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Magdeburg, den 11.12.2006

Ergebnisse der Ermittlungsgruppe Stendal / Hövelmann würdigt Ermittlungserfolge gegen Fußball-Hooligans

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 230/06 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 230/06 Magdeburg, den 11. Dezember 2006 Ergebnisse der Ermittlungsgruppe Stendal / Hövelmann würdigt Ermittlungserfolge gegen Fußball-Hooligans Innenminister Holger Hövelmann (SPD) stellte am heutigen Montag in Magdeburg die Ergebnisse der gemeinsamen Ermittlungsgruppe ¿Stendal¿ vor, die Landes- und Bundespolizei nach den Ausschreitungen gewalttätiger Fußballfans am 5. Februar 2006 auf dem Bahnhof Stendal gebildet hatten. An der Veranstaltung nahmen auch der Polizeipräsident der Polizeidirektion Stendal, Wilfried Pabst , der Präsident des Bundespolizeipräsidium Mitte, Wieland  Mozdzynski, und Ober­staatsanwältin Brigitte Strullmeier von der Staatsanwaltschaft Stendal teil. Zu diesen Ergebnissen erklärte der Minister: ¿Die erfolgreiche Ermittlung von 65 Tatverdächtigen ist zunächst ein Beweis für die gute Zusammenarbeit von Landes- und Bundespolizei. Sie ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir gewalttätige Hooligans eindeutig in ihre Schranken verweisen. Hooligans schaden nicht nur ihrer Mannschaft und dem Ansehen des Sports, sie scha­den auch dem Land. Sachsen-Anhalt hat während der Fußballweltmeisterschaft gute Erfahrungen mit der länderübergreifenden Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Gewalt in Fußballstadien gemacht. Auch anlässlich des Spiels der deutschen Nationalmannschaft in Bratislava konnte die Ausreise von Gewalttätern aus Sachsen-Anhalt Richtung Slowakei gezielt verhindert werden. Unser Interesse ist es, diese guten Erfahrungen mit präventiven Maßnahmen auch bei Ligaspielen in Sachsen-Anhalt wirksam werden zu lassen. Dazu brauchen wir aber auch das starke Engagement der Vereine gegen Gewalt in und vor den Stadien. Wer Spaß am Sport will, muss der Gewalt eine unmissverständ­liche Absage erteilen.¿ Anlage: 1. Ausgangslage Am Sonntag, dem 05.02.2006, sollte um 15:00 Uhr in Braunschweig die Begegnung der 2. Fußballbundesliga zwischen Eintracht Braunschweig und dem FC Hansa Rostock stattfinden. Während ihrer Anreise mussten etwa 450 Fans des FC Hansa Rostock auf dem Bahnhof Stendal in den Zug nach Braunschweig umsteigen. Gegen 10:35 Uhr - während des geplanten Umsteigevorgangs - wurde den Fans bekannt, dass das Spiel wetterbedingt ausfiel. Daraufhin griff eine Gruppe von 30 bis 40 ¿Fans¿ Bundespolizeibeamte an, die sich auf dem Bahnsteig befanden. Kurze Zeit später betraten 50 bis 80 Personen die Gleisanlagen, nahm Schottersteine auf und warf diese, wie auch Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung eingesetzter Polizeikräfte bzw. gegen auf dem benachbarten Dienstparkplatz abgestellte Dienstfahrzeuge der Landes- und Bundespolizei. Im weiteren Verlauf sonderte sich eine Gruppe von bis zu 80 Personen von den übrigen Fans ab. Durch weitere Stein- und Flaschenwürfe kam es auch an mehreren privaten Kraftfahrzeugen zu Beschädigungen. Polizeidienstfahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Mehrere Personen, vorrangig Polizeibeamte, erlitten durch Wurfgeschosse Verletzungen. Die Feuerwehr Stendal wurde massiv bei Löscharbeiten an brennenden  Kraftfahrzeugen gehindert. Zudem wurden diverse Einrichtungen des Stendaler Bahnhofes beschädigt. Durch unerlaubte Gleisüberschreitungen und Hindernisbereitungen mussten die Gleise am Bahnhof Stendal in der Zeit von 11:14 Uhr bis 14:45 Uhr vorrübergehend gesperrt werden. Die Polizei war zunächst lediglich mit schwachen Kräften vor Ort. Hinweise auf die massiven Störungen lagen im Vorfeld nicht vor. Nach Zuführung von Verstärkungskräften der Landes- und Bundespolizei gelang es die Störer abzudrängen. Der größte Teil verließ den Bahnhof mit Zügen der DB AG. Die Lage war gegen 14:00 Uhr unter Kontrolle. Durch die, am Bahnhof Stendal eingesetzten Beamten konnten drei Personen auf frischer Tat vorläufig festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft Stendal stellte aufgrund der vorhandenen Beweislage gegen einen Beschuldigten Haftantrag, das Amtsgericht Stendal erließ Haftbefehl. In der Folge wurde in Rostock ein vierter Beschuldigter vorläufig festgenommen, vernommen und auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stendal dem Haftrichter des AG Rostock vorgeführt, wobei der Erlass eines Haftbefehls durch das AG Rostock abgelehnt wurde. 2.  Einrichtung einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe Aufgrund der Vielzahl der beteiligten Personen und des damit verbunden Ermittlungsaufwandes sowie des beträchtlichen Sachschadens wurde mit Wirkung vom 13.02.2006, die Gemeinsame Ermittlungsgruppe ¿Stendal¿ (GEG ¿Stendal¿), mit Sitz im Revierkommissariat Osterburg eingerichtet. Sie bestand aus drei Beamten der Landespolizei und drei Beamten der Bundespolizei. Die Leitung der GEG ¿Stendal¿ wurde einem Beamten des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeidirektion Stendal übertragen. Ziel der Arbeit der Ermittlungsgruppe war die umfassende Aufklärung, der während der Ausschreitungen auf dem Bahnhof Stendal begangenen, Straftaten. Parallel zur GEG ¿Stendal¿ wurde bei der Bundespolizeiinspektion (BPOLI) Rostock die Arbeitsgruppe ¿Hansa¿ (AG ¿Hansa¿) eingerichtet, da ein Großteil der Beschuldigten aus Mecklenburg-Vorpommern stammte. Im Zusammenwirken von Landes- und Bundespolizei wurde eine umfangreiche Ermittlungsarbeit durchgeführt. In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Stendal wurde weiterhin ein unabhängiger Kraftfahrzeug-Brandsachverständiger mit der Untersuchung der ausgebrannten Fahrzeuge beauftragt. 3. Schadensbilanz 3.1. Personenschäden - 18 verletzte Polizeibeamte 3.2. Sachschäden - vier Polizeidienstfahrzeuge (ausgebrannt) - ein Polizeidienstfahrzeug beschädigt (Steinwürfe) - ein Feuerwehreinsatzfahrzeug beschädigt (Steinwürfe) - zwei Dienstfahrzeuge der DB AG beschädigt (Steinwürfe) - sechs Pkw von Privatpersonen beschädigt (Brand und Steinwürfe) - Sachschäden Bahnhofsgebäude Stendal - ein Reisezug der DB AG beschädigt Der polizeilich geschätzte Gesamtschaden (inklusive privater Schäden) liegt bei ca. 250.000,- ¿ 3.3. Verspätungen durch zeitweilige Sperrung des Bahnverkehrs Wegen zeitweiliger Sperrung des Bahnverkehrs durch den Bahnhof Stendal kam es zu Verspätungen von 21 Zügen mit insgesamt 354 Minuten Verspätung. 4. Polizeiliche Ermittlungsergebnisse Der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe standen zum Ende der Ermittlungen insgesamt 24.327 Einzelbilder und 113 Videosequenzen als Beweismaterial zur Verfügung. In Auswertung dieses Beweismaterials konnten insgesamt 322 Personen als zur Tatzeit auf dem Bahnhof Stendal anwesend identifiziert werden. Zu beachten war hierbei, dass es sich nicht ausschließlich um Fans des FC Hansa Rostock handelte, sondern dass sich auch Stendaler Fußballfans, welche zu einem anderen Spiel an diesem Tage reisen wollten, sich unter die Hansa Rostock Fans mischten. Es wurden neun Durchsuchungsbeschlüsse in elf Objekten vollstreckt, bei denen umfangreiches Beweismaterial sichergestellt bzw. beschlagnahmt werden konnte. Ein weiterer Durchsuchungsbeschluss wurde für die zwangsweise Vorführung eines Beschuldigten zur erkennungsdienstlichen Behandlung erlassen. Durch die Ermittlungen wurden 65 Tatverdächtige ermittelt. Die Tatvorwürfe bezogen sich insbesondere auf Landfriedensbruch bzw. Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs, sowie Gefährliche Körperverletzung. Zwei Beschuldigte sind zudem dringend tatverdächtig, die Brandstiftungen begangen zu haben. Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen wurde die GEG ¿Stendal¿ am 30. November 2006 aufgelöst. Auch die AG ¿Hansa¿ hat ihre Arbeit zwischenzeitlich eingestellt. Die Ermittlungsergebnisse sind an die zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben worden. Impressum: Verantwortlich: Martin Krems Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. Juni 39112  Magdeburg Tel: (0391) 567-5504/-5516/-5517 Fax: (0391) 567-5519 Mail: Pressestelle@mi.lsa-net.de

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