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Magdeburg, den 27.06.2004

Statement des Innenministers des Landes Sachsen-Anhalt, Klaus Jeziorsky anlässlich der Veröffentlichung der Studie "Moderne Drogen- und Suchtprävention im Meinungsbild" ("MODRUS III")

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 113/04 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 113/04 Magdeburg, den 28. Juni 2004 Statement des Innenministers des Landes Sachsen-Anhalt, Klaus Jeziorsky anlässlich der Veröffentlichung der Studie "Moderne Drogen- und Suchtprävention im Meinungsbild" ("MODRUS III") Anrede, die Studie liefert zahlreiche Ansatzpunkte zur Prävention und auch zur Repression im Bereich von Sucht und Drogen. Zum einen werden Entwicklungen beim Konsumverhalten junger Menschen und deren Informationsstand zum Thema Drogen und Sucht deutlich. Es wird also eine Art Lagebild vermittelt. Zum anderen werden Zugangsmöglichkeiten insbesondere für Präventionsmaßnahmen aufgezeigt. Folgende Befunde möchte ich hier besonders herausstellen: Im Verlauf der letzten fünf Jahre ist der Anteil der Abstinenten unter den Jugendlichen von 16 % auf 5 % gesunken. Demgegenüber stieg der Anteil der drogenkonsumierenden Jugendlichen bei allen Konsum-Typen deutlich an. Die stärkste Zunahme erfuhren Alkohol (+ 24,4 %), Nikotin (+ 16,9 %) und Marihuana/Haschisch (+ 8,6 %). Nikotin ist die am häufigsten konsumierte Droge, mehr als ein Drittel der Jugendlichen raucht regelmäßig. Fast ebenso viele sind Alkoholkonsumenten. Für die Präventionsarbeit ist es von Bedeutung, zu wissen, wer bei den Heranwachsenden Vertrauen genießt und akzeptiert wird. Die Studie sagt hierzu aus, dass die Erwartungshaltung im Jahr 2003 gegenüber Polizeibeamten gestiegen ist. Gleichaltrige und selbstgewählte Freunde genießen als Ansprechpartner bei potentiellen Drogenproblemen das größte Vertrauen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass das Einstiegsalter für den Drogenkonsum weiter gesunken ist, wobei der Zeitpunkt des Erstkonsums vor allem bei Rauchern vorverlegt wurde. Alkohol und Nikotin sind als Einstiegsdrogen zu werten. Alkohol hat als Rauschmittel den größten Anstieg und entwickelt sich unter den Jugendlichen zur gefährlichsten Droge. Seine Gefährlichkeit wird in erheblichen Maße unterschätzt, wobei diese Einstellung sich in den zurückliegenden Jahren bedauerlicherweise verfestigt hat. Die Befunde der Studie, insbesondere was den Konsum legaler und illegaler Drogen betrifft, lassen sich auch durch polizeiliche Feststellungen untermauern. So wurden im Jahr 2003 in Sachsen-Anhalt 6.389 (2002: 6.090) Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Von den 5537 in diesem Deliktsbereich ermittelten Tatverdächtigen waren mehr als die Hälfte unter 21 Jahren alt, nämlich 3070. Darüber hinaus spielt bei der Begehung von Straftaten wachsender Alkoholmissbrauch eine nicht unerhebliche Rolle. So handelten 11,13 % der erfassten Jungtatverdächtigen unter 21 Jahre (2002 = 10,2 %, 2001 = 9,1 %) unter Alkoholeinfluss. Häufig ist das Handeln unter Alkoholeinfluss bei Delikten der Körperverletzung und der Sachbeschädigung zu verzeichnen. Hier ist zu beachten, dass die tatsächliche Anzahl größer ist, da die Registrierung des Alkoholgenusses bei der Tatausführung um so lückenhafter wird, je länger der Zeitraum zwischen Tat und Aufklärung ist. Dass Alkohol im Straßenverkehr ein Problem darstellt, ist keine neue Erkenntnis. Aber gerade junge Fahrer werden zunehmend unter Einfluss von illegalen Drogen angetroffen. Allein bei 62 Unfällen wurde im vergangenen Jahr bei den Unfallverursachern Drogenkonsum nachgewiesen. über 300 weitere Fälle von Drogengebrauch im Straßenverkehr wurden bei Verkehrskontrollen festgestellt. Wichtig ist mir die Feststellung, dass es nicht darum geht, junge Menschen besonders intensiv zu verfolgen. Die strategische Ausrichtung der Polizei zielt daher bei Repression und Prävention immer darauf ab, Gefahren von jungen Menschen abzuwenden. So wird der Schwerpunkt bei der Verfolgung von Rauschgiftdelikten nicht bei den von jungen Menschen üblicherweise begangenen sog. Konsumentendelikten gesetzt. Vielmehr steht die sog. Handelsebene im Mittelpunkt der polizeilichen Aufmerksamkeit. Ich möchte auch darauf aufmerksam machen, dass eine Vielzahl von Präventionsprojekten nicht Verbote sondern Kompetenzen in den Mittelpunkt stellen. Dazu beispielhaft einige Projekte, die von der Polizei initiiert wurden bzw. unterstützt werden: · Hier ist zunächst das Netzwerk "Lebensrausch" zur Sucht- und Drogenprävention anzuführen. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des LKA Sachsen-Anhalt mit den Landeskriminalämtern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen sowie weiteren Partnern, z. B. der IKK Sachsen-Anhalt. Mit diesem Netzwerk sollen in den beteiligten Bundesländern vergleichbare Strukturen errichtet werden, die eigenverantwortlich die Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern gewährleisten, Ressourcen erschließen und den Erfahrungsaustausch intensivieren helfen. Im Mittelpunkt steht dabei auch der Austausch erfolgreicher Präventionsprojekte. · Auch im Bereich der Verkehrsprävention werden die Erkenntnisse der Studie berücksichtigt. Im Jahr 2003 wurden sowohl von der Polizei wie von der Verkehrswacht im Rahmen der Aktion "Mobil ohne Drogen" schwerpunktmäßig Veranstaltungen an berufsbildenden Schulen und Gymnasien durchgeführt, um die jungen Kraftfahrer für die Verkehrsgefahren zu sensibilisieren. Insbesondere die Hauptunfallursachen Alkohol und Drogen sowie Geschwindigkeit wurden thematisiert. Der Ansatz, mit verstärkter Kontrolltätigkeit der Polizei solche Präventionsaktionen zu begleiten, wird zwischenzeitlich von einem vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) getragenen länderübergreifenden Verkehrssicherheitskonzept aufgegriffen, an dem sich Sachsen-Anhalt im Jahr 2004 als eines von drei Pilotländern beteiligen wird. · Daneben unterstützt die Landesregierung mit den Projekten "Fifty-fifty-Taxi" und "PEER Projekt an Fahrschulen" weitere Aktionen zur Verkehrsunfallprävention. Anrede, eine weitere Ableitung aus der Studie MODRUS III ist in eine aktuelle Initiative meines Hauses zur Intensivierung der Kommunalen Kriminalprävention eingeflossen. In meinen vorangegangenen Ausführungen bin ich bereits auf die Problematik des Alkoholmissbrauchs im Kindes- und Jugendalter eingegangen. Auf der Grundlage der MODRUS III Studie können auch Rückschlüsse zu Beschaffungsgelegenheiten von Alkohol gezogen werde. So ist es für Kinder und Jugendliche offenbar sehr leicht, sich alkoholische Getränke zu beschaffen. Viele der in MODRUS III befragten Schüler gaben an, ihr Taschengeld hierfür zu verwenden. Ein Zustand, der so nicht hingenommen werden kann, setzt doch das Jugendschutzgesetz zumindest im öffentlichen Bereich klare Grenzen. Es sind also keine neuen Regelungen erforderlich, vielmehr müssen die vorhandenen konsequent umgesetzt werden. Das hat in erster Linie in den Kommunen zu erfolgen, die für den Vollzug der jugendschutzrechtlichen Bestimmungen zuständig sind. Dieses Thema wird im übrigen auch im Rahmen des diesjährigen Landespräventionstages aufgegriffen werden, für den ich gerne Werbung betreiben möchte. Diese Veranstaltung wird am 10. November 2004 in Magdeburg stattfinden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 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