die Unfälle mit Todesfolge. Hervorzuheben ist der Bereich zwischen Dessau-Süd und Wolfen (die sogenannte Rennstrecke) mit 4 tödlich verunglückten Personen. 3 Verkehrsunfälle mit Personenschaden 3.1 Verkehrsunfälle mit getöteten Personen Die Entwicklung der Verkehrsunfälle mit getöteten Personen verläuft auf zu hohem Niveau. Bei 64 Verkehrsunfällen wurden 70 Personen getötet. Das bedeutet einen Anstieg von 23 Getöteten (+48,94%) Den wesentlichsten Anteil an diesem Negativtrend haben die Landkreise Wittenberg (+13), Köthen (+6) und Dessau Stadt (+5). Außerhalb geschlossener Ortschaften wurden 38, innerhalb geschlossener Ortschaften 20 und auf den Bundesautobahnen im Zuständigkeitsbereich 12 Personen getötet. Die Hauptunfallursachen bei VU mit Getöteten waren das Fahren mit unangemessener bzw. überhöhter Geschwindigkeit mit 20 VU (31,25 Prozent), das Nichtbeachten der Vorfahrt mit 18 VU (28,1 Prozent) sowie Fehler beim überholen mit 8 VU (12,5 Prozent). Trotz eines hohen überwachungsdruckes gegenüber Alkoholsündern kamen bei drei Unfällen unter Alkoholeinwirkung 4 Menschen ums Leben. 3.2 Verkehrsunfälle mit verletzten Personen Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen ist wie bereits in den Vorjahren kontinuierlich zurückgegangen. Sie wurden um 109 auf 2.801 gesenkt. Außerhalb geschlossener Ortschaften wurden 1.182 Personen, innerhalb geschlossener Ortschaften 1.619 Personen verletzt. Ursächlich für diese VU sind unangemessene bzw. überhöhte Geschwindigkeit, das Nichtbeachten der Vorfahrt und ein ungenügender Sicherheitsabstand. 4 Hauptunfallursachen Die wesentlichen Hauptunfallursachen im Zuständigkeitsbereich sind: Nichtbeachten des Sicherheitsabstandes (17,9 Prozent) unangemessene Geschwindigkeit (14,7 Prozent) Unfälle mit Wild (14,4 Prozent) Nichtbeachten der Vorfahrt/Vorrang (9,1 Prozent) Vorbeifahren und überholen (5,1 Prozent) Fahren unter Alkoholeinfluss (2,6 Prozent) In der Rangfolge der Hauptunfallursachen gab es keine wesentlichen Veränderungen gegenüber den Vorjahren. Dennoch sind unterschiedliche Entwicklungstendenzen zu erkennen. Sowohl die Hauptunfallursache Vorbeifahren/überholen mit einem leichten Rückgang um 3,08 Prozent als auch die VU durch Fahren mit unangemessener oder überhöhter Geschwindigkeit (-11,73 Prozent) sind zurückgegangen. Völlig unbefriedigend ist die Anzahl der Verkehrsunfälle, die durch Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren verursacht wurden. Selbst wenn es in deren Folge meist "nur" bei Blechschäden blieb, ist der Anteil von 8,42 Prozent entschieden zu hoch. Wildunfälle stehen im Zuständigkeitsbereich der PD Dessau nach wie vor an dritter Stelle der Hauptunfallursachen. Im Jahr 2003 ist erstmals seit 1999 ein leichter Rückgang um -6,41 Prozent zu verzeichnen. 4.1 Verkehrsüberwachung durch die Polizei Im Ergebnis der Bekämpfung der Hauptunfallursachen wurden 7.189 Strafanzeigen, 45.553 Ordnungswidrigkeitsanzeigen, 120.543 Verwarngelder (18.000 mehr als 2002)sowie diverse Mängelmeldungen, Sicherheitsleistungen und Blutalkoholbestimmungen durchgeführt. 2.182 Fahrverbote (+303) mussten wegen groben Rechtspflichtverletzungen ausgesprochen werden. Im Jahr 2003 wurden mit 31 Geräten zur Verkehrsüberwachung 14.981 Messstunden geleistet und 1.178.065 Fahrzeuge erfasst, von denen 99.136 die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Diese Zahlen kennzeichnen nach wie vor, dass Geschwindigkeitsübertretungen für viele Kraftfahrer lediglich ein Kavaliersdelikt darstellen und die daraus entstehenden Unfallgefahren nicht erkannt werden. .5 Verkehrsstraftaten Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort 2.323 Unfallverursacher verließen pflichtwidrig den Unfallort ohne die erforderlichen Angaben zu machen. 1.439 Täter konnten durch Hinweise aus der Bevölkerung sowie einschlägiger kriminalistischer Ermittlungsarbeit überführt werden. Etwa zwei Drittel der angezeigten Unfallfluchten ereignen sich im ruhenden Verkehr. Die seit Jahren kontinuierliche Steigerung der Aufklärungsquote beim unerlaubten Entfernen vom Unfallort wurde auch 2003 fortgesetzt. Betrug diese 1998 noch 44,48 Prozent, so lag sie im Jahr 2003 bei 61,95 Prozent. 5.2 Trunkenheitsfahrten Bei den Verkehrsüberwachungen im Jahr 2003 wurden im Bereich der Polizeidirektion Dessau im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Fahrzeugführer festgestellt, die unter Einfluss von Alkohol unterwegs waren. Gleichzeitig sank die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkohol. Inzwischen ist die Unfallursache "Alkohol" von Platz 3 auf die 8. Position zurückgedrängt worden und beträgt 2,46 Prozent des Gesamtunfallaufkommens. Nach wie vor sind Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss oft mit schwerwiegenden Folgen verbunden, bei denen nicht selten andere Verkehrsteilnehmer verletzt oder gar getötet werden. 1.888 Fahrzeugführer wurden bei Verkehrskontrollen unter Alkoholeinwirkung festgestellt. Bei 422 VU unter Alkohol sind 4 Personen getötet, 44 schwer und 58 leicht verletzt worden. 5.3 Drogen Die Zahl der festgestellten Drogenfahrten ist in den letzten fünf Jahren ständig angestiegen. Nicht nachlassender Konsum und ein auf örtliche und zeitliche Schwerpunkte ausgerichteter polizeilicher überwachungsdruck führten zu diesem Ergebnis. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Dessau kam es zu 15 Verkehrsunfällen, bei denen 11 mal ein Mix von Drogen und Alkohol festgestellt wurde. In 107 Fällen (+22) mussten Fahrzeugführer unter Drogen fahrend aus dem Verkehr gezogen werden. Diese Feststellungen kennzeichnen deutlich einen sich entwickelnden Brennpunkt im Verkehrsgeschehen Es kommt vor allem darauf an, eine nach wie vor zu große Dunkelziffer im Zusammenwirken zwischen Kriminal- und Schutzpolizei weiter aufzuhellen. 7 Unfallverursacher Weiterhin zu hoch ist der Anteil der Jungerwachsen von 18 bis 25 Jahre bei Verkehrsunfällen. Die Fallzahlen, bezogen auf getötete und verletzte Verkehrsteilnehmer zum Vergleichszeitraum des Vorjahres sind ansteigend. 12 Getötete (+20,00 Prozent), 155 Schwerverletzte (-19,69 Prozent) und 512 Leichtverletzte (-2,48 Prozent) sprechen hier für sich. Besorgniserregend ist gleichfalls der Anteil der Altersgruppe ab 65 Jahre am Verkehrsunfallgeschehen. Mit 17 Getötete (+240 Prozent), 77 Schwerverletzte (-1,28 Prozent) und 162 Leichtverletzte (+3,85 Prozent) hat diese Altersgruppe den Spitzenplatz hinsichtlich der Schwere übernommen. Bei den Verursachern der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang hat die Altersgruppe 18-25 Jahre einen Anteil von 20,31 Prozent, die Altersgruppe ab 65 Jahre 21,87 Prozent. 8 Radfahrer Die Zahl der Beteiligung von Radfahrern bei Verkehrsunfällen ist um 50 auf 941 rückläufig. Mit sechs getöteten Radfahrern hat sich die Zahl weitestgehend stabilisiert. Bei 516 VU (+0,58 Prozent) wurden Radfahrer Opfer eines Verkehrsunfalls, in 425 Fällen (-11,09 Prozent) waren sie selbst Verursacher. 9 Schlussbemerkungen Die Unfallbilanz des Jahres 2003 verdeutlicht einmal mehr, dass über 90 Prozent der Unfälle ausschließlich auf menschliches Verhalten zurückzuführen sind. Ausgehend von diesem Sachstand muss die Verkehrssicherheitsstrategie der Polizei im Jahr 2004 und darüber hinaus alle repressiven und präventiven Maßnahmen auf nachhaltige Beeinflussung der Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer ausrichten, um die Minimierung der Unfallbelastung für die Bevölkerung im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Dessau zu erreichen. Beispielhaft sei hier zu nennen, dass die repressiven Maßnahmen auf der BAB 9 erhöht werden, wo trotz der gut ausgebauten Autobahn im Bereich zwischen Dessau und Wolfen Unfälle vier Todesopfer forderten. Weiterhin stehen die neuen Herausforderungen aus der Sicherheitskooperation zwischen den Ländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt für eine Optimierung der Verkehrssicherheitsarbeit. Der Erfahrungsaustausch als billigste Investition wird helfen, Rahmenbedingungen zu schaffen für Vorhaben zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Mitteldeutschen Raum. Auch die umfassenden Aufgabenzuschnitte im gewerblichen Güter- und Personenverkehr, resultierend aus der EU-Osterweiterung und der damit verbundenen Zunahme dieser Verkehrsart bis zum Jahr 2015 um 67 Prozent, verlangen die Bündelung polizeilicher Ressourcen mit denen des Bundesamtes für Güterverkehr und des Landesamtes für Verbraucherschutz. Das Ziel aller polizeilichen Interventionen wird auch im Jahr 2004 darin bestehen, einen zuverlässlichen Beitrag für mehr Sicherheit und Lebensqualität aller Verkehrsteilnehmer zu leisten. Anlage 1 Die schwersten Verkehrsunfälle Datum Wo Unfallhergang Tote Landkreis 22.04.2003 01.40 Uhr BAB 9 i.R.Berlin Fahrzeugführerin verliert Kontrolle über ihren PKW, gerät ins schleudern und gegen die Leitplanken. Der Beifahrer ist nicht angegurtet, wird aus dem Fahrzeug geschleudert und von Fahrzeugen auf der Gegenfahrbahn überrollt 2 12.08.2003 23.32 Uhr BAB 9 LKW fährt auf einen PKW am Stauende auf, der PKW gerät in Brand, Fahrer und Beifahrer verbrennen. 2 26.08.2003 00.10 Uhr Ortslage Kleinwülknitz PKW-Fahrer fährt mit unangemessener Geschwindigkeit in der Ortslage. In einer Rechtskurve kommt er nach links von der Fahrbahn ab und überschlägt sich mehrfach. Zwei weibliche Insassen, 16 und 17 Jahre, werden aus dem Fahrzeug geschleudert und kommen dabei zu Tode 2 Köthen 02.01.2003 13.45 Uhr B 187 Einmündung Möncherhöfe PKW-Fahrer gewährt nicht die Vorfahrt eines auf der Hauptstraße befindlichen PKW`s. Es kommt zum Zusammenstoß. Fahrer und Beifahrerin des wartepflichtigen PKW`s werden dabei getötet. 2 Wittenberg 10.12.2003 07.06 Uhr BAB 14 i.R. Magdeburg Ein LKW-Fahrer fährt infolge unangepasster Geschwindigkeit und Unaufmerksamkeit auf das Stauende, schiebt drei PKW`s aufeinander. Dabei werden zwei Personen getötet. 2 28.09.2003 20.00 Uhr B 185 Sog. Porster Kurven PKW fährt mit überhöhter Geschwindigkeit. In einer Linkskurve kommt er nach rechts von der Fahrbahn ab und stößt gegen ein Brückengeländer. Zwei 17-jährige Beifahrer werden getötet. 2 Köthen Impressum: Polizeidirektion Dessau Pressestelle Kühnauer Straße 161 06846 Dessau Tel: 0340/ 6000-204 Fax: 0340/ 6000-210 Mail: pressestelle@de.pol.lsa-net.de
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