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Magdeburg, den 28.08.2012

Aeikens und Kupfer: Hochwasserschutz kennt keine Ländergrenzen/Gemeinsamer Spatenstich für Flutungspolder

Löbnitz. Ein umfassender, vorbeugender Hochwasserschutz muss nach Ansicht der Umweltminister von Sachsen-Anhalt und Sachsen über Staats- und Ländergrenzen hinweg erfolgen. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Hochwasserereignis im Sommer 2002, auf die die Minister am Mittwoch bei einem gemeinsamen ersten Spatenstich für zwei neue Flutungspolder an der Landesgrenze zwischen Rösa (Sachsen-Anhalt) und Löbnitz (Sachsen) aufmerksam machten.   Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens sagte: ?Weil sich Hochwasser nach geographischen Gegebenheiten und nicht nach Ländergrenzen richtet, muss der Hochwasserschutz Landesgrenzen überwinden. Das bedeutet, Hochwasserschutzinteressen an grenzüberschreitenden Gewässern sind national und international zu koordinieren und der Hochwasserschutz ist nach einheitlichen Kriterien durchzuführen. Das Hochwasser 2002 hat zudem gezeigt, dass dem Hochwasserrückhalt in den Entstehungsgebieten künftig verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken ist. Ziel muss es sein, so viel Wasser so lange wie möglich in der Fläche zu halten.?   Staatsminister Frank Kupfer erklärte: ?Wir alle wissen, wie sehr die örtlichen Verhältnisse und die intensive Nutzungen der betroffenen Flächen die Vorzugsvariante des Hochwasserschutzes einschränken, den Flüssen mehr Raum zu geben. Umso mehr freue ich mich heute, denn wir starten länderübergreifend ein echtes Großprojekt für den  Hochwasserrückhalt an der Vereinigten Mulde. Gerade hier ist es wichtig, dass Oberlieger und Unterlieger gemeinsam Retentionsraum schaffen, um die betroffenen Bürger, Gemeinden und Unternehmen besser schützen zu können?.   Als eine Konsequenz aus dem Hochwasser 2002 wurde zwischen Sachsen-Anhalt und dem Freistaat Sachsen die Arbeitsgruppe Hochwasserschutz eingerichtet. Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist unter anderem ein gemeinsames Vorgehen bei der Sanierung der Deiche an der Landesgrenze und die Abstimmungen zum Bau der beiden Polder an der Mulde in Rösa und Löbnitz.   Ein erster Baustein im Gesamtkomplex der Flutungspolder ist die Sanierung des bestehenden Muldedeiches des Polders Löbnitz auf sachsen-anhaltinischem Gebiet, die am Mittwoch offiziell gestartet wurde. Rund 800 Meter dieses Deichabschnittes liegen auf dem Territorium des Landes Sachsen-Anhalt. Das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich an den Maßnahmen mit rund 1,2 Millionen Euro. Der Polder Löbnitz mit einer Fläche von 1.436 Hektar wird nach Abschluss aller Arbeiten rund 15 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen und damit die Unterlieger entlang der Mulde schützen können.  Gleichzeitig soll eine Abströmung in Richtung Sachsen-Anhalt über die Goitzsche und den Lober-Leine-Kanal, wie sie im August 2002 aufgetreten ist, auch bei seltenen Ereignissen unterbunden werden.   Ziel ist es, den Abfluss zu verteilen und die Wasserspiegelhöhen bei großen Hochwasserereignissen in der Mulde und im Polder niedrig zu halten. Bei Überschreitung des 25-jährlichen Hochwassers erfolgt eine Flutung der Auenbereiche über befestigte Ein- und Auslaufbauwerke. Durch die gezielte Einleitung des Wassers soll eine Überströmung der Deiche verhindert und die damit verbundene Gefahr von Deichbrüchen und eine schwallartige Flutung - wie sie während des Augusthochwasser 2002 aufgetreten ist - vermieden werden.   Im Gegensatz zur Flutung des Polders Rösa ab einem 100-jährlichem Hochwasser wird der Polder Löbnitz schon ab 25-jährlichen Hochwasser durchströmt und nimmt kleinere Hochwasserscheitel auf.   Durch den Flutungspolder Rösa ist mit einer effektiven Senkung von Hochwasserspitzen über einem 100-jährlichen Hochwasser (bis zu 40 cm) bis hin zur Mündung der Mulde in die Elbe zu rechnen. Der Polder umfasst eine Fläche von rund 520 Hektar und kann etwa 19,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Der Entwurf des Planfeststellungsbeschlusses liegt vor. Ziel ist es, noch in diesem Jahr einen bestandskräftigen Planfeststellungsbeschluss zu erhalten. Danach soll sofort mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Für die Einsatzfälle bei extremen Hochwassern soll der Polderdeich mit einer baufachlich vorbereiteten Sprengöffnung versehen werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 23,6 Millionen Euro.   Der gemeinsame Bau von Deichen und Poldern setzt aber auch entsprechende politische Rahmenbedingungen voraus. International erfolgt diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern seit Jahren im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE). National sind beide Länder in den Flussgebietsgemeinschaften Elbe tätig.        

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