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Halle (Saale), den 24.11.2004

Zeitzeugen zum Zwangsumtausch gesucht

Landesverwaltungsamt ¿ Pressemitteilung Nr. 96/2004 Landesverwaltungsamt ¿ Pressemitteilung Nr. 96/2004 Halle (Saale), 24. November 2004 Das Landesverwaltungsamt (LVwA) informiert Zeitzeugen zum Zwangsumtausch gesucht Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn plant eine Ausstellung mit der an die Einführung des Mindestumtauschs für Bundesbürger und Ausländer aus dem ¿Nichtsozialistischen Währungssystem¿ (NSW) durch die DDR-Regierung vor 40 Jahren am 25. November 1964 erinnert werden soll. Mit dem Bau der Mauer in Berlin am 13. August 1961 untersagte die Regierung der DDR ihren Bürgern die Reise in die Bundesrepublik und nach West-Berlin. Für die Reise von der Bundesrepublik in die DDR oder nach Ost-Berlin, die zwar Westberlinern, nicht aber Bundesbürgern und Ausländern untersagt war, verkündete der Ministerrat der DDR am 25. November 1964 eine neue Hürde: Alle in die DDR-Einreisenden wurden vom 1. Dezember 1964 an gezwungen, für jeden Aufenthaltstag mindestens 5,00 DM West zum Kurs 1:1 in Mark der ¿Deutschen Notenbank¿ (ab 1. Januar 1968 Mark der DDR) zu tauschen. Rentner und Kinder blieben vorerst vom Mindestumtausch befreit. In der Bundesrepublik wurde dieser Umtausch immer ¿Zwangsumtausch¿ genannt, weil er eben verpflichtend war. Zugleich tauschten Wechselstuben und Kassen der Banken und Sparkassen in West-Berlin und in grenznahen Städten des Bundesgebietes die DDR-Mark zu einem für Bundesbürger erheblich günstigeren Kurs: mindestens 4,00 Mark-Ost erhielt man hier, doch war die Einfuhr in die DDR verboten und wurde dort streng bestraft. Am 5. November 1973 verkündete der Finanzminister der DDR neue Umtauschsätze zum 15.11.1973. Von nun an mussten 20,00 DM pro Tag von jedem Reisenden zum Kurs 1:1 getauscht werden. Besucher Ost-Berlins hatten täglich 10,00 DM zu wechseln. Elf Monate später sank der ¿Eintrittspreis¿ in die DDR, wie Bundesbürger und Westberliner - die infolge des Viermächte-Berlin-Abkommens vom 3. September 1971 nach Ost-Berlin und die DDR einreisen durften - zum Mindestumtausch sagten, wieder: 13,00 DM bzw. 6,50 DM für den Besuch der Hauptstadt der DDR musste nun pro Besuchstag gewechselt werden. Zwei Monate später wurden Rentner und Personen unter 16 Jahren vom Mindestumtausch befreit. Die Veränderungen bei der Höhe des Mindestumtauschs spiegelten auch immer die deutsch-deutschen Beziehungen wider: Zum 13. Oktober 1980 ¿ unmittelbar nach den Bundestagswahlen 1980 in der BRD, bei denen der CDU/CSU Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauß gegen Helmut Schmidt (SPD) unterlag, erhöhte der Finanzminister der DDR erneut die Mindestumtauschsätze. Nun waren von allen 25,00 DM täglich zu wechseln, ausgenommen blieben nur Kinder unter 6 Jahren, Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr mussten 7,50 DM pro Aufenthaltstag tauschen. Drei Jahre später wurden die Jugendlichen dann wieder vom Zwangsumtausch befreit und für Rentner senkte der Finanzminister der DDR den Satz von 25,00 DM auf 15,00 DM. Hintergrund hierfür waren die mit Hilfe des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß der DDR bewilligten zusätzlichen Kredite. Erst zum Weihnachtsfest 1989, nachdem DDR-Bürger bereits seit sechs Wochen problemlos in die Bundesrepublik reisen durften, öffnete sich auch für Bundesbürger die Mauer: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg durften sie ohne Pass ¿ der Personalausweis reichte -, Visum und, nach fast 25 Jahren, auch ohne Mindestumtausch wieder in diese Teile Deutschlands reisen. Auf der Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn / Eisenbahn und GÜSt / Autobahn befand sich seit 1949 die personalstärkste Wechselstube der Deutschen Notenbank bzw. der Staatsbank der DDR (ab 01.01.1968). Ihre Aufgaben bestanden vor allem im Tauschen von DM in Mark der DDR. Mit der Einführung des Mindestumtauschs vor 40 Jahren schnellten die Personalkosten in die Höhe. Anfangs lag das Schwergewicht auf den Bahnverkehr, doch mit dem Inkrafttreten des Deutsch-deutschen Verkehrsabkommens 1972 verlagerte sich das Schwergewicht auf die GÜSt Autobahn. Nun durften Bundesbürger auch mit dem eigenen Pkw in die DDR reisen. Hierfür zahlten sie zusätzlich eine Straßennutzungsgebühr. Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, die sich in Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt befindet, ist im Kernbereich der ehemaligen GÜSt Marienborn / Autobahn untergebracht. Zu ihren Gebäudekomplexen gehört auch die noch original erhaltene Wechselstube der Staatsbank der DDR. Hier soll im kommenden Jahr mit einer kleinen Ausstellung an die Einführung des Mindestumtauschs für Bundesbürger und Ausländer aus dem ¿Nichtsozialistischen Währungssystem¿ (NSW) durch die DDR-Regierung vor 40 Jahren am 25. November 1964 erinnert werden. Dazu werden noch Zeitzeugen gesucht , die dort beschäftigt waren, bei Reisen in die ehemalige DDR dort Geld getauscht haben oder sich an besondere Ereignisse erinnern, die damit im Zusammenhang stehen. Gesucht werden auch Fotografien, Dokumente und Objekte, die die Ausstellung ergänzen und bereichern können. Interessenten melden sich bitte unter: Tel.: (039406) 92090, FAX: (039406) 92099, E-Mail: gedenkstaette@marienborn.de Impressum : Landesverwaltungsamt Stabsstelle Kommunikation Frau Vopel Willy-Lohmann-Str.7 06114 Halle (Saale) Tel:      (0345) 514 ¿ 1244 Fax:    (0345) 514 ¿ 1477 Mail:    Denise.Vopel@lvwa.lsa-net.de

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