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Magdeburg, den 14.09.2008

"Bibliothek verbrannter Bücher": Juristen schenken Schulen Buchpakete

Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 046/08 Ministerium der Justiz - Pressemitteilung Nr.: 046/08 Magdeburg, den 7. Juli 2008 "Bibliothek verbrannter Bücher": Juristen schenken Schulen Buchpakete Magdeburg (MJ). 75 Jahren nach den Bücherverbrennungen in Deutschland schenken Juristinnen und Juristen aus Sachsen-Anhalt Schulen Buchpakete. Enthalten sind Werke unter anderem von Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Anna Seghers, die 1933 in die Flammen geworfen wurden. Die Juristen unterstützen damit die Aktion ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Für die ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ wird eine Auswahl der von den Nationalsozialisten verfemten und verbotenen Literatur neu aufgelegt und Schulen über Sponsoren kostenlos zur Verfügung gestellt. Justizministerin Professor Angela Kolb: ¿An diesem lebendigen Mahnmal will die Justiz mitbauen.¿ Unter Schirmherrschaft von Justizministerin Professor Angela Kolb und Winfried Schubert, Präsident des Landesverfassungsgerichts, wird unter Richtern und Staatsanwälten um Sponsoren für einen Schuber mit zehn Bänden geworben, der dann durch die Buchpaten an interessierte Schulen übergeben wird. Unterstützt werden die Juristen von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, die sich an der Finanzierung der Buchpakete beteiligt. Die ersten beiden Buchpakete überreichen Winfried Schubert und Ministerin Kolb im Rahmen des von der Landeszentrale für politische Bildung organisierten Landestages ¿Schule ohne Rassismus ¿ Schule mit Courage¿ an die Berufsbildenden Schulen J.P.C. Heinrich Mette Quedlinburg und das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Magdeburg. "Die Kinder und Jugendlichen sollen mit dem "Erst-Paket" einen Anstoß bekommen, sich mit der "verfemten" Literatur auseinanderzusetzen und die Bibliothek durch eigene Findigkeit zu ergänzen (Aufspüren der noch fehlenden Bücher, Gestaltung dieser Sonderbibliothek, usw.). So wird das Ganze zu einer "Aktion", die Kreativität freisetzt - hoffentlich. Es verbinden sich Lesen und Tun, Rezeption und Aktion." sagte Schubert. Die ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿, deren ersten zehn Bände im Frühjahr im Olms-Verlag erschienen sind, soll in möglichst vielen Schulen bundesweit aufgestellt werden. In Sachsen-Anhalt  erhalten in diesen Tagen 80 Schulen Buchpakete. Die Juristen wollen durch ihr persönliches Engagement den Kreis der Schulen erhöhen. Schubert: ¿Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt. Vielleicht schließen sich andere Behörden unserer Initiative an.¿ Die Bücherverbrennungen im Mai 1933 seien Auftakt zur Vertreibung und Verfolgung zahlreicher Schriftsteller, Wissenschaftler und Publizisten, sagte Kolb und erinnerte an das Zitat von Heinrich Heine: ¿Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.¿ 93 Bücherverbrennungen in 70 Städten sind für 1933 nachweisbar. Auf dem Universitätsplatz in Halle wurden am 12. Mai 1933 Bücher, aber auch Wahlplakate von Ernst Thälmann, Marx- und Lenin-Bilder ins Feuer geworfen  - im Beisein von Universitätsrektor, Oberbürgermeister, Polizeipräsident und NSDAP-Funktionären und mehr als 1.000 Zuschauern. Schon Anfang Mai hatte die Polizei Bücher bei Buchhändlern und in Leihbüchereien durch Kriminalbeamte und Vertreter der Studentenschaft beschlagnahmen lassen. Kolb: ¿Die Bibliothek der verbrannten Bücher hält das Gedenken an die Bücherverbrennung, an Verfolgung und Menschenverachtung  wach. Wer durfte nicht gelesen werden? Und warum? Diese ganz einfachen Fragen sind Anstoß, sich mit der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten auseinanderzusetzen. Das leistet einen Beitrag im Kampf gegen ein Erstarken rechtsextremen Gedankenguts.¿ Hintergrund: Die ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ wird unter Leitung von Prof. Julius H. Schoeps vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien herausgegeben und soll auf 120 Titel anwachsen. Sie soll in möglichst vielen Schulen bundesweit aufgestellt werden. Eine erste Kassette mit 10 Bänden liegt vor. Die Titel wurden von einem wissenschaftlichen Beirat ausgewählt. Als Grundlage dienten die ¿Schwarzen Listen¿, die am 16.Mai 1933 im ¿Börsenblatt für den deutschen Buchhandel¿ veröffentlicht wurden sowie die ¿Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums¿ vom Oktober 1933. Die ¿Bibliothek verbrannter Bücher¿ wird von einem Forschungsvorhaben begleitet und durch einen Dokumentationsband ¿Orte der Bücherverbrennungen 1933¿ ergänzt, der in einem ausführliche Beitrag von Dorothea Schmitt auch auf die Bücherverbrennung am 12. Mai 1933 auf dem Universitätsplatz in Halle eingeht. Impressum: Ministerium der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Domplatz 2 - 4 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6235 Fax: (0391) 567-6187 Mail: presse@mj.sachsen-anhalt.de

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