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Magdeburg, den 27.06.2004

MODRUS III - Moderne Drogen- und Suchtprävention: Alkohol-Konsum weiter besorgniserregend / Landesregierung will stärkere Kontrolle bei der Einhaltung des Jugendschutzes

Ministerium für Gesundheit und Soziales - - Pressemitteilung Nr.: 071/04 Ministerium für Gesundheit und Soziales - Pressemitteilung Nr.: 071/04 Magdeburg, den 28. Juni 2004 MODRUS III - Moderne Drogen- und Suchtprävention: Alkohol-Konsum weiter besorgniserregend / Landesregierung will stärkere Kontrolle bei der Einhaltung des Jugendschutzes Magdeburg. In der Drogen- und Suchtprävention sieht Sachsen-Anhalts Landesregierung den Schwerpunkt weiter in der Bekämpfung des Missbrauchs legaler Drogen wie Alkohol und Nikotin. Hintergrund sind die Ergebnisse der Studie zur Modernen Drogen- und Suchtprävention MODRUS III, die insbesondere den Anstieg beim Alkohol-Konsum von Schülerinnen und Schülern als besorgniserregend bewertet. In diesem Zusammenhang wird künftig ein Schwerpunkt in der Präventionsarbeit die Einhaltung der Regelungen des Jugendschutzes vor Ort sein. Gesundheits- und Sozialminister Gerry Kley, Innenminister Klaus Jeziorsky und der Staatssekretär im Kultusministerium Winfried Willems erklärten am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Studie MODRUS III: ¿Trotz des feststellbaren allgemeinen Anstiegs beim Drogenkonsum zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die ganzheitliche Ausrichtung der Drogenpolitik im Land langfristig gesehen richtig ist. Drogen- und Suchtprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich alle stellen müssen. Prävention, die bei den Ursachen ansetzt und so genannte Peer-Projekte, die den Einfluss Gleichaltriger nutzen, um Heranwachsende für das Thema ¿Drogen und Sucht¿ zu sensibilisieren, haben sich dabei bewährt.¿ Gesundheits- und Sozialminister Kley verwies auf Peer-Projekte wie ¿GLOS ( G emeinsam L eben O hne S ucht) ¿ Peer-Education in Schulen Sachsen-Anhalts¿, oder ¿Peer-Projekt an Fahrschulen¿, die Gleichaltrige (Peers) fit macht, um in der Drogen- und Suchtprävention tätig werden zu können. Kley betonte: ¿Diese Peer-Projekte stärken die Widerstandsfähigkeit der Jugendlichen gegenüber dem Gruppendruck, der bei Befragungen immer wieder als Hauptmotiv für Drogenkonsum angegeben wird.¿ Er nannte in diesem Zusammenhang auch die seit 1995 erfolgreich laufende Streetball-Tour ¿Körbe gegen Drogen und Gewalt¿, die das Sozialministerium fördert und die Bewegung und sportliche Aktivität mit Aufklärungs- und Präventionsarbeit verbindet. Minister Kley kündigte außerdem eine Informationskampagne zum Thema Essstörungen an. Es sei besorgniserregend, so der Minister, wenn 40 Prozent der Mädchen zur Zigarette greifen, um schlank zu bleiben. ¿In der Konsequenz haben wir es später beispielsweise mit immer mehr rauchenden Schwangeren zu tun. Deshalb müssen wir frühzeitig und speziell mit auf Mädchen zugeschnittenen Präventionsmaßnahmen beginnen. Dabei ist es notwendig, bereits vorhandene Strukturen zu nutzen, in der Praxis etablierte Projekte auszuwerten und die verschiedenen Partner im ambulanten und stationären Bereich mit einander zu vernetzen.¿ Kley kündigte noch für dieses Jahr als Auftakt der Kampagne zur Sensibilisierung von  Mädchen, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern einen Workshop zur Problematik an. Innenminister Klaus Jeziorsky: "Die Studie liefert zahlreiche Ansatzpunkte zur Prävention und auch zur Repression im Bereich von Sucht und Drogen. So werden Entwicklungen beim Konsumverhalten junger Menschen und deren Informationsstand zum Thema Drogen und Sucht deutlich. Besorgniserregend ist dabei die Tatsache, dass das Einstiegsalter für den Drogenkonsum weiter gesunken ist. Die Befunde der Studie, insbesondere was den Konsum legaler und illegaler Drogen betrifft, lassen sich auch durch polizeiliche Feststellungen untermauern. So wurden im Jahr 2003 in Sachsen-Anhalt 6.389 (2002: 6.090) Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Von den 5.537 in diesem Deliktsbereich ermittelten Tatverdächtigen waren mehr als die Hälfte unter 21 Jahren alt, nämlich 3.070. Darüber hinaus spielt bei der Begehung von Straftaten wachsender Alkoholmissbrauch eine nicht unerhebliche Rolle. So handelten 11,13 % der erfassten Jungtatverdächtigen unter 21 Jahren (2002 = 10,2 % 2001 = 9,1 %) unter Alkoholeinfluss. Dass Alkohol im Straßenverkehr ein Problem darstellt, ist keine neue Erkenntnis. Aber gerade junge Fahrer werden zunehmend unter Einfluss von illegalen Drogen angetroffen. Allein bei 62 Unfällen wurden im vergangenen Jahr Drogen nachgewiesen. Über 300 weitere Fälle von Drogengebrauch im Straßenverkehr wurden bei Verkehrskontrollen festgestellt.¿ Bildungs-Staatssekretär Willems hob mit Blick auf die besorgniserregenden Ergebnisse zum Anstieg des Alkoholmissbrauchs hervor, dass Schule allein diese Probleme nicht bewältigen kann. Hier ist ein enges Miteinander von Schule, Eltern und außerschulischen Partnern notwendig, um nachhaltig Einfluss auf das Verhalten und die Gewohnheiten von Schülerinnen und Schülern nehmen zu können. Präventive Projekte können nur dann Erfolg haben, wenn die Inhalte dieser Projekte auch von den Eltern unterstützt und mitgetragen werden.  Dazu gehört auch, dass die Probleme z.B. des Alkoholismus in und außerhalb der Schule nicht verharmlost werden und Lehrer und Eltern auf die Einhaltung von Grundsätzen auch Wert legen. Die von der Landesregierung initiierte Schulprogrammarbeit fördert diese Zusammenarbeit, indem verbindliche Regeln auch in Fragen der Suchtprävention und Einflussnahme auf Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen verabredet werden. Hintergrund MODRUS III wurde von der Forschungsgemeinschaft für Konflikt- und Sozialstudien FOKUS in Halle im Auftrag des Interministeriellen Arbeitskreises ¿Sucht¿ erstellt. Die Studie basiert auf einer Befragung von mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 6 bis 12 aus 22 Schulen des Landes zu ihrem Konsumverhalten. MODRUS III setzt die Vorgänger-Studien aus den Jahren 1998 und 2000 fort und ermöglicht somit erstmals einen Datenvergleich zum Drogenkonsum und Suchtverhalten in Sachsen-Anhalt über einen längeren Zeitraum. Ergebnisse im Überblick · Legale und illegale Drogen sind Bestandteil der Lebenswelt Heranwachsender. Das belegen die Kenntnisse Jugendlicher über Drogen, die aus persönlichen  Erfahrungen resultieren sowie die offensichtlich breiten Zugangsmöglichkeiten und problemlose Verfügbarkeit. · Bei allen Drogenarten ist der Konsum seit 1998 gestiegen. Besorgniserregend ist insbesondere der Konsum von Nikotin und Alkohol unter Schülerinnen und Schülern. - Nikotin: Während 1998 20 Prozent der Befragten angaben, regelmäßig und öfter zu rauchen, waren es 2003 37 Prozent. Das Einstiegsalter bei Nikotin liegt bei elf Jahren. - Alkohol: Alkohol birgt offenbar das größte Gefährdungspotenzial für Jugendliche. 1998 äußerten lediglich 7 Prozent der Schülerinnen und Schüler regelmäßig und öfter Bier und Wein zu trinken, 2003 waren es 29 Prozent. · Bei den illegalen Drogen steht Cannabis im Vordergrund. Waren es 1998 lediglich 3 Prozent, die zugaben, diese Substanzen regelmäßig und öfter zu sich zu nehmen, so räumten dies 2003 7% der befragten Schülerinnen und Schüler ein. Demgegenüber steht allerdings mit 73 Prozent eine breite Mehrheit, die diese Drogen nie konsumiert. Bei anderen illegalen Drogen (Ecstasy, Kokain, Heroin) sind dies sogar über 90% der Jugendlichen. · Es wird deutlich, dass Mädchen stärker rauchen als Jungen. Andere legale und illegale Rauschmittel werden von Jungen in größerem Umfang konsumiert als von Mädchen (15 bis 20% mehr). · Als Motive für den Drogenkonsum werden vor allem Gruppendruck und Lebensgenuss angegeben. Frustration und Genuss stehen dagegen vor allem beim Konsum illegaler Drogen im Vordergrund. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass zunehmend Mädchen rauchen, um schlank zu bleiben, was in der Konsequenz auch Essstörungen begünstigt. So gaben 40 Prozent der befragten Mädchen an, dass sie rauchen, um nicht zu essen. Hinweise für eine Häufung von Essstörungen liefert auch die EBIS-Landesauswertung 2002, der zufolge bereits 14- bis 17-jährige verstärkt Suchtberatungsstellen des Landes aufgrund einer Essstörung aufsuchen. Die Studie MODRUS III steht im Internet unter www.ms.sachsen-anhalt.de zur Verfügung. Impressum: Ministerium für Gesundheit und Soziales Pressestelle Turmschanzenstraße 25 39114 Magdeburg Tel: (0391) 567-4607 Fax: (0391) 567-4622 Mail: ms-presse@ms.lsa-net.de

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