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Halle (Saale), den 24.06.2015

Wussten Sie, wie Bienen schlafen? Einladung zu Exkursion

Nationalrechtliche Sicherung der Natura 2000-Gebiete mittels LandesverordnungWussten Sie, wie Bienen schlafen oder dass sich direkt vor Ihrer Haustür seltene Pflanzen befinden? Nein, dann gehen Sie mit uns auf Exkursion!Vor mehr als 20 Jahren wurde das europaweite Schutzgebietsnetz ?Natura 2000? ins Leben gerufen. Seitdem entstand ein Netzwerk aus Gebieten, um besonders wertvolle, seltene oder gefährdete Tiere und Pflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen zu schützen. Über 25.000 Schutzgebiete ziehen sich durch ganz Europa.Im Bundesland Sachsen-Anhalt bestehen 266 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) und 32 Vogelschutzgebiete.Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Landesverwaltungsamtes werden in den nächsten Monaten ausgewählte Natura 2000-Gebiete mit ihrer Bedeutung für den Naturschutz und den Menschen vorgestellt. Mit unserer ersten Exkursion möchten wir das 193 ha große und von Pflanzenarten der kontinentalen Steppen geprägte FFH-Gebiet ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck? präsentieren.Aus diesem Anlass möchten wir die Vertreterinnen und Vertreter der Medien recht herzlich zu einem Vororttermin einladen. Am Dienstag, den 30. Juni 2015, um 10 Uhr werden Ihnen die Vertreter des Landesverwaltungsamtes auf einer zweistündigen Exkursion das FFH-Gebiet ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck? vorstellen.Zudem stellen wir Ihnen entsprechendes Info- und Kartenmaterial zur Verfügung. Natürlich wird es die Möglichkeit zu Foto- und Filmaufnahmen geben. Unsere Naturschutzexperten/innen werden Ihnen dazu naturschutz- und gebietsrelevante Motive aufzeigen. Wir erwarten Sie um 10 Uhr am Flugplatz in Laucha (siehe Karte). Von dort starten wir unsere Exkursion.Hoffen wir gemeinsam auf gutes und trockenes Wetter. Bitte geben Sie uns eine kurze Bestätigung Ihrer Teilnahme bis zum 29.06.2015.P.S.: Frau Vopel wird vor Ort sein und ist unter 0151-55145849 erreichbar.Das FFH-Gebiet ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck?Zwischen den Orten Laucha (Unstrut), Gleina und Karsdorf, im Westen des Burgenlandkreises, liegt das FFH-Gebiet FFH0147LSA ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck?. Es umfasst die nach Westen geneigten Muschelkalkhänge, die ausgehend von der Querfurter Platte in das Unstruttal abfallen, und soll insbesondere dem Schutz verschiedener artenreicher Offenlandlebensräume dienen. Neben Flachland-Mähwiesen prägen das Gebiet besonders Kalk-Pionierrasen und Kalk-Trockenrasen. Letztere sind aufgrund der dort wachsenden zahlreichen Orchideen ein ?prioritärer Lebensraum? ? dies bedeutet, sie sind besonders schützenswert im Rahmen des europäischen Netzwerkes ?Natura 2000?. Eine weitere Besonderheit in dem ca. 193 ha großen Gebiet sind die in Sachsen-Anhalt selten vorkommenden ?Subpannonischen Steppenrasen?, die ebenfalls ?prioritär? sind. Felslebensräume (Silikatfelsen mit Pioniervegetation) und kleinere Waldflächen (Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald) ergänzen das vielfältige Mosaik. Die ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck? sind Bestandteil des Naturparks ?Saale-Unstrut-Triasland? und der nördliche Teil des FFH-Gebietes ist bereits als Naturschutzgebiet ?Trockenrasenflächen bei Karsdorf? ausgewiesen. Hier waren die Trockenrasen- und Trockenwaldflächen nordwestlich der Gleinaer Berge das Schutzziel der Schutzgebietsverordnung. Das Gebiet hat große Bedeutung als Lebensraum zahlreicher Fledermausarten so zum Beispiel der Kleinen Hufeisennase und des Großen Mausohrs. Auch Zauneidechsen und die seltene Schlingnatter sind hier neben zahlreichen Insektenarten zu finden. Die Exkursion ist in den als ?Glockenseck? oder ?Glockens-Eck? bezeichneten südlichen Teil des Gebietes geplant. HintergrundWarum Naturschutz, warum Natura 2000?Warum verwenden wir weltweit viel Kraft, Emotionen und auch Geld, um unsere Natur zu schützen? Weil der Naturschutz nicht selbstverständlich ist. Natürlich zerstört niemand mutwillig seine Umwelt, dennoch unterliegen wir oftmals Entscheidungszwängen und auch -notwendigkeiten, die dazu beitragen, dass unsere Umwelt sich verändert ? auch zum Negativen. Wir brauchen Industrieansiedlungen, wir wollen ein modernes Straßennetz, um unsere Flexibilität zu gewährleisten, wir brauchen Arbeitsplätze ? all das sind nachvollziehbare und richtige Willensbekundungen, aus deren Umsetzung sich oftmals heftige Naturschutzkonflikte ergeben. Im Ringen um die Schaffung von Arbeitsplätzen o. ä. sind wir dann schnell bereit, auf Kosten der Natur Kompromisse einzugehen, zumal sich die negativen Auswirkungen erst viele Jahre später zeigen. Deshalb braucht es gewisse Regularien, gesetzliche Vorschriften und Richtlinien, die auch in Zukunft eine Artenvielfalt und Schutz der Umwelt mit Augenmaß gewährleisten. Nicht zuletzt ist der Mensch abhängig von funktionierenden Ökosystemen, der Naturschutz dient dadurch unmittelbar der Sicherung unserer Existenz auf diesem Planeten.Natura 2000 schützt Arten und LebensräumeVor diesem Hintergrund haben sich alle europäischen Länder zusammengetan und ein Netz an Schutzgebieten geschaffen, das sich durch ganz Europa zieht und die Schönheit und Vielfalt unserer Natur sichert. Das Projekt trägt den Namen ?Natura 2000? und kann als  bisher weltweit einmalig bezeichnet werden. Dabei haben sich alle Länder darauf verständigt, eine bestimmte Anzahl von Gebieten, die besondere Biotope darstellen oder besonders schützenswerten Arten eine Heimat bieten, als Natura 2000-Gebiete zu melden und auszuweisen. In diesen Gebieten besteht das so genannte ?Verschlechterungsverbot?. Das heißt, der gegenwärtige Zustand des Gebietes ist zu erhalten und darf sich nicht verschlechtern. Das Betreiben von Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft bleibt selbstverständlich weiterhin möglich. Grundlage für die Entscheidung, welche Gebiete als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen werden, sind die Vogelschutzrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz: FFH-Richtlinie), die schützenswerte Lebensraumtypen und die darin enthaltenen Tiere und Pflanzen bezeichnet. Auch Sachsen-Anhalt ist in dieses Netzwerk eingebunden und hat bisher 32 Vogelschutzgebiete und 266 FFH-Gebiete als Natura 2000-Gebiete gemeldet. Derzeit sind 8 Vogelschutzgebiete und 45 FFH-Gebiete vollständig sichergestellt. Das Ausweisungsverfahren für die bislang noch nicht nationalrechtlich gesicherten Natura 2000-Gebiete mittels einer landesweit gültigen Verordnung ist derzeit in Arbeit.

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