Innenminister Klaus Jeziorsky stellt Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2005 vor
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 027/06 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 027/06 Magdeburg, den 6. Februar 2006 Innenminister Klaus Jeziorsky stellt Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2005 vor - Rückgang der Straftaten um über 12.400 Delikte - Erneute Steigerung der Aufklärungsquote auf beachtliche 58,5 Prozent - Insgesamt weniger Diebstähle, aber mehr Computer- und Internetkriminalität registriert Innenminister Klaus Jeziorsky hat heute in Magdeburg die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2005 vorgestellt. ¿Ein weiterer spürbarer Rückgang der Kriminalität, die Bewältigung von vielen Großlagen, aufwändige Ermittlungen im Rahmen der Kriminalitätsbekämpfung und große Anstrengungen bei der Kriminalprävention sprechen eine deutliche Sprache. Die Polizei hat ihren Job gut gemacht,¿ so Innenminister Klaus Jeziorsky eingangs. Die Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik sei eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, auf die Entwicklung der inneren Sicherheit in Sachsen-Anhalt zurückzuschauen und den Blick nach vorn zu richten. Nur, stellte der Minister klar, seien die bloßen Zahlen nicht alles, denn Kriminalität und deren Entwicklung bedürften immer einer Interpretation. Daher habe die Polizeiliche Kriminalstatistik vor allem als vergleichender Gradmesser und strategisches Handlungselement ihre Berechtigung. Vor einigen Wochen, so der Innenminister weiter, sei fälschlicherweise behauptet worden, dass es kein Wunder wäre, dass die Kriminalität in den letzten Jahren zurückgegangen sei, da ja die Bevölkerungszahlen auch entsprechend gesunken seien. Eine solche Darstellung sei eine Herabwürdigung der hervorragenden Arbeit der Polizei und des persönlichen Engagements jedes einzelnen Mitarbeiters. Ein Blick, vor allem auf die langfristige Entwicklung der Straftaten - aber auch auf die Entwicklung der letzten Jahre - zeige nämlich eindeutig ein anderes Bild. Der Polizei sei es mit großem Erfolg gelungen, die Zahl der Straftaten in außergewöhnlicher Weise zu senken. Dies sei in erster Linie auf eine Vielzahl von Ermittlungserfolgen, umfangreiche präventive Aktivitäten und eine erhöhte Präsenz zurückzuführen. Innenminister Jeziorsky: ¿Die Anzahl der registrierten Straftaten ist von 1995 bis 2005 um 32,4 % gesunken, während die Zahl der Einwohner in Sachsen-Anhalt um 9,6 % abgenommen hat. Damit ist die Zahl der Straftaten dreimal so schnell gesunken, wie die Zahl der Einwohner und die Aufklärungsquote stieg in diesem Zeitraum von 35,8 % auf 58,5 %. Damit dürfte eine so absurde Behauptung eindeutig widerlegt sein.¿ Die Eckdaten der Polizeilichen Kriminalstatistik stellen sich wie folgt dar: ¾ 216.186 Straftaten wurden im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt registriert. Dies sind 12.461 Delikte weniger als im Vorjahr. Was einem Rückgang um 5,4 % entspricht. ¾ Die Aufklärungsquote ist auf 58,5 % gestiegen. Dies sind 1,1 %-Punkte mehr als 2004. Diese Quote liegt im bundesweiten Vergleich im oberen Drittel. Der Bundesdurchschnitt lag 2004 bei 54,2 %. ¾ 44,2 % aller Delikte sind dem Diebstahl zuzuordnen, ¾ 16,6 % der Fälle betrafen Vermögens- und Fälschungsdelikte, ¾ 11,7 % entfielen auf Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. ¾ Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung machten 0,7 % aus. Der Anteil der Straftaten gegen das Leben betrug 0,1 %. ¾ 26,7 % der Fälle betrafen Verstöße gegen strafrechtliche Nebengesetze und sonstige Straftaten nach dem Strafgesetzbuch. Die Entwicklung der Straftaten zeigt, dass sich der Anteil der einzelnen Straftaten an der Gesamtkriminalität in den letzten Jahren zunehmend verschoben hat. So gibt es heute zwar weniger Diebstähle, aber mehr Computer- und Internetkriminalität sowie vermehrt in diesem Zusammenhang auftretende Betrugsformen, wie den Waren- und Warenkreditbetrug. Auch aus diesem Grund, so Landeskriminaldirektor Wachholz, würden Ermittlungsverfahren zunehmend komplexer und Ermittlungen immer aufwändiger, zeit- und personalintensiver. Neben dem klassischen Tatort gewinne der virtuelle Tatort zunehmend an Bedeutung. Für die Kriminalpolizei bedeute dies unter anderem eine weitere Qualifizierung und Spezialisierung. Ausgewählte Deliktgruppen Straftaten gegen das Leben stehen stets im besonderen Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sie wirken sich besonders nachhaltig auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung aus. Die Polizei führt die Ermittlungen mit großem personellen und materiellen Aufwand mit dem Ziel, möglichst jede einzelne Tat so rasch wie möglich aufzuklären. Dabei werden die Möglichkeiten der DNA-Analyse - vermehrt auch für Fälle, die schon sehr lang zurück liegen - genutzt. Jeziorsky: ¿Ich halte es nach wie vor für äußerst wichtig, die DNA-Analyse einer ganz normalen erkennungsdienstlichen Behandlung gleich zu stellen. Dies um so mehr, als einschlägige Studien belegen, dass gerade auch Tötungs- und Sexualdelikte von Straftätern begangen werden, die wegen anderer Straftaten, wie etwa Diebstahl, Körperverletzung und sonstige Gewalttaten in Erscheinung getreten sind.¿ Nun zu einigen konkreten Zahlen: Im Jahr 2005 wurden 126 Straftaten gegen das Leben angezeigt. Dies sind 6 Straftaten weniger als 2004. Beim Mord sind 26 Fälle, davon 8 Versuche, registriert worden. 6 Tötungsdelikte konnten noch nicht geklärt werden. ¿In Sachsen-Anhalt wird kein Fall endgültig ad acta gelegt. Die Aufklärung des Falles von Maria Juhl 10 Jahre nach der Tat belegt dies eindrucksvoll¿, betont der Innenminister. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind um 11 % zurück gegangen. Intensive polizeiliche Ermittlungsarbeit hat zu Ermittlungserfolgen geführt und den Verfolgungsdruck erhöht. Angesichts der aktuellen Entwicklung im Bereich der Kinderpornografie insbesondere im Zusammenhang mit dem Internet und anderen modernen Telekommunikationsmöglichkeiten darf in diesem Handlungsfeld nicht nachgelassen werden. Sorgen bereite dem Minister die Zunahme bei den Körperverletzungsdelikten und bei den Delikten gegen die persönliche Freiheit. Daher habe er die Polizei angewiesen, sich der Thematik Gewalt in engen sozialen Beziehungen und Stalking besonders anzunehmen. Jeziorsky: ¿Es geht im Kern darum, möglichst schon die Entstehung von Delikten und Hintergründe als solche rechtzeitig zu erkennen und somit Straftaten bis hin zur Tötung zu verhindern. Gewalt darf kein Mittel der Auseinandersetzung sein!¿ Diebstähle haben um 11,3 % abgenommen. Sie bedürfen aber allein schon wegen ihres absoluten Anteils an der Gesamtkriminalität einer gesonderten Betrachtung. Es hat erneut Rückgänge im Bereich Ladendiebstahl , bei den Fahrrädern und ¿rund um das Kraftfahrzeug¿ gegeben. Auf der anderen Seite beunruhigen Diebstähle von Kraftstoff, Baumaschinen, aber auch Serien von Wohnungseinbrüchen und Kraftfahrzeugaufbrüchen. Hier hat die Polizei mit abgestimmten Fahndungs- und Ermittlungskonzepten reagiert. ¿Obwohl landesweit die Zahl der Wohnungseinbrüche im letzten Jahr zurück gegangen ist (-356 Delikte) bereiten uns aktuell Tätergruppen, die überwiegend im Bereich der großen Städte agieren, Sorge. Neben einer verstärkten Ermittlungsarbeit und Streifentätigkeit kommt der technischen Sicherung und dem richtigen Verhalten von Anwohnern besondere Bedeutung zu¿, so Jeziorsky. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine gemeinsame Initiative des LKA mit der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt und der Handwerkskammer Magdeburg zum Einbruchsschutz unter dem Titel ¿Das sichere Haus¿. Sorge bereiten daneben Überfälle auf Geldinstitute. Aber auch hier konnte die Polizei in der Vergangenheit Erfolge verzeichnen. So haben intensive länderübergreifende Ermittlungen zur Aufklärung einer der größten bundesweiten Serien von Banküberfällen und zur Festnahme einer Tätergruppe unter dem Namen ¿Schlapphutbande¿ geführt. Unter maßgeblicher Beteiligung der sachsen-anhaltischen Polizei konnten 11 Raubüberfälle auf Geldinstitute und 6 weitere Straftaten in Sachsen-Anhalt aufgeklärt werden. Ebenso erfolgreich war die Polizei bei der Aufklärung von zwei schweren Raubüberfällen auf Geldtransporte bei Zeitz und in Dolle, die die Ermittlungsbehörden über Jahre in Atem gehalten haben. Jeziorsky: ¿Es waren größte personelle und materielle Anstrengungen notwendig, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Letztlich gelang es der Polizeidirektion Stendal die entscheidenden Fakten zu ermitteln, die zur Festnahme der beiden Haupttatverdächtigen führte.¿ Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist die Anzahl der Fälle leicht um 215 Straftaten zurück gegangen. Die Anstiege und Rückgänge in einzelnen Deliktsbereichen sind jedoch sehr unterschiedlich. So ist z.B. ein erneuter Anstieg beim Waren- und Warenkreditbetrug (+ 1.118 Fälle) und der Beförderungserschleichung, also dem sogenannten ¿Schwarzfahren¿ (+ 1.625 Fälle) zu verzeichnen. Ein Beispiel für wirksame Prävention, so der Minister, sei die Einführung von KUNO (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen) gewesen. Eine Maßnahme der Polizei, die in Abstimmung mit den Betreibern der Abrechnungssysteme bei sogenannten elektronischen Lastschriftverfahren ohne Unterschrift, dem Debit ohne PIN, Anwendung finde. So sei ein erneuter Rückgang der Straftaten mittels rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln um 29,1 % (-700 Delikte) festgestellt worden. Der Einzelhandel habe zwischenzeitlich signalisiert, bundesweit eine zentrale Meldestelle einzurichten. Die Zahl der Sachbeschädigungen ging erneut deutlich zurück und zwar um 928 Delikte. Aber ein polizeilicher Schwerpunkt liegt in diesem Deliktsbereich nach wie vor in der Bekämpfung der illegalen Graffitischmierereien , durch die jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe entstehen. Es wurden 276 Delikte mehr als im Vorjahr registriert. Schwerpunkte bilden die drei größten Städte unseres Landes. Die Bekämpfung der Rauschgiftdelikte, insbesondere der mittleren und oberen Händlerebene, ohne die Konsumentenebene zu vernachlässigen, ist weiterhin Schwerpunkt der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit. Insgesamt wurden im letzten Jahr 147 Straftaten weniger als im Vorjahr registriert. Neben der Modedroge Ecstasy spielen zunehmend die Drogen Heroin und Kokain eine Rolle. ¿Leider starben auch im vergangenen Jahr erneut neun Personen in Folge des Drogenkonsums. Seit 1994 sind es in Sachsen-Anhalt insgesamt 56 Drogentote¿, zieht Jeziorsky eine traurige Bilanz. Z u den Tatverdächtigen: Im vergangenen Jahr konnten 87.147 Tatverdächtige ermittelt werden. Hierbei handelt es sich in 29,4 % der Fälle um sogenannte Jungtatverdächtige, also Tatverdächtige unter 21 Jahre. Jeziorsky: ¿Nach 2003 und 2004 ist nicht nur der Anteil der Jungtatverdächtigen an allen Tatverdächtigen, sondern auch die absolute Anzahl erneut zurück gegangen. Insoweit nähern wir uns dem Bundesdurchschnitt, der im Jahr 2004 bei 27,8 % lag.¿ In diesem Zusammenhang wies der Minister auf das im Jahr 2004 eingeführte Konzept zur spezialisierten und beschleunigten Bearbeitung von Jugendsachen hin. Entscheidend sei es dabei, jugendliche Intensivtäter frühzeitig zu erkennen bzw. zu ermitteln. Eine dieses Anliegen unterstützende Jungtatverdächtigendatei sei am 01. Februar diesen Jahres in Betrieb gegangen. Die jugendlichen Intensivtäter, die 2,8 % der Jungtatverdächtigen ausmachen, begehen 26,3 % aller von Jugendlichen begangenen Delikte. ¿Je früher minderjährige Intensivtäter erkannt werden, um so besser kann ihnen noch geholfen werden. Ich hoffe, dass es uns damit gelingt, nicht nur jugendliche Täterkarrieren zu verhindern, sondern auch nicht belehrbare jugendliche Intensivtäter dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen¿, verdeutlicht Jeziorsky. Gerade bei der Gewalt seien die Ursachen der Entstehung sehr vielschichtig und von der Polizei allein nicht zu verhindern. Den gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen, insbesondere Maßnahmen zur Bildung und Erziehung, ist deshalb besondere Bedeutung beizumessen. Jeziorsky: ¿Die Landesregierung setzt zudem auf ¿Kommunale Kriminalprävention¿. Dem liegt der Gedanke zu Grunde, dass Kriminalität am ehesten vor Ort am wirksamsten begegnet werden kann. Ich habe mit dem Städte- und Gemeindebund und dem Landkreistag eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Es hat zwischenzeitlich eine Reihe von Aktivitäten in dieser Angelegenheit gegeben. Vor 14 Tagen haben sich hier im Innenministerium ca. 100 Vertreter von Städten, Gemeinden und Polizei getroffen, um Erfahrungen auszutauschen.¿ Info Die Themen Organisierte Kriminalität, Rauschgift- und Wirtschaftskriminalität sowie Politisch motivierte Kriminalität werden derzeit noch aufbereitet und wie in den vorangegangenen Jahren zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt. Impressum: Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. Juni 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5516/5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: Pressestelle@mi.lsa-net.de
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