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Magdeburg, den 05.02.2014

Besserer Hochwasserschutz für den Bördekreis

Haldensleben. Das Juni-Hochwasser 2013 hat auch den Bördekreis betroffen. Die Fluten schädigten Deiche und Ortschaften. Nun geht es um die Beseitigung der Schäden und die Verbesserung des Hochwasserschutzes in der Region. Auf einer Veranstaltung mit Landrat Hans Walker stellte Sachsen-Anhalts Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens am Mittwoch in Hal-densleben zusammen mit dem Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Burkhard Henning, die nun anstehenden Hochwasserschutz-Aufgaben im Landkreis für die kommenden Jahre vor. Aeikens sagte, das Land werde in den kommenden Jahren weiter sehr intensiv an der Verbesserung des Hochwasserschutzes arbeiten. Die Veranstaltung heute diene auch zum Meinungsaustausch, Anregungen würden aufgegriffen und geprüft. Nachfolgend eine Übersicht über bereits erfolgte bzw. über laufende Arbeiten und die Pläne zum Hochwasserschutz im Landkreis und ein Hintergrund zum Verlauf des Hochwassers 2013. Seit 2002 realisierte Hochwasserschutzmaßnahmen im Bördekreis Nach dem Hochwasser im Sommer 2002 wurden im Land Sachsen-Anhalt ca. 500 Millionen Euro für die Beseitigung der Hochwasserschäden und zur Verbesserung des technischen Hochwasser-schutzes ausgegeben. Mit dem Geld konnten u.a. ca. 525 km Deiche sowie andere technische, dem Hochwasserschutz dienende Anlagen saniert oder neu gebaut werden. Von den 1.312 km Landesdeichen entsprechen nunmehr 655 km den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Die beim Hochwasser im Sommer 2002 im Bördekreis aufgetretenen Schäden wurden beseitigt und das Schutzniveau verbessert. Im Bördekreis wurden seit 2002 insgesamt ca. 10,2 Mio. Euro für die Beseitigung der Schäden investiert. Von den insgesamt 115,85 km Deichen im Bördekreis sind 23,68 km nach den anerkannten Regeln der Technik saniert worden. Im Einzelnen wurden folgende Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt:                                                                                                                           Sanierung von Deichen:? Sanierung rechter Ohredeich km 2,4 bis km 7,8       ? Sanierung rechter Ohredeich km 7,8 bis km 10,3? Sanierung rechter Ohredeich km 10,3 bis km 14,35? Sanierung linker Elbdeich km 0,97 bis km 3,6? Sanierung linker Elbdeich (Bau einer Berme) km 9,6 bis km 10,6 Sanierung von Sielen am linken Elbedeich:? Siel Zollau I                                                                                                            ? Siel Zollau II                                                                                                           ? Siel Hufstücken Sanierung von Sielen am rechten Ohredeich:? Siel Lemmerwiese                                                                                               ? Siel Schmucksdorf                                                                                               ? Siel Schulderbaum                                                                                              ? Siel Loitsche im Rahmen der Deichsanierung? Siel Loitscher Brücke                                                                                         ? Siel An der Schilde  im Zuge der Deichsanierung? Siel Demokratenbreite                                                                                      ? Siel Bürgerwall                                                                                                       Sanierung von Sielen am linken Ohredeich:? Siel Moortalschleuse                                                                                         ? Siel Kuhbusch I                                                                                                     ? Siel Kuhbusch II                                                                                                   Ausbau Deich am Großen Graben, links bei Wulferstedt    Instandsetzung Böschung Großer Graben    Nachrüstung von Radarsonden zur Wasserstandsmessung inkl. Fernübertragung:? Wehranlage Hadmersleben        ? Wehranlage Lichtmühle        ? Wehranlage Gröningen        ? Wehranlage Hadmersleben/Freigraben       Neubau von Sielen:? Neubau Sielbauwerk, Hordorf       ? Neubau Sielbauwerk, Hornhausen       ? Neubau Sielbauwerke Oschersleben + Wulferstedt             Neubau einer Pegel- und Durchflussmessstelle am Großen Graben bei Neuwegersleben inkl. Fernübertragung    Der Treueldeich nördlich Rogätz wurde in seiner alten Länge von 2,3 km  bis 1995 erneuert. Im Hochwasser 2002 wurde die nördliche Verlängerung bis zum km 4,4 von der Bundeswehr her-gestellt. Schadenserfassung Hochwasser Juni 2013 Das Hochwasser im Juni 2013 hat Schäden in Höhe von 260 Mio. Euro an wasserwirtschaftlichen Anlagen und Gewässern des Landes sowie 20 Mio. Euro Schäden an Gewässern und Anlagen, die sich in der Unterhaltungspflicht der Unterhaltungsverbände befinden, verursacht. Bezogen auf den Bördekreis ergeben sich Schäden an wasserwirtschaftlichen Anlagen und Gewässern des Landes in Höhe von 5,5 Mio. Euro. Einzelne Schadensfälle: Während des Hochwassers im Juni 2013 musste der linke Elbedeich auf einer Länge von ca. 2,6 km zum Ausgleich von Höhendifferenzen aufgekadet werden. Bei km 6,0 mussten aufgrund einer Böschungsabrutschung umfangreiche Sicherungsarbeiten (Verbau von ca. 180 Bigpacks mit Hilfe von Hubschraubereinsätzen) vorgenommen werden. Der linke Ohredeich wurde überströmt (hauptsächlich km 9,2 ? km 9,7). Die Ursache hierfür liegt in der Bergsenkung durch den Kaliabbau im Raum Zielitz. Betroffen war die Bebauung am Schacht. Bedroht war auch der Handwerkerring in Wolmirstedt, welcher durch einen Sandsack-verbau geschützt werden konnte. In der Ortslage Loitsche kam es bei neun Familien zu Schäden im Wohnbereich. Hier hat mitt-lerweile die Gemeinde Loitsche ein Ingenieurbüro mit Planungen zu einem mobilen Hochwas-serschutz beauftragt, um eine Lösung für die betroffenen Häuser zu entwickeln. Eine bleibende Verwallung zum Schutz des Handwerkerrings ist erforderlich. Die eingeschränkte Erreichbarkeit der Deiche, insbesondere des linken Elbedeiches und die feh-lenden Deichverteidigungswege stellten eine Schwierigkeit bei dem Hochwasser dar. Am Siel Loitscher Brücke wurden Bodenschichten ausgespült. Die Instandsetzung ist bereits beauftragt. Schäden der Unterhaltungsverbände im LK Börde Hochwasserschäden an Gewässern 2. Ordnung: Für den Bereich des Landkreises Börde wurde bisher ein Antrag auf Finanzierung gemäß Richt-linie Hochwasserschäden Sachsen-Anhalt 2013 im Landesverwaltungsamt gestellt und bereits bewilligt. Hierbei handelt es sich um den Antrag des Unterhaltungsverbandes ?Tanger? für ein Gewässer in der Gemarkung Bertingen. Die meisten Verbände im Landkreis sind aufgrund der räumlichen Lage ihres Einzugsgebietes nicht vom Elbe-/Saalehochwasser im Juni 2013 betroffen gewesen (UHV ?Untere Bode?, ?Großer Graben?, ?Obere Ohre?, Obere Aller?). Von den in der Gebietskulisse liegenden UHV ?Elbaue? und ?Untere Ohre? wurde bisher keine Anträge für den Bereich des LK Börde gestellt. Schwerpunkte Gewässerunterhaltung: Krautung: Ohre / Beber / OlbeHolzung und Grundräumung nach Bedarf Im Flussbereich Halberstadt bilden die Mühlengräben in Hadmersleben und Gröningen aufgrund der durchzuführenden Abstufung zum Gewässer II. Ordnung einen Schwerpunkt der Gewäs-serunterhaltung. Zukünftige Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzniveaus in der Region Hochwasserschutz zwischen Glindenberg und Heinrichsberg Das Projekt ?Sanierung des linken Elbehauptdeiches zwischen Glindenberg und Heinrichsberg Deich km 0,9 - 7,8? wurde im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung in den Jahren 2009 bis 2011 erarbeitet. In einem Teilabschnitt (km 3,55 Beginn Wald ? 6,2 Ende Wald) ergaben sich naturschutzfachliche Konflikte bei der Umsetzung hinsichtlich des Eingriffes. Die wei-tergehenden Planungen wurden daher in Teilabschnitten weitergeführt. Mit dem Bau des ersten Teilabschnittes (km 0,9-3,55) wurde am 1. Mai 2012 begonnen. Die Abnahme erfolgte im Mai 2013. Die Kosten für den ersten Teilabschnitt belaufen sich derzeit auf ca. 1,4 Mio. Euro. Für den zweiten Abschnitt km 3,55 - 7,8 (Länge 4,25 km) liegt die Genehmigung vor, wobei die Konflikte, welche sich aus der Genehmigungsplanung ergaben, zunächst durch Sonderlösungen (Spundwand, keine Berme auf der Landseite, km 3,55 - 6,2) gelöst werden konnten. Aufgrund der Erfahrungen des Hochwassers 2013 muss der zweite Bauabschnitt allerdings überplant werden. Nunmehr muss ein Deich mit einer Innendichtung aus Ton sowie mit landseitiger Berme (3 km Waldabschnitt) errichtet werden. Der Planungsbeginn ist  bereits erfolgt. Für die Umsetzung der Maßnahme sind rund 4,5 Mio. Euro veranschlagt. Darüber hinaus ist die Sanierung der Siele Fauler See, Schützendamm vorgesehen. Zum Schutz des Gewerbegebietes Handwerkerring in Wolmirstedt soll ein Polderdeich errichtet werden. Hierzu fand ein erstes Gespräch mit dem zuständigen Ingenieurbüro zurVertragsgestaltung und Umfang der Planungsleistungen statt. Hochwasserschutz an der Bode ? Hochwasserschutz für die Ortslage Krottorf? Hochwasserschutz Oschersleben (AB Deich Espenlake, NB Deich Hordorf)? Instandsetzung Wehr Oschersleben (Neubau der Anlage mit integrierter Wasserkraftan-lage) Treueldeich (Elbedeich km 0,0 ? 4,46, Straße Rogätz ? Mahlwinkel ? Straße Mahlwinkel ? Bertingen) Ab 2016 ist die Planung des Treueldeiches (Deichabschnitt 0,0 bis 2,3) und der Ausbau des Deiches entsprechend der DIN vorgesehen. Auf Grund von Forderungen der Stadt Tangerhütte (Landkreis Stendal) werden 2014 Standsi-cherheitsuntersuchungen für den Kilometer 0,0 und 2,0 (Bereich Südsee) durchgeführt. Hintergrundinformationen Die ungewöhnliche Dimension des Hochwasserereignisses im Land Sachsen-Anhalt von Anfang Juni 2013 resultierte maßgeblich aus außergewöhnlich ergiebigen Niederschlägen, insbesondere etwa ab dem 17. Mai bis Anfang Juni 2013. Dabei betrugen die Monatssummen bereits im Verlauf des Mai in weiten Teilen Mitteldeutschlands insgesamt verbreitet mehr als das Doppelte des Normalen. Die Bodenfeuchte erreichte dadurch zum Monatswechsel extrem hohe Werte, die sich in weiten Landesteilen an der Sättigungsgrenze bewegten. Dies war die entscheidende Ausgangsbedingung für sehr hohe Abflussbeiwerte, d.h. für eine sehr schnelle Transformation der weiteren Starkniederschläge insbesondere vom 30. Mai bis zum 04. Juni, die dadurch verbreitet zu hohen Direktabflussanteilen führten und ursächlich für die Bildung teils extremer Hochwasserwellen in Elbe, Mulde, Schwarzer Elster, Saale, Weißer Elster und Havel waren. Hochwasserverlauf in der Region Auf Grund der bereits am ersten Juni-Wochenende erkennbaren Hochwassersituation wurde auf Basis der Hochwasservorhersage für den Pegel Barby die Öffnung des Pretziener Wehres vorbereitet. Die Öffnung erfolgte am 3. Juni 2013. Dadurch wurden bis zur Schließung am Morgen des 20. Juni für mehr als 14 Tage ca. 20 bis 25 Prozent des Gesamtabflusses der Elbe vom Hauptstrom abgetrennt und durch den Umflutkanal um Magdeburg und Schönebeck herum ge-leitet. Der Betrag der Wasserstandsabsenkung infolge dieser Maßnahme ist Gegenstand noch durchzuführender hydraulischer Untersuchungen. Trotzdem erreichte die Elbe am Pegel Mag-deburg-Strombrücke auf Grund der Gesamtsituation im Einzugsgebiet der Elbe mit ihren extre-men Schwerpunktsituationen an Mulde, Saale und Weißer Elster am 9. Juni einen neuen Höchststand von 747 cm, der damit 46 cm über dem höchsten Hochwasser vom 18.02.1941 (Eishochwasser) oder 67 cm über dem Scheitelwert vom 19.08.2002 lag. Der Gesamtabfluss der Elbe zum Zeitpunkt des Hochwasserscheitels erreichte bezogen auf den Pegel Magdeburg-Strombrücke nach vorläufigen Messergebnissen eine Größenordnung von über 5100 m³/s. Unter Einbeziehung der vorhandenen Jahresreihe ab 1890 ergibt sich statistisch ein vorläufiges Wiederkehrintervall von etwa 150 Jahren. Um die untere Mittelelbe stromab des Pegels Wittenberge vor der herannahenden Hochwas-serwelle der Elbe zu entlasten wurde ab dem 9. Juni mit der Flutung der Havelpolder begonnen. Dabei wurde das Einlasswehr Neuwerben zwecks gesteuerter Ableitung von Elbewasser in die Havel geöffnet. Durch diese Maßnahme wurden fast 10.000 Hektar im Bereich der Havelpolder eingestaut.Fast parallel dazu ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 10. Juni in der Nähe von Tangermünde nahe der Ortschaft Fischbeck der Bruch des rechtselbischen Deiches der Elbe. Infolgedessen kam es zur großflächigen Überflutung des sogenannten Elbe-Havel-Winkels. Auf Grund der infolge des Deichbruchs im Bereich Fischbeck stark verformten Hochwasserwelle stellte sich bereits ab dem 9. Juni gegen 20:00 Uhr mit 838 cm ein Hochwasserscheitel am Pegel Tangermünde ein. Der Scheitelwasserstand lag damit 70 cm über dem höchsten Hochwasser von 2002. Am Pegel Wittenberge erreichte die Hochwasserwelle der Elbe in den Nachmittagsstunden des 9. Juni ihren Scheitel von 785 cm, der damit trotz der Havelpolderflutung und der Deichbrüche bei Breitenhagen (Saale) und Fischbeck (Elbe) 115 cm über dem Richtwert der Alarmstufe 4 und 51 cm über dem Höchsten Hochwasser aus dem Jahr 2002 lag. Nach vorläufiger Abschätzung führte die gezielte Havelpolderflutung in Zusammenhang mit den genannten Deichbrüchen am Pegel Wittenberge nach Modellberechnungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde zu einer Kappung des Hochwasserscheitels in der Größenordnung von 35 bis 40 cm. Infolge der mehrfach an der gesamten Elbe aufgetretenen Deichbrüche sowie der gesteuerten Havelflutung entstand eine starke Verformung der abgelaufenen Hochwasserwelle. Dies hatte Einfluss auf  Scheitelhöhen, Scheiteleintritt  und Volumen.  Zur Bewertung sind noch weiterfüh-rende Untersuchungen erforderlich. Ebenso sind vergleichende Betrachtungen bezüglich von Szenarien mit/ohne Deichbruch, Gegenstand noch zu erfolgender Untersuchungen.

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