: 21
Magdeburg, den 26.01.2006

Innenminister Klaus Jeziorsky stellt die polizei­liche Straßenverkehrsunfallbilanz für das Jahr 2005 vor

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 021/06 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 021/06 Magdeburg, den 26. Januar 2006 Innenminister Klaus Jeziorsky stellt die polizei­liche Straßenverkehrsunfallbilanz für das Jahr 2005 vor - Mit 84.481 Verkehrsunfällen wurden die wenigsten Unfälle seit dem Führen der einheitlichen Landes-Unfallstatistik registriert - Erneuter Rückgang bei den Getöteten um 18 Perso­nen von 261 (2004) auf 243 im Jahr 2005 - Zunahme der Gesamtunfälle auf den Bundesauto­bahnen um 3,3 Prozent - Polizei wird Verkehrssicherheitsarbeit noch in­tensiver auf die sogenannten Risikogruppen kon­zentrieren ¿Das erfreuliche Ergebnis vorwegnehmend, kann ich Ihnen heute mitteilen, dass sich auch im Jahr 2005 die insgesamt positive Bilanz der vergangenen Jahre fortgesetzt hat. Damit haben wir die geringsten Unfallzahlen seit dem Führen der einheitlichen Landes-Unfallstatistik zu verzeichnen¿, so Innen­minister Klaus Jeziorsky eingangs. In den Monaten Januar bis Dezember des Jahres 2005 musste die Polizei auf Sachsen-Anhalts Straßen 84.481 Verkehrsun­fälle registrieren. Das seien immerhin 1.262 Unfälle weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (85.743 Unfälle). Beson­ders positiv sei der erneute Rückgang bei den im Straßenver­kehr Getöteten um 18 Personen von 261 (2004) auf 243 (2005) ausgefallen. ¿Dies ist zwar ein Lichtblick und eine erfreuliche Entwicklung¿, so der Innenminister, ¿die nicht zuletzt der konsequenten Verkehrs­sicherheitsarbeit der Polizei zu verdanken ist, aber diese Ent­wicklung bedeutet rein statistisch auch, dass die Polizei im vergangenen Jahr etwa alle 6 Minuten zu einem Verkehrsunfall gerufen wurde.¿ Die Angst, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, rangiert nach einschlägigen Studien seit Jahren im oberen Drittel der Skala der Lebensängste der Bürgerinnen und Bürger. Dennoch spiele die Mobilität heute eine wesentliche Rolle und sei fester Bestandteil der Lebensqualität. Statistisch gesehen verfüge jeder Zweite in Deutsch­land über ein zugelassenes Kraftfahrzeug. Hinzu komme eine Vielzahl weiterer Verkehrsteilnehmer anderer Bundesländer und Nationen, die die Kapazitätsbe­lastung der wichtigsten Straßen unseres Landes täglich ausreizen. Und von Jahr zu Jahr werde diese Verkehrsbelastung weiter zunehmen. Verkehrsunfallentwicklung ¿ Unfallfolgen In Sachsen-Anhalt ereigneten sich im Jahr 2005 (Vorjahr in Klammern) Ø 84.481 Verkehrsunfälle (85.743) Ø mit 13.346 Verunglückten (13.425) Ø davon 243 Getötete (261) Ø 2.984 Schwerverletzte ( 3.037) Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes werde für das Jahr 2005 in ganz Deutschland mit einem Rückgang der Verkehrsunfälle um ca. 1 Prozent gerechnet. Bei den im Straßenverkehr Getöteten werde für ganz Deutschland ein Rückgang um rund 8 % erwartet. In Sachsen-Anhalt konnte, so der Innenminister, ein Rückgang bei den Getöteten um knapp 7 % festgestellt werden. Damit liege Sachsen-Anhalt sehr nahe am erwarteten Bundestrend. Unfallörtlichkeiten Etwa 68 % der Verkehrsunfälle ereigneten sich innerhalb geschlossener Ortschaften, 32 % der Unfälle passierten außerhalb geschlossener Ortschaften, davon 5,4 % auf Autobahnen. Betrachtet man nur die Unfälle mit schwerem Personenschaden (Unfälle mit mindestens einer schwerverletzten oder getöteten Person), vergrößert sich der Anteil dieser Außerortsunfälle und beträgt insgesamt 50,9 %, davon 7,6 % auf Autobahnen. Auf den Autobahnen war im Berichtszeitraum bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden eine leichte Zunahme von 552 auf 577 um 4,5 % zu verzeichnen. Mit 31 Getöteten wurden auf den Autobahnen 6 oder 16,2 % weniger Getötete als im Vorjahr registriert. Gleichwohl entsprechen diese 31 Getöteten 12, 8 % der Gesamt­getöteten. Die Zahl der Schwerverletzten auf den Autobahnen stieg um 41 auf 277, was einem Anteil von 9,3 % an allen Unfällen mit Schwerverletzten ausmacht. Die ca. 370 Autobahnkilometer entsprechen ca. 4,6 % des klassifizierten Straßen­netzes in Sachsen-Anhalt. Der überproportionale Anteil an den schweren Unfallfol­gen sei sicherlich auch den dort zulässigen hohen Geschwindigkeiten und natürlich der hohen Verkehrsbelastung geschuldet, so Jeziorsky. Das Risiko, tödlich zu verunglücken, ist allerdings auf den Landstraßen außerorts am höchsten. Fast zwei drittel (64,6%) der Getöteten verunglückten außerhalb geschlossener Ortschaften. Besondere Zielgruppen der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei Kinder unter 15 Jahren Jeziorsky: ¿Es ist besonders erfreulich, einen deutlichen Rückgang der Anzahl der verunglückten Kinder um fast 200 oder rund 18 % auf 886 positiv hervorheben zu können, insbesondere weil wir damit eine gegenläufige Entwicklung zu dem prog­nostizierten Anstieg von fast 20 % in Deutschland feststellen können.¿ Gleichwohl sei die Zahl erschreckend hoch und zeige, wie wichtig der Ansatz sei, mit der Verkehrs­erziehung bereits zum frühest möglichen Zeitpunkt zu beginnen. Jugendliche (15 ¿ 18Jahre) Zwar könne man auch in dieser Altersgruppe bei den Verunglückten insgesamt einen Rückgang um über 9 Prozent auf 1.155 betroffene Jugendliche verbuchen, dennoch seien hier 20 Getötete einfach zu viel! In dieser Gruppe war auffällig, dass drei viertel der Betroffenen als Beifahrer in Kraftfahrzeugen bzw. als motorisierte Zweiradfahrer getötet wurden. Junge Erwachsene Alarmierend sind wiederum die Zahlen bei der Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen. Hier verunglückten entgegen dem allgemeinen Trend 31 Personen mehr, die Anzahl der getöteten Personen stieg von 56 auf 57 um 1,8 %. Fast zwei Drittel (61,4 %) der Getöteten und mehr als die Hälfte (56,1 %) der jungen Erwachsenen waren als ¿Pkw-Fahrer¿ beteiligt. Jeziorsky: ¿Mit einem Anteil von fast 24 % aller Getöteten und Schwerverletzten wird erneut das hohe Gefährdungspotential dieser Altersgruppe deutlich. Eine detaillierte Auswertung für das Jahr 2004 durch das Statistische Bundesamt ¿destatis¿ ergab, dass wir bezüglich der Zahlen dieser Altersgruppe über dem Bundesschnitt von 19 Getöteten pro 100.000 Einwohnern liegen. Vergleicht man aber nur die sogenannten Flächenländer, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Danach liegt Sachsen-Anhalt mit 24 gleichauf mit den Bayern vor Niedersachsen mit 27, Brandenburg mit 28, Thüringen mit 30 und Mecklenburg-Vorpommern mit 38. Bei vielen gemeinsamen Projekten mit den verschiedensten Trägern der Verkehrs­sicherheitsarbeit in unserem Land, wie z.B. der schulischen Ausstellung ¿Straßen­kreuze ¿ Unorte des Sterbens¿, seien sehr positive Erfahrungen gesammelt worden. Allein im vergangenen Jahr konnten ca. 22.000 junge Menschen in Projekte und Problemdiskussionen rund um die Ausstellung einbezogen werden. ¿Hier gilt es wei­ter anzuknüpfen und mit Blick auf das laufende Jahr diese Zielgruppe als einen be­sonderen Schwerpunkt auch künftig im Fokus polizeilicher Verkehrssicherheitsarbeit zu behalten¿, verdeutlicht der Innenminister. Senioren ( ab 65 Jahre ) Die Zahl der verunglückten Senioren sei auch im vergangenen Jahr um 152 auf 1.302 bedauerlicherweise wieder angestiegen, was einer Steigerung um 13 % ent­spreche. Dabei seien 47 Personen getötet und 363 schwerverletzt worden. Trotz die­ser Steigerung sei es aber nach wie vor die unauffälligste Altersgruppe bei den Un­fallverursachern. ¿Mit Blick auf die demografische Entwicklung im Lande¿, so Klaus Jeziorsky, ¿gilt es gemeinsam nach Wegen zu suchen, um einerseits das große Erfahrungspotential dieser Generation zu nutzen und anderseits ihre aktive Teilnahme am Straßenver­kehr als wesentlichen Teil der Lebensqualität bis ins hohe Alter zu gewährleisten.¿ Hauptunfallursachen Die Erfassung der Hauptunfallursachen sei im vergangen Jahr sehr viel genauer möglich gewesen als in den zurückliegenden Jahren. Durch die Einführung des Vor­gangbearbeitungssystems IVOPOL werden nunmehr alle Ursachen eines Verkehrs­unfalls erfasst. Jeziorsky: ¿In den vergangenen Jahren waren hier manuelle Strichlisten zu führen. Zudem wurden je nach Einschätzung der Polizeidienststellen nur das ursächliche Verhalten des Hauptverursachers gezählt. Heute werden automatisiert sämtliche Ur­sachen erhoben und erfasst. So sind die ungewöhnlich hohen Steigerungsraten der Ursachen ¿falsches Verhalten der Radfahrer¿ um 38,4 % (+724) und ¿falsches Ver­halten gegenüber Radfahrern¿ um fast 26 % (+140) unmittelbar auf die differenzierte Erfassung zurückzuführen.¿ Allerdings würden die Zahlen nunmehr die reale Lage widerspiegeln. Bereits vor zwei Jahren, trotz deutlich geringerer Zahlen, habe man die Aktion ¿Charmant im Straßenverkehr¿ gestartet, weil schon zu dieser Zeit die Zahlen überhöht erschienen. Jeziorsky: ¿Hinsichtlich des Verhaltens der Radfahrer wird die Polizei auch in diesem Jahr erneut in der präventiven wie repressiven Verkehrssicherheitsarbeit ihren Schwerpunkt setzen müssen.¿ Geschwindigkeit, Alkohol / Drogen ¿Bei den Hauptunfallursachen ¿Geschwindigkeit¿ und ¿Alkohol/Drogen¿ fällt auf¿, so der Minister, ¿dass insbesondere diese Fehlverhalten bei den Unfällen mit den schwersten Folgen auffällig häufig ursächlich waren.¿ In 2.224 Fällen waren Alkohol, Drogen bzw. Mischkonsum im Spiel und somit unfall­ursächlich. Auf alle Verkehrsunfälle bezogen, ist dies zwar nur ein Anteil von 2,6 %, aber schon bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden seien es 8,3 % und bei den Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden bereits 11,3 %. ¿Die festgestellte Anzahl bei den Getöteten, die auf diese Ursache zurückzuführen sind, ist mit 10,3 % zwar schon hoch genug, hier ist aber zusätzlich zu berücksichti­gen, dass von sogenannten Alleinbeteiligten in der Regel keine Blutprobe angeord­net wird, weil es an einem Beschuldigten für ein Strafverfahren fehlt. Das Dunkelfeld dürfte hier deutlich höher liegen¿, vermutet Innenminister Klaus Jeziorsky. Noch gravierender, so der Minister weiter, sehe diese Bilanz bei der Unfallursache Geschwindigkeit aus. Demnach sei bei: Ø 12,1 % aller Verkehrsunfälle (VU), Ø 24,5 % VU mit Personenschaden Ø 34 % VU mit schwerem Personenschaden bzw. Ø bei 43,2 % der Getöteten die falsche bzw. überhöhte Geschwindigkeit als ursächlich festgestellt worden. Aus den genannten Zahlen werde deutlich, dass die polizeiliche Verkehrsüberwa­chung ein unverzichtbarer Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sei. ¿Für das Jahr 2006 wurde aus diesem Grund im Rahmen der Zielvereinbarung darauf Wert gelegt, dass die genannten Unfallursachen bekämpft und die Überwa­chungstätigkeit auf die Verstöße konzentriert werden, die bei den Unfällen mit den schwersten Folgen eine maßgebliche Rolle spielen¿, verdeutlicht der Minister. Im vergangen Jahr wurden allein von der Polizei über 600.000 Verkehrsordnungs­widrigkeiten und über 26.000 Verkehrsstraftaten festgestellt. Darüber hinaus wurden von der Bußgeldstelle 12.100 Fahrverbote verhängt. Am Beispiel der im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion 2005 ¿Sicher mit Gurt ¿ schnall dich an¿ durchgeführten landesweiten Kontrollen werde der erschreckende Leichtsinn vieler Kraftfahrer deutlich: Allein im Aktionszeitraum vom 25. Juli bis 10. September seien fast 10.000 Verstöße gegen die Anschnallpflicht festgestellt wor­den! ¿Daher wird die Polizei im Interesse der Verkehrssicherheit auch in diesem Jahr die Anschnallpflicht als ein Schwerpunktthema in ihre Kontrolltätigkeit einbeziehen.¿ In diesem Zusammenhang kündigte der Minister an, dass sich Sachsen-Anhalt im Jahr 2006 u. a. auch an einer länderübergreifenden europaweiten Gurtkontrolle beteiligen werde. Polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit Die Polizei hat allein im letzten Jahr bei rund 8.000 Veranstaltungen in allen Alters­gruppen ca. 245.000 Personen erreicht. Mit den vielfältigen bereits vor Jahren initiierten Verkehrssicherheitsaktionen und de­ren kontinuierlicher und erfolgreicher Fortführung, wie ¿ der Ausstellung ¿Straßenkreuze ¿ Unorte des Sterbens¿, ¿ dem PEER-Projekt an Fahrschulen, ¿ der Aktion ¿fifty-fifty-Taxi¿, ¿ dem schulischen Fahrsicherheitstraining und unseren jährlichen Verkehrssicherheitsaktionen, wie Don¿t drug and drive, Char­mant im Verkehr oder auch der vorjährigen Gurtkampagne ist es gelungen, die Aktivitäten im Land zu koordinieren und zusammen mit vielen Partnern  durchzu­führen. Verkehrsunfallkommissionen ¿Neben den intensiven repressiven und präventiven Maßnahmen wird von der Polizei geschäftsführend auch die verkehrssichere Gestaltung des Verkehrsraums gemein­sam mit den Straßenverkehrsbehörden und den Straßenbaulastträgern in den Un­fallkommissionen des Landes vorangetrieben¿, so der Innenminister. Dabei werden die örtlichen Unfallschwerpunkte auf der Grundlage der polizeilichen Unfallaufnahme ermittelt bzw. analysiert. Durch die Unfallkommission werden Maßnahmen erörtert, beschlossen und umgesetzt, um Gefahrenstellen zu entschärfen. Jeziorsky: ¿Da wir auch für dieses Aufgabenfeld ein neues computergestütztes Auswertetool eingeführt haben, ist vorgesehen, der breiten Öffentlichkeit Ende Februar die Arbeit der Unfallkommissionen sowie die durch sie ermittelten Gefahren­stellen im Land vorzustellen.¿ ¿Neben der Kriminalitätsbekämpfung ist die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei und damit auch die Verkehrsüberwachung eine tragende Säule der polizeilichen Arbeit. Ich bekenne mich ausdrücklich zur Notwendigkeit der polizeilichen Verkehrssicher­heitsarbeit. Diese Arbeit dient den Menschen in unserem Land und oftmals gerade auch der Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer¿, so Innenminister Klaus Jeziorsky abschließend. Übersicht und ausgewählte Grafiken zum Verkehrsunfallgeschehen 2005 Impressum: Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. Juni 39112  Magdeburg Tel: (0391) 567-5516/5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: Pressestelle@mi.lsa-net.de

Impressum:Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-AnhaltVerantwortlich:Danilo WeiserPressesprecherHalberstädter Straße 2 / am "Platz des 17. Juni"39112 MagdeburgTel: (0391) 567-5504/-5514/-5516/-5517/-5377Fax: (0391) 567-5520Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de

Anhänge zur Pressemitteilung