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Halle (Saale), den 09.06.2010

Fledermäuse am Limit ? nasskalte Witterung verursacht großes Hungern

Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 063/10 Landesverwaltungsamt - Pressemitteilung Nr.: 063/10 Halle (Saale), den 3. Juni 2010 Fledermäuse am Limit ¿ nasskalte Witterung verursacht großes Hungern Die Landesreferenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und die Mitarbeiter des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt e. V. verfolgen mit Sorge die Bestandsentwicklung unserer heimischen Fledermäuse. Seit Verlassen ihrer Winterquartiere im März/April finden die Fledermausarten fast ausnahmslos nasskaltes Wetter vor. Es sind nur wenige oder keine Insekten wie Mücken, Nachtfalter und Käfer in den Nächten unterwegs, die Fledermäusen als Beute dienen könnten. Unsere Fledermäuse sind gegenwärtig zwischen 15 bis 30 % und mehr zu leicht. Sie sind kurz vor dem Verhungern! Beim Karst-Camp im Biosphärenreservat "Karstlandschaft Südharz" bei Morungen am letzten Maiwochenende wurden z. B. Nymphenfledermaus-Weibchen mit 3,9 Gramm, die normalerweise 5,5 bis 6 Gramm wiegen, schwanger sind und ein Junges gebären, gefangen. Oder Zwergfledermaus-Weibchen mit 4,3 Gramm, sonst 6 bis 6,5 Gramm, schwanger sind und zwei Junge gebären. Bei den meisten Fledermausarten erfolgen Ende Mai, Anfang Juni die Geburten. In diesem Jahr wird davon ausgegangen, dass zahlreiche Weibchen ihre Jungen als Frühgeburten bereits abgestoßen haben, um sich selbst zu retten, da zu wenig oder keine Nahrung zur Verfügung steht. Bei der Art Mausohr, welche Laufkäfer auf dem Waldboden jagt, konnten Aborte in den Quartieren (in Dachstühlen) beobachtet werden. Es wird in diesem Jahr mit dramatischen Reproduktionsausfällen bei Fledermäusen gerechnet. Durch die nasskalte Witterung fallen die Tiere in einen Torpor, einen winterschlafähnlichen Zustand, um die schlechte Witterung mit Insektenmangel zu überbrücken. Ist der Hunger zu groß, jagen einzelne Tiere aus Verzweiflung am Tage, auch auf die Gefahr, dass sie selbst leicht Beute von anderen Beutegreifern werden. Solche Tag-Jagden wurden von vielen aufmerksamen Naturfreunden bereits beobachtet und gemeldet. Auch der Fledermauszug einiger Arten, welche z. B. in Südwesteuropa überwintern und in unsere Breiten fliegen, um sich hier zu reproduzieren, ist durcheinander. In nur wenigen Nächten war es den Fledermäusen wie der Rauhhautfledermaus oder dem Kleinabendsegler möglich, Sachsen-Anhalt zu erreichen. Gestresst von den Wanderungen und dem Nahrungsmangel in den Reproduktionsgebieten, leben die Fledermäuse zurzeit am Existenzlimit. Die Nahrungssituation kann sich nur dann für die Fledermäuse verbessern, wenn längere Zeit warme Nächte mit Insekten als Beute für Fledermäuse zur Verfügung stehen. Ein Frühjahr wie in diesem Jahr mit seinen verheerenden Auswirkungen für Fledermäuse wurde bislang noch nicht in Sachsen-Anhalt beobachtet. Die Bestandsentwicklung unserer Fledermäuse wird deshalb insbesondere in diesem Jahr intensiv beobachtet und dokumentiert. Wer mehr zum Thema Fledermäuse erfahren möchte, kann die Sonderausstellung ¿Geheimnisvolle Fledermäuse ¿ Flugkünstler der Nacht¿ im Harzmuseum der Stadt Wernigerode noch bis Mitte September 2010 oder die Internetseite www.Fledermaus-aksa.de besuchen. Bei Rückfragen steht Herr Ohlendorf unter 034651 2988922 zur Verfügung. Impressum: Landesverwaltungsamt Pressestelle Ernst-Kamieth-Straße 2 06112 Halle (Saale) Tel: +49 345 514 1246 Fax: +49 345 514 1477 Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de

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