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Halle (Saale), den 12.10.2004

"Beschädigte Seelen" ? Theaterstück lädt zum Diskutieren und Nachdenken ein

Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr. 80/2004 Landesverwaltungsamt Pressemitteilung Nr.: 80/2004 Halle, den 12. Oktober 2004 Das Landesverwaltungsamt informiert: "Beschädigte Seelen" ¿ Theaterstück lädt zum Diskutieren und Nachdenken ein Ein außergewöhnliches Angebot unterbreitet die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn im Rahmen der Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag der Öffnung der ehemaligen innerdeutschen Grenze insbesondere Schulklassen in der näheren und weiteren Umgebung. Vom 4. bis 6. November 2004 präsentieren Jugendliche drei Aufführungen des Theaterstückes ¿Beschädigte Seelen¿ im Brunnentheater Helmstedt bzw. dem Salzland-Theater Staßfurt. Anschließend kann die Geschichte an historischem Ort in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn aufgearbeitet werden. Das Stück ¿Beschädigte Seelen¿ erzählt, basierend auf einem gleichnamigen Buch, Geschichten von Jungen und Mädchen, die in der DDR vom Staatssicherheitsdienst als jugendliche Spitzel missbraucht wurden. Sie hatten den Auftrag, bestimmte Informationen über "illegale Aktivitäten" zu liefern, die bedrohlich für das System sein könnten. Diese Jugendlichen wurden verführt. Sie haben sich im Alter zwischen 13 und 18 Jahren darauf eingelassen, mit der STASI zusammenzuarbeiten und ihre Freunde, Lehrer, Familienmitglieder zu verraten. Sie sind sowohl Opfer als auch Täter eines autoritären politischen Systems, dass sich auf die Unterdrückung jeder Art von Opposition und Andersdenkenden spezialisiert hatte. ¿In der DDR gab es zum Zeitpunkt ihres Endes 1989 etwa 174.000 Stasi-Spitzel; davon waren 10% Jugendliche. Verursacht durch das Eingefangensein in geheimnisvolle Aktivitäten, durch den hohen emotionalen Stress, durch Abhängigkeiten und Schuldgefühle wurden das Leben und die Seelen der meisten dieser Jugendlichen tiefgreifend beschädigt. Die Betroffenen leiden noch heute unter den Folgen¿, so Dr. Lutz Miehe, Leiter des Referates Gedenkstätten beim Landesverwaltungsamt. Das Projekt richtet sich vor allem an Jugendliche, aber auch an die Eltern- und Großelterngeneration. Durch die Veranstaltungen soll ein Forum für eine lebendige Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit, aber auch mit Problemen der Gegenwart geschaffen werden. Heute sind Schüler von den behandelten Aspekten der DDR-Vergangenheit immer noch mittelbar betroffen - im Kontakt mit älteren Generationen oder Institutionen. Allerdings wird die ehemalige Stasitätigkeit von Jugendlichen als Tabuthema behandelt, so dass oft keine Möglichkeit besteht, Konflikte und deren Ursachen zu durchschauen und sich in gemeinsamen Diskussionen damit auseinanderzusetzen. "Beschädigte Seelen" will das Publikum darüber hinaus aufrufen, anhand dieses Aspektes der DDR-Geschichte Fragen der Ausgrenzung, Anpassung, des Umgangs und der Auseinandersetzung mit Autoritäten über den behandelten Zeitrahmen hinaus zu diskutieren. Denn das sind Themen, mit denen alle Jugendlichen auch heute noch, insbesondere während der Schulzeit, konfrontiert werden. Im Anschluss oder vor dem Theaterbesuch in Helmstedt oder Staßfurt ¿ der für alle Besucher frei ist ¿ lädt die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn ein, bei einem Besuch der ehemaligen Grenzübergangsstelle das Gehörte und Gesehene zu vertiefen und zu verarbeiten. Dazu können fachlich begleitete Seminare kostenlos gebucht werden. Termine der Theateraufführungen: 4.11.2004, 19.00 Uhr     Brunnentheater Helmstedt 5.11.2004, 11.00 Uhr     Brunnentheater Helmstedt 6.11.2004, 16.30 Uhr     Salzland-Theater Staßfurt Fragen und Anmeldungen (bis spätestens 28. Oktober 2004) bei der Gedenkstätte (Frau Zacharias oder Frau Dolle); Email: gedenkstaette@marienborn.de; Tel.: (039406) 9209-0, Fax: (039406) 9209-9). Hintergrundinformationen: Die Grenzübergangsstelle Marienborn war bis 1989 das Nadelöhr zwischen Ost und West. Helmstedt-Marienborn war Synonym für eine Grenze, die nicht nur Deutsche von Deutschen trennte, sondern Europa, die Welt in zwei sich feindlich gegenüberstehende Blöcke und Systeme spaltete. Als Bollwerk des Grenzregimes war sie Symbol für eine der Säulen der SED-Diktatur, dem Einmauern des eigenen Volkes. Am 9. November 1989 öffnete sich gegen 21.15 Uhr an diesem historischen Ort die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland ¿ etwa 15 Minuten bevor das Grenzregime in Berlin die sog. ¿Ventil-Lösung¿ einleitete und die Grenzen öffnete. Aus dem Bollwerk des Grenzregimes und der Trennung ist ein Ort des Erinnerns, ein Ort der Trauer und der Freude um das Überwinden der Teilung sowie ein Ort der Begegnung geworden. Über 870.000 Menschen besichtigten in den ersten acht Jahren die Gedenkstätte. Allein in den Jahren 2002 und 2003 fanden im Kernbereich der ehemaligen GÜSt Marienborn/Autobahn über 1200 Seminare, Projekttage und Begegnungsveranstaltungen statt. Viele Zeitzeugen berichten heute an einem lebendigen ¿offenen Lernort¿ politischer und historischer Bildung. Das Theaterprojekt ¿Beschädigte Seelen¿ ist eine Kooperation der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Sachsen-Anhalt und des Vereins ¿Interkunst e.V.¿ mit dem Verein ¿Grenzenlos-Wege zum Nachbarn e.V.¿ , dem Lions-Club Helmstedt und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag der Öffnung der ehemaligen innerdeutschen Grenze am 9. November 1989. Impressum: Landesverwaltungsamt Stabsstelle Kommunikation Frau Vopel Willy-Lohmann-Str.7 06114 Halle (Saale) Tel:      (0345) 514 ¿ 1244 Fax:     (0345) 514 ¿ 1477 Mail:     Denise.Vopel@lvwa.lsa-net.de

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