Rede von Innenminister Klaus Jeziorsky anlässlich der Gründungveranstaltung für die Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 190/04 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 190/04 Magdeburg, den 1. Dezember 2004 Es gilt das gesprochene Wort! Rede von Innenminister Klaus Jeziorsky anlässlich der Gründungveranstaltung für die Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt Gern habe ich Ihre Einladung zur heutigen Veranstaltung angenommen. Als Innenminister ist es mir ein besonderes Anliegen, mich für die Sicherheit in unserer Gesellschaft einzusetzen, und so bin auch gern Ihrer Bitte nachgekommen, die Schirmherrschaft für die Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" zu übernehmen. Anrede, seien wir ehrlich: Das Thema "Sicherheit in den eigenen vier Wänden" spielt bei vielen von uns nicht die ganz große Rolle. So lange nicht bei uns oder unseren Nachbarn eingebrochen wird, so lange wir nicht in der Zeitung von Einbruchsserien lesen, fühlen wir uns sicher. Ich glaube, dass wir uns so lange "in Sicherheit wiegen", ist ein menschlicher Wesenszug. Aber sicher ist auch: Unsere Nachlässigkeit beim Thema Sicherheit macht es einigen unserer Mitbürger leicht, uns an einer ganz empfindlichen Stelle zu treffen, nämlich in unserer Privatsphäre. Viele Einbruchsopfer leiden darunter sehr. Sie ertragen kaum die Vorstellung, dass ein Unbekannter ihre Privatsachen durchwühlt hat und haben Angst, erneut Opfer eines Einbruchs zu werden. Manch einer leidet unter dieser Angst lange, manchmal jahrelang. Das ist die eine Seite, die allein schon zeigt, dass wir vielleicht doch etwas mehr tun sollten für unsere Sicherheit. Die andere Seite, der materielle Schaden, der durch Wohnungseinbrüche verursacht wird, ist immens. In der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundes wird dieser mit mehr als 620 Millionen Euro im Jahr 2003 beziffert. Auf Sachsen-Anhalt bezogen bedeutet dies, dass bei 3.613 erfassten vollendeten Diebstahlshandlungen aus Wohnungen ein Schaden von rund 3,6 Millionen Euro entstanden ist. Anrede, die Ruhr-Universität Bochum hat kürzlich eine Studie zur "Wirksamkeit technischer Einbruchsprävention bei Wohn- und Geschäftsobjekten" durchgeführt. Ziel des Projektes war es, weitergehende Empfehlungen für präventive technische Maßnahmen der Einbruchssicherung bei Wohn- und Geschäftsobjekten zu erarbeiten. Dabei sollte insbesondere vorhandenes Täterwissen berücksichtigt werden. Dabei ist unter anderem herausgekommen, dass die Straftäter das Entdeckungsrisiko als sehr gering einschätzen. Einer sprach davon, man müsse schon "extremes Pech" und die Polizei "großes Glück" haben, wenn man auf frischer Tat erwischt werde. Ferner ist für die Täter auch die Objektlage sehr wichtig. Sie achten darauf, dass die Einbruchsobjekte von wenigen Häusern umgeben sind, also in einer eher abgelegenen oder ländlichen Umgebung oder in einer Randlage bzw. in Industriegebieten liegen. Und die Täter gehen auch davon aus, dass Nachbarn und Passanten, die die Tat wahrnehmen, dies einfach ignorieren. Ferner spielt für viele Täter eine Rolle, ob es gute Deckungs- bzw. Versteckmöglichkeiten gibt und wie das Objekt von außen einsehbar ist. Bei Einfamilienhäusern sind dies die Rückseiten, die Terrassentür und Fenster. Die überwiegende Mehrzahl der in dieser Studie Befragten gab an, über Türen oder Fenster eingedrungen zu sein, entweder durch Aufbrechen oder Aufhebeln. Manche schlugen auch Fensterscheiben ein, um in das Objekt zu gelangen. Sehr beliebt waren zudem auf Kipp stehende Fenster und Türen, die ohne Weiteres geöffnet werden konnten. Beim Einbruch in Mehrfamilienhäuser wird zumeist in den oberen Stockwerken über die Wohnungseingangstür eingebrochen. Der Einbruch in den unteren Geschossen erfolgt hingegen meist über die Fenster. Die Schwachstellen liegen bei Einfamilienhäusern zumeist an den Fenstern und Fenstertüren, bei Mehrfamilienhäusern an den Wohnungstüren. Das sind die Fakten dieser Studie. Und sie stimmen mich schon nachdenklich, wenn ich höre, dass viele Einbrecher nicht damit rechnen, geschnappt zu werden. Ich denke, an dieser Stelle müssen wir noch weiter arbeiten. Dazu gehört sicherlich eine größere Sensibilität bei Nachbarn und Passanten und ¿ im Falle des Falles ¿ eine beherzte, schnelle Information der Polizei. Aber genau so müssen wir natürlich auch erreichen, dass ein Einbrecher sich nicht sicher fühlen darf, ob nicht vielleicht doch die Polizei um die nächste Ecke biegt. Das ist die eine Seite. Die andere Seite greift die Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" auf. In der Vergangenheit ist den Bauherrn oftmals nicht ausreichend bewusst gewesen, wie wichtig der Einbau von Sicherheitstechnik für den Einbruchsschutz ist. Ein Nachrüsten dieser Technik ist aber meist viel teurer. Und so freut es mich, dass die Nachfrage nach Häusern mit integriertem Sicherheitsstandard inzwischen deutlich größer geworden ist. Und damit einher geht auch die vermehrte Nachfrage nach Angeboten der Kriminalpolizeilichen Beratung zum Thema "Einbruchsschutz". Erfahrene Kriminalbeamte beraten in der Dienststelle und auf Wunsch auch vor Ort über Sicherheitstechnik. Mit Exponaten und Demonstrationstafeln wird den Ratsuchenden kompetenter Rat gegeben, und das kostenlos, individuell und natürlich auch firmenneutral. Anrede, ich halte die Gründung der Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" für sinnvoll. Es ist kriminalpolizeilich bekannt, dass Einbrecher zwischen 2 und 5 Minuten aufwenden, um in ein Haus einzudringen. Benötigen sie mehr Zeit, brechen sie in aller Regel ab. Daher macht es Sinn, den Einbrechern das Eindringen in die Objekte möglichst schwer zu machen. Natürlich kann jede Sicherheitstechnik überwunden werden, aber die Faktoren Zeit, Lärm und Aufwand spielen für den Einbrecher eben doch eine ganz wesentliche Rolle. Und deshalb hoffe ich, dass Ihre Initiative viel Erfolg zeigt. Wir wollen es den Einbrechern so schwer wie möglich machen. Wenn sie erkennen, dass der von ihnen betriebene Aufwand nicht mehr im gewünschten Verhältnis zum Erfolg steht, werden sie die Finger von dem ausgewählten Objekt lassen. Das der Qualitätsgemeinschaft "Das sichere Haus" zugrunde liegende Konzept scheint mir in dieser Hinsicht sehr vielversprechend zu sein. Vielen Dank. Impressum: Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe Pressestelle Halberstädter Straße 1-2 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516/5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: pressestelle@mi.lsa-net.de
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