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Magdeburg, den 15.06.2008

Was geschah im Haus des Innenministeriums? Auf Anregung der Opferverbände lässt Minister Hövelmann Geschichte des Gebäudes Halberstädter Straße 2 erforschen

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 144/08 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 144/08 Magdeburg, den 16. Juni 2008 Was geschah im Haus des Innenministeriums? Auf Anregung der Opferverbände lässt Minister Hövelmann Geschichte des Gebäudes Halberstädter Straße 2 erforschen Wenn am morgigen 17. Juni in Magdeburg auf dem Platz des 17. Juni vor dem Innenministerium die gemeinsame Gedenk­veranstaltung der Opferverbände, der Landeshauptstadt Magdeburg und des Ministeriums zur Erinnerung an den Volksaufstand vor 55 Jahren stattfindet, wird Minister Holger Hövelmann (SPD) auch den Opferverbänden für eine wichtige Anregung zur Aufarbeitung von Diktaturgeschichte danken. Hövelmann: ¿Das heutige Dienstgebäude des Innenministe­riums war von seiner Fertigstellung 1913 bis zur Wende 1990 unter wechselnden Bezeichnungen Sitz eines Polizeipräsi­diums. Die Verbände der SED-Opfer haben zurecht darauf hingewiesen, dass an die am 17. Juni 1953 in diesem Haus wahrscheinlich inhaftierten Menschen erinnert werden muss. Wir greifen diesen Gedanken auf und wollen die Geschichte des Gebäudes insgesamt aufarbeiten.¿ Der Minister beauftragte damit eine Arbeitsgruppe aus Historikern, Vertretern des Innenministeriums und der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord Das Gebäude in der Halberstädter Straße 2 umfasste bei seiner Errichtung neben dem Sitz des Polizeipräsidenten auch einen Gefängnistrakt. Hier dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gefolge der Novemberrevolution und der Unruhen in den ersten Jahren der Weimarer Republik festgenommene Menschen eingesessen haben. Im Gefängnistrakt inhaftierte die Polizei nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler politische Gegner, aber auch Menschen, die aus religiösen und ras­sischen Gründen aus der nationalsozialistischen ¿Volksge­meinschaft¿ ausgeschlossen wurden. Unter den hier ein­sitzenden Opfern dürften auch Juden gewesen sein, noch zumal die Gestapo über kein eigenes Gefängnis verfügte und den hiesigen Gefängnistrakt nutzte. Zu den Opfern gehörten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Sinti und Roma, die nach der Auflösung des Magdeburger ¿Zigeunerlagers¿ am 1. März 1943 bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz am 2. März 1943 im Zellentrakt festgehalten wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit nutzte die Polizei den Gebäudekomplex nach Beseitigung des Naziregimes ab 1946/47 zur Ausschaltung von Gegnern der sich etablierenden SED-Herrschaft. Nach der Gründung des Bezirks Magdeburg im Sommer 1952 fungierte der Gebäudekomplex als Sitz der ¿Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei¿. Der Aufstand am 17. Juni 1953 hatte in Magdeburg hier einen seiner Kulminationspunkte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass nach der Niederschlagung des Aufstandes hier Gegner des SED-Staates inhaftiert wurden. Inwieweit darüber hinaus Gegner des SED-Staates im Gefängnistrakt einsaßen, ist bisher unbekannt. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Bediensteten der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei die politischen Vorgaben der SED-Führung bedingungslos umsetzten. Systematische Recherchen wurden bis zum heutigen Tage nicht durchgeführt. Demzufolge ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, eine auch nur annähernd ausgewogene Aussage über die an diesem Ort verübten Menschen­rechtsverletzungen von 1933 bis 1945 und von 1945 bis 1989 zu treffen. Hövelmann: ¿Es ist wichtig daran zu erinnern, dass Polizei auch für Verbrechen eingesetzt werden kann, anstatt sie zu bekämpfen. Nur eine rechtsstaatlich organisierte Polizei mit demokratischer Führung und Kontrolle kann wirklich dem Schutz der Bevölkerung dienen.¿ Je nach Forschungsverlauf sollen die Ergebnisse für Gedenktafeln und eine Ausstellung im Foyer des Hauses genutzt werden. Geplant ist zudem eine Publikation zur Geschichte des Magdeburger Polizeipräsidiums. Impressum: Verantwortlich: Martin Krems Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. Juni 39112  Magdeburg Tel: (0391) 567-5504/-5516/-5517 Fax: (0391) 567-5520 Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de

Impressum:Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-AnhaltVerantwortlich:Danilo WeiserPressesprecherHalberstädter Straße 2 / am "Platz des 17. Juni"39112 MagdeburgTel: (0391) 567-5504/-5514/-5516/-5517/-5377Fax: (0391) 567-5520Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de

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