Gegenansichten. Fotodokumentation zur politischen und kulturellen Opposition in Ost(mittel)europa. Die 1960er bis 1980er Jahre.
Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 116/06 Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 116/06 Halle (Saale), den 13. August 2006 Gegenansichten. Fotodokumentation zur politischen und kulturellen Opposition in Ost(mittel)europa. Die 1960er bis 1980er Jahre. Am 13. August, einem geschichtsträchtigen und besonders für die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn bedeutsamen Tag, wurde hier die Sonderausstellung ¿Gegenansichten - Fotodokumentation zur politischen und kulturellen Opposition in Ost(mittel)europa. Die 1960er bis 1980er Jahre¿ eröffnet. Die Ausstellung wurde anlässlich des 10jährigen Bestehens der Gedenkstätte - im 45. Jahr des Mauerbaus und über 16 Jahre nach Überwindung der Teilung Deutschlands - in Kooperation mit der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt entwickelt. Der Leiter der Gedenkstätte Dr. Joachim Scherrieble begrüßte die zahlreichen Besucher, darunter viele ehemals Verfolgte und Opfer der SED-Diktatur. Der historische Ort der ehemaligen Güst Marienborn leiste ihren Beitrag, um Menschen mit mehrfach unterschiedlichen Erfahrungs- und Wahrnehmungshorizonten der Teilung Deutschlands und der DDR zur Selbstreflexion und zum Austausch hierüber einzuladen. In seinem Grußwort formulierte Holger Hövelmann, Minister des Innern des Landes Sachsen-Anhalt, ¿dass die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn sich in den 10 Jahren ihres Bestehens zu einem Ort des Trauerns, Erinnerns und Gedenkens, des Dialogs und der Begegnung sowie zu einem Ort der Forschung und zu einem generationsübergreifenden Lernort der historisch-politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt hat. Sie konfrontiert den Besucher mit der Teilung Deutschlands so wie sie war. Jeder Besuch hier in Marienborn und insbesondere auch in der Außenstelle Hötensleben bestätigt den Besucher neu in seiner Ablehnung des Unrechtsstaates DDR und seines bösesten Bauwerks, der Mauer.¿ Dr. Sabine Roß von der bundesunmittelbaren Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aus Berlin betonte die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen in Anbetracht zunehmender Unwissenheit um die SED-Diktatur gerade bei Jüngeren und dankte der Gedenkstätte für ihr bundesweit herausragendes Engagement in den vergangenen zehn Jahren. Heidrun Hamersky, Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen führte die Gäste in die bislang einzigartige Ausstellung ein. Sie freute sich, dass mit der Ausstellung erstmalig in der Form über die privaten Fotos die Welt der Dissidenten in Osteuropa beleuchtet wird. Diese vollbrachten ¿ mit Andrej Amalrik gesprochen ¿ ¿eine Tat von genialer Einfachheit ¿ in einem unfreien Land begannen sie, sich wie freie Menschen zu benehmen¿. Ebenfalls aus Bremen angereist war Prof. Dr. Wolfgang Schlott, der 1970 wegen ¿Republikflucht¿ in der DDR inhaftiert war. Seine Rede war ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung. Er führte beredt und aus eigener Erfahrung in die Welt der Dissidenten in Osteuropa ein und lud die Zuhörer gekonnt über Fragen zu eigenem Nachdenken ein. Seit ihrer Eröffnung am 13. August 1996 ist die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn vom einstigen Bollwerk des Grenzregimes und Sinnbild der Trennung - dem einzigen Denkmal seiner Art, das in dieser Form noch existiert - zum Ort des Erinnerns, des Trauerns, der Begegnung sowie zum Ort der Forschung und der historisch-politischen Bildung geworden. Bereits über 1.300.000 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland haben bisher die Gedenkstätte besichtigt und die Vielfalt der Bildungsangebote ¿jährlich über 1.200 Seminare und Projekttage ¿ genutzt. Der Widerstand gegen Teilung und SED-Diktatur war historisch eingebunden in das ¿andere¿ Europa der Menschenrechte und Sozialbewegungen. Über Jahrzehnte wirkten Dissidenten hinter dem ¿Eisernen Vorhang¿ als Impulsgeber für eine gewaltfreie Umformung der autoritären Regime in Osteuropa in eine demokratische Ordnung. Seit den ¿samtenen Revolutionen¿ sind inzwischen über sechzehn Jahre vergangen und der Beitritt der ostmitteleuropäischen und baltischen Staaten zur Europäischen Gemeinschaft, der die friedliche Überwindung der Teilung Europas besiegelte, ist seit über einem Jahr vollzogen. Dass die europäische Geschichte 1989/90 eine überraschende Wendung nahm, ist auch ihnen zu verdanken: den politisch Andersdenkenden und künstlerisch Unangepassten in Ost(mittel)europa. Noch kennt man die Namen von Václav Havel, Lech Wałęsa, Andrej Sacharow und Robert Havemann. Doch die Namen vieler ihrer Mitstreiter, die über drei Jahrzehnte auf die Ablösung der autoritären kommunistischen Regime hinwirkten, drohen in Vergessenheit zu geraten. Die Ausstellung ¿ Gegenansichten ¿ Fotodokumentation zur politischen und kulturellen Opposition in Ost(mittel)europa. Die 1960er bis 1980er Jahre ¿ erlaubt anhand von seltenen Fotografien und in einer länderübergreifenden Konzeption einen Einblick in die Welten der kulturellen und politischen Alternativszenen in der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR. Die Ausstellung stützt sich auf Bildmaterial, das die Andersdenkenden selbst von ihren Welten schufen. Ihre Bilder zeigen politische Häftlinge in Internierungslagern, Drucker bei der Herstellung von verbotenen Publikationen, Porträts von Dissidenten und Dokumentationen politischer Aktionen. Vorgestellt werden Frauen, die unerschrocken ihr Recht auf gesellschaftliche Mündigkeit verteidigten. Die Vielfalt künstlerischer Alternativen spiegelt sich in Fotos der unabhängigen Theater- und Musikszenerien und in eigenwilligen Kunstaktionen wider. Unabhängigen Fotografen/innen wie Helga Paris, Harald Hauswald, Ivan Kyncl, Wladimir Sitschew oder Erazm Ciołek sowie unbekannten Fotoamateuren gelangen dabei Aufnahmen von großer menschlicher Ausstrahlungskraft. ¿ Lächeln war unsere einzige Waffe ¿, erklärten viele der Fotografierten. Dieses Lächeln ist in seiner schmerzlichen Ambivalenz zwischen Wehrlosigkeit und Kampfansage an das Regime in den Fotografien festgehalten. Das Bildmaterial stammt aus dem Archiv der Bremer Forschungsstelle Osteuropa mit Ergänzungen aus Berlin, Leipzig, Budapest, Moskau, Prag, Warschau sowie den USA. Die Ausstellungseröffnung wurde durch ein LeseKonzert unter dem Titel ¿Grenze¿ mit Konrad Bauer (Posaune), Peter Kowald (Bass) und Ludwig Schumann (Texte) ergänzt. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung fand am Grenzdenkmal Hötensleben eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt. Weitere Informationen erhalten Sie: Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn An der BAB 2, 39365 Marienborn Telefon : (039406) 92090, Fax: (039406) 92099 Email: gedenkstaette@marienborn.de Impressum: Landesverwaltungsamt Pressestelle Willy-Lohmann-Str. 7 06114 Halle (Saale) Tel: (0345) 514-1244 Fax: (0345) 514-1477 Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de
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