Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg ? Innenstaatssekretär Erben: ?Sinti und Roma setzten ein Zeichen für die Menschenwürde?
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 050/10 Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 050/10 Magdeburg, den 07. Mai 2010 Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg ¿ Innenstaatssekretär Erben: ¿Sinti und Roma setzten ein Zeichen für die Menschenwürde¿ Der Staatssekretär im Ministerium des Innern und Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätten des Landes Sachsen-Anhalt, Rüdiger Erben, hat am heutigen Nachmittag an der Gedenkveranstaltung anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus in der Gedenkstätte KZ Lichtenburg teilgenommen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Filmdokumentation ¿Nicht wiedergekommen¿ und damit das Schicksal der Sinti und Roma, von denen viele auch auf der Lichtenburg inhaftiert waren. In seiner Ansprache sagt Staatssekretär Erben: ¿Wir gedenken heute des 65. Jahrestages der Befreiung der Deutschen von der Diktatur des Nationalsozialismus. Der 8. Mai 1945 hat uns befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dieser Tag ist für uns zugleich ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Wir können uns heute die Brutalität der Täter und die Leiden der Opfer kaum vorstellen. Der geplante, zu grausamer Professionalität gesteigerte Massenmord, das unvorstellbare Ausmaß an Menschenverachtung und Skrupellosigkeit entzieht sich allen Vergleichen. Jede Schranke von Gesetz und Moral wurde überschritten und ein Zivilisationsbruch ohnegleichen begangen. Fünfhunderttausend Sinti und Roma fielen dem Völkermord zu Opfer ¿ der Säugling ebenso wie der Greis oder die Schwangere: bei Erschießungen abgeschlachtet; in den Konzentrationslagern qualvoll dahingerafft von Hunger, Erschöpfung und Seuchen; versklavt und durch Arbeit zu Tode gequält; von Medizinern bei abartigen Menschenversuchen missbraucht. Die Ausgrenzung der Sinti und Roma hat nicht erst mit der nationalsozialistischen Machtergreifung begonnen. Aber das Jahr 1933 bedeutete für die deutschen Sinti und Roma ebenso wie für die deutschen Juden eine radikale Zensur. Sie wurden zu sogenannten ,Fremdrassigen` erklärt, die aus der ,NS-Volksgemeinschaft` auszuschließen seien. Mit den Nürnberger Gesetzen wurden Sinti und Roma zu Bürgern minderen Rechts. Sie wurden systematisch kriminalisiert und aus nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgegrenzt. Im Rahmen der Massenverhaftungen nach 1938 wurden zahllose Sinti und Roma in die neu errichteten Konzentrationslager verschleppt. Nach dem sogenannten Himmler-Befehl von 16. Dezember 1942 wurde dann das Vernichtungslager Auschwitz zum Zentrum des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma. Wenn wir dieses Massenmordes gedenken, gilt es noch etwas zu verinnerlichen: das Wissen um den Aufstand der Sinti und Roma in Auschwitz am 16. Mai 1944. Die SS-Schergen wollten an diesem Tag mit dem sogenannten ,Zigeuner-Lager` tun, was sie in ihrem Jargon ,liquidieren` nannten. Alle Häftlinge sollten ins Gas getrieben werden. Die bereits monatelang gepeinigten und geschwächten Häftlinge brachten aber den Mut und die Kraft auf, Widerstand zu leisten. Und sie behielten einige Zeit die Oberhand. Die Sinti und Roma setzten damit ein Zeichen für den universellen Bestand der Menschenwürde. Ein Zeichen, dem wir alle Respekt zollen.¿ Von 27 Angehörigen der Korbmacherfamilie Franz, deren Heimat bis zum Beginn des Völkermordes Magdeburg und der Fläming waren, überlebten lediglich vier Personen. Die Orte, an denen Familienmitglieder litten und starben, stehen für unvorstellbares Leid: Magdeburg-Holzweg, Sachsenhausen, Lichtenburg, Ravensbrück, Mauthausen, Dachau, Neuengamme, Bernburg, Buchenwald, Auschwitz-Birkenau, Mittelbau-Dora, Bergen-Belsen. Wald-Frieda Weiss, geborene Franz, erinnert sich in der Dokumentation ¿Nicht wiedergekommen¿ an den schmerzlichen Verlust ihrer Eltern. Gemeinsam mit der Mutter Franziska Franz verbrachte sie viele Jahre in den Konzentrationslagern Lichtenburg und Ravensbrück. Während Franziska Franz in der Bernburger Gaskammer ermordet wurde, starb der Vater Gustav Franz an den Folgen von Misshandlungen, die er im KZ Mauthausen erlitt. Impressum: Verantwortlich: Martin Krems Pressestelle Halberstädter Straße 2 / Am Platz des 17. Juni 39112 Magdeburg Tel: (0391) 567-5504/-5516/-5517 Fax: (0391) 567-5520 Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de
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