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Magdeburg, den 23.07.2006

Computerkriminalität weiter auf hohem Niveau - Innenminister zieht Bilanz

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 138/06 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 138/06 Magdeburg, den 24. Juli 2006 Computerkriminalität weiter auf hohem Niveau - Innenminister zieht Bilanz Innenminister Holger Hövelmann (SPD) hat heute in Magdeburg gemeinsam mit dem Direktor des Landeskriminalamtes, Frank Hüttemann, die aktuelle Kriminalitätslage im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik (IuK), der sogenannten Computerkriminalität, im Land Sachsen-Anhalt dargestellt. Innenminister Hövelmann: ¿Mit Besorgnis stellen wir fest, dass die Nutzer von Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend zielgerichteten Angriffen von Kriminellen ausgesetzt sind¿. Zwar sei die Gesamtzahl mit 1.507 registrierten Fällen im Jahr 2005 im Vergleich zu 2004 (1.539 Fälle) nahezu konstant geblieben, doch erstatteten Unternehmen oder Institutionen bei den Strafverfolgungsbehörden in vielen Fällen keine Anzeige, da sie bei einem Hackerangriff einen Ansehensverlust in der Öffentlichkeit oder bei den Vertragspartnern befürchten. Dass es den Tätern zum Teil recht leicht gemacht wird, liegt laut Hövelmann ¿oftmals am fahrlässigen Verhalten im Umgang mit der Technik und an fehlenden oder unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen.¿ Das zeige sich insbesondere beim Online-Banking und beim E-Commerce (elektronischer Warenverkehr). In diesem Zusammenhang bemerkte der Innenminister weiter, dass ¿in besonders leichtfertiger Weise personenbezogene Daten durch die Nutzer preisgegeben werden¿. Bei den Straftätern ist vermehrt ein Trend hin zur Professionalisierung und Kommerzialisierung der IuK-Kriminalität zu verzeichnen. Standen früher noch isolierte Computerhacker hinter den Angriffen, so sind es zunehmend Mitglieder organisierter Tätergruppen. Die Auswirkungen der veränderten Arbeitsweise der Täter, so Hövelmann, werden besonders deutlich am eingetretenen Schaden. ¿Bei fast gleichbleibenden Fallzahlen stieg der Schaden von 1,2 Mio. ¿ im Jahr 2004 auf 1,8 Mio. ¿ im Jahr 2005¿. Aktuelle Entwicklungstendenzen Die Kreativität der Täter bei der Entwicklung der Angriffsmethoden ist unerschöpflich. Der aktuelle Trend der Angreifer in Deutschland besteht in der Erpressung von Firmen und privaten Nutzern. So werden z.B. über Schadprogramme Daten auf der Festplatte des Nutzers für eine weitere Nutzung blockiert und per E-Mail die Zahlung eines Lösegeldes erpresst. Erfolgt keine Zahlung, werden Dateien gelöscht oder für eine weitere Nutzung unbrauchbar gemacht. Das Kriminalitätsgeschehen in Sachsen-Anhalt wurde im Jahr 2005 durch das Phänomen Phishing bestimmt. Die besonders dreiste Methode der Täter wird dadurch gekennzeichnet, dass die Täter beim klassischen Phishing den Nutzer auf verfälschte Web-Seiten der Bank locken und hierüber sensible Daten im Zusammenhang mit dem Online-Banking abgreifen. Jeder Nutzer sollte daher darauf achten, dass eine Bank niemals PIN oder TAN für eine Sicherheitsüberprüfung oder aus anderen Gründen vom Nutzer abverlangt. Zudem sollte der Nutzer stets prüfen, ob ein Sicherheitszertifikat für die Web-Seite der Bank vorhanden ist. Kommt es im Zusammenhang mit dem Online-Banking zu Programmabbrüchen oder Fehlermeldungen, sollte der Nutzer das Verfahren abbrechen und unverzüglich seine Bank kontaktieren. Eine andere Methode in Verbindung mit Online-Banking steht im Zusammenhang mit dem Einsatz von ¿Finanzagenten¿. Dabei wird der Internetnutzer auf vermeintlich seriöse Web-Seiten von Finanzdienstleistungsanbietern, virtuellen Reisebüros oder Heiratsagenturen gelockt und ihm wird eine risikolose Arbeit im Nebenverdienst angeboten. Diese besteht darin, dass der ahnungslose Nutzer lediglich seine Bankverbindung in Deutschland preis gibt, telefonisch erreichbar ist und über einen E-Mail-Account verfügt. Mit der Einverständniserklärung des Nutzers und nach Abschluss eines Arbeitsvertrages erfolgt eine Kontaktaufnahme, zumeist per E-Mail mit einem Täter, vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum. Die Kontaktperson kündigt einen Geldbetrag an, der auf das vom Nutzer angegebene Konto überwiesen wird. Unter Einbehalt einer Provision von 7 bis 12 % seitens des ahnungslosen Nutzers wird dieser beauftragt, das Geld von seinem Konto abzuholen und über den Finanzdienstleister ¿Western Union¿ an einen Empfänger im Ausland zu überweisen. Sollte sich der Nutzer auf diese ¿Geldbotendienste¿ einlassen, besteht der Verdacht der Geldwäsche und er muss mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens rechnen. Zielgruppe für diese kriminelle Methode sind zumeist sozial bzw. finanziell schwach gestellte Internet-Nutzer, wie Arbeitslose, Rentner, die sich mit einer vermeintlich risikolosen Nebenbeschäftigung ein zusätzliches lukratives Einkommen sichern möchten. Dabei wird die wirtschaftliche Notlage der Opfer von den Tätern skrupellos ausgenutzt. Neben der Anwendung von ¿Spy-Programmen¿, bei denen durch die Täter elektronische Spione via Internet auf der Festplatte verankert werden und die Surfgewohnheiten der Nutzer ausgespäht werden, bedienen sich die Angreifer verstärkt dem Einsatz von ¿Bot-Netzen¿. Dabei werden im Netz verfügbare und nicht geschützte Rechner von den Tätern zum Angriff auf andere Rechner oder zum Spam-Versand genutzt. Mit einem so genannten fernsteuerbaren Netzwerk gelingt es den Tätern, einzelne am Netz hängende Rechner durch Viren bzw. ¿Trojaner¿ zu ¿willenlosen Werkzeugen¿ zu machen und diese dann auf Anweisung für ihre kriminelle Aktivitäten zu nutzen. ¿Die Zunahme und Veränderung der kriminellen Machenschaften im Internet erfordern auch für die Strafverfolgungsbehörden neue Denk- und Handlungsweisen¿, so Hövelmann. Es gelte, die Kriminalitätserscheinungen auf diesem Gebiet aufmerksam wahrzunehmen, zu reagieren und gegen neue Gefahren effektive Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. ¿Mit der Einrichtung einer Auswertungs- und Koordinierungsstelle IuK-Kriminalität im Landeskriminalamt konnte dazu ein erster Beitrag geleistet werden, um den neuen Kriminalitätserscheinungen wirkungsvoll entgegen zu treten¿, sagte der Innenminister abschließend. Impressum: Verantwortlich: Martin Krems Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. 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