Gedenkstätte "Roter Ochse" in Halle Ort des Erinnerns und Gedenkens
Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 14/06 Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 14/06 Halle, den 15. Februar 2006 Gedenkstätte "Roter Ochse" in Halle Ort des Erinnerns und Gedenkens Genau 10 Jahre nach ihrer Eröffnung wurde heute die Gedenkstätte ¿Roter Ochse¿ in Halle nach einer längeren Umbauphase im Beisein zahlreiche Gäste, u.a. des Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, wieder der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben. "Die Schwierigkeiten, mit denen die Gestalter der neuen Gedenkstätte zu kämpfen hatten, erwuchsen aus deren wechselvollen Geschichte", betonte Thomas Leimbach, Präsident des Landesverwaltungsamtes, zu dem die Gedenkstätte gehört zur Eröffnung. "Die neu konzipierte Dauerausstellung der Gedenkstätte ist den Opfer politischer Gewalt gewidmet, die hier in dem Gebäude von 1933 - 1945 und 1945 - 1989 litten und vor allem zwischen 1942 und 1945 auch starben. Wir sind es ihnen schuldig, an sie zu erinnern und ihre Lebenserfahrungen weiter zu reichen." In Betrieb genommen wurde die Haftanstalt "Roter Ochse" 1842 als "Königlich-Preußische Straf-, Lern- und Besserungsanstalt" für ca. 350 Gefangene. Von 1933 bis 1935 war sie Gefängnis und Schutzhaftlager, seit 1935 Zuchthaus für überwiegend politische Gefangene des NS-Regimes. Im Sommer 1942 wurde eine Richtstätte eingebaut, in der Todesurteile verschiedener Gerichte - ab November 1942 zunächst mit Fallbeil, ab Februar 1944 teilweise auch durch Erhängen - vollstreckt wurden. Bis zum 10. April 1945 sind 549 Exekutionen vorgenommen worden; die Getöteten kamen aus insgesamt 15 Ländern. Nach wenigen Wochen US-Besatzungszeit nutzte die sowjetische Besatzungsmacht ab Juli 1945 das Gefängnis als Haft- und Internierungsort. Tausende Gefangene aus ganz Sachsen-Anhalt wurden hier von sowjetischen Militärtribunalen verurteilt. Von 1950 bis Dezember 1989 kamen mehr als 6.500 Gefangene in den Teil des "Roten Ochsen", der vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR als Untersuchungshaftanstalt geführt wurde. 1996 wurde in dem ehemaligen Verhör- und Wirtschaftsgebäude des MfS eine Gedenkstätte für die Opfer politischer Verfolgung von 1933 -1945 und 1945-1989 eingerichtet. Seit September 2003 war die Gedenkstätte ¿Roter Ochse¿ eine Baustelle. Dabei ging es nicht nur um die Sanierung des Gebäudes, sondern auch um die Neukonzipierung und den Neuaufbau einer Dauerausstellung. Diese neue Ausstellung verfolgt das Ziel, die Spuren des Unrechts aufzudecken, die auf die Menschenrechtsverletzungen der Nationalsozialisten, aber auch des MfS in der DDR, in diesem Gebäude hinweisen und damit die Möglichkeiten für die Bildungs- und Erinnerungsarbeit zu verbessern. In der Phase der Erarbeitung der neuen Ausstellung forschten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte in vielen Archiven zwischen Moskau und Washington und führten intensive Gespräche mit Zeitzeugen. Unwägbarkeiten und Unvorhersehbares wie der Fund von Skelettteilen mehrerer Personen während der Bauarbeiten im Hofbereich der Gedenkstätte im Herbst 2004 verzögerten die Arbeiten, so dass der Eröffnungstermin mehrmals nach hinten verschoben werden musste. Heute präsentiert sich die Gedenkstätte "Roter Ochse" in drei getrennten Ausstellungsbereichen, entsprechend der historischen wechselvollen Geschichte des Gebäudes. Das Erdgeschoss, das die Hinrichtungsstätte beherbergte, ist den Opfern des Nazi-Regimes gewidmet. Eine weiter Ausstellungsetage erinnert an die Opfer sowjetischer Militärtribunale und des Ministeriums der Staatssicherheit der DDR. Die Verwaltungsetage der Gedenkstätte beherbergt eine Präsenzbibliothek, die u.a. die Bibliothek des Ministeriums des Innern der DDR umfasst sowie einen laufend zu ergänzenden Bestand von Fachliteratur zu den Ausstellungsthemen. Daneben gibt es hier ein Zeitzeugen-Büro, Begegnungsmöglichkeiten für Opferverbände und Arbeitsmöglichkeiten für Studenten und Schüler. Gerade sie sollen in die weitere Gestaltung der Ausstellung aktiv einbezogen werden. Ein leeres Regal bietet Platz für 549 Aktenordner, in den die Schicksale der 549 Hingerichteten während der NS-Zeit dokumentiert werden sollen. Unter Anleitung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte sollen vor allem Schüler in Projekttagen und -wochen die weißen Seiten füllen. Die Gedenkstätte "Roter Ochse" ist unter der Telefonnummer: (0345) 220 1332 oder 1335 zu erreichen bzw. im Internet unter: www.landesverwaltungsamt.sachsen-anhalt.de/roterochse zu finden. Impressum: Landesverwaltungsamt Pressestelle Willy-Lohmann-Str. 7 06114 Halle (Saale) Tel: (0345) 514-1244 Fax: (0345) 514-1477 Mail: denise.vopel@lvwa.sachsen-anhalt.de
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