: 109
Halle (Saale), den 06.07.2015

Natura 2000 Sommer - Ferien - Einladung zum Wandern und Radeln durch das Naturschutzgebiet ?Himmelreich bei Bad Kösen? ? auf den Spuren seltener und schützenswerter Pflanzen und Tiere

?Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!?, wusste schon Johann Wolfgang Goethe und warb damit für das Erkunden von Naturschätzen vor der eigenen Haustür. Diesen Gedanken möchte das Landesverwaltungsamt als Obere Naturschutzbehörde aufgreifen und den Bürgerinnen und Bürgern die Natura 2000 ? Schutzgebiete Sachsen-Anhalts näher bekannt machen.Um sich wie am Mittelmeer zu fühlen, muss man nicht bis nach Italien fahren. Unmittelbar an der Landesgrenze zu Thüringen im Süden Sachsen-Anhalts gibt es Landschaften, in denen man sich mitunter in die Toskana und an deren Küste versetzt fühlt. An den Hängen von Saale und Unstrut wird aufgrund der günstigen geologischen und klimatischen Verhältnisse Weinbau betrieben.Wenn vom ?Himmelreich bei Bad Kösen? die Rede ist, denken Ortsansässige und Kenner der Region an das gleichnamige Ausflugslokal, das für seinen Ausblick in das Saaletal und zur Burg Saaleck bekannt ist. Neben diesem Blick in die Landschaft lohnt sich allerdings auch der Blick auf die Details dieser Gegend.?Wichtig ist uns, dass die Bürgerinnen und Bürger vertraut gemacht werden mit den Naturschätzen, die uns umgeben, die teilweise bedroht sind und geschützt werden müssen. Denn man kann nur mit den Dingen sorgsam umgehen oder für deren Schutz kämpfen, wenn man diese kennt.?, erklärt der Leiter der Oberen Naturschutzbehörde im Landesverwaltungsamt, Dr. Uwe Thalmann, selbst Pflanzenexperte und passionierter Wanderer. Mit seinen 46 Hektar zählt das FFH-Gebiet ?Himmelreich bei Bad Kösen? zu den kleineren Natura 2000-Schutzgebieten. Dennoch hat es einige Highlights zu bieten.Neben einer reichen Fledermausfauna ? hier wohnen und jagen beispielsweise die in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) ?  kommt im Gebiet auch der in ganz Deutschland stark gefährdete Hirschkäfer (Lucanus servus) vor.Textfeld: Männlicher Hirschkäfer (Foto: Lutz Döring) Dieser imposante Käfer kann bis zu 70 mm lang werden, sein ?Geweih? (eigentlich die vergrößerten Kauwerkzeuge des männlichen Tieres) beansprucht dabei fast die halbe Körperlänge.Der Hirschkäfer ist in den Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern im Natura 2000 ? Gebiet anzutreffen. Zu seiner Bestandserhaltung benötigt er zum einen alte Eichen, an denen die erwachsenen Tiere (Imago) leben, zum anderen stehendes Totholz zur Entwicklung der Larven. Der erwachsene Käfer lebt nur wenige Wochen (Mitte Mai bis Ende Juni). Die Larven hingegen können bis zu sieben Jahre alt werden bevor sie sich im Mai/ Juni verpuppen um im Folgejahr als Käfer zu schlüpfen.Neben dem Lebensraumtyp der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder, dem Lebensraum des Hirschkäfers, kommen im Gebiet darüber hinaus kleinflächig auch die bei uns seltenen Kalk-Schutthalden vor, deren typische Flora Arten wie der Schmalblättrige Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), der Trauben-Gamander (Teucrium botrys) oder Klaffmund (Chaenorhinum minus) ausmachen.     Der Lebensraumtyp der naturnahen Kalk-Trockenrasen prägt die für das Gebiet charakteristischen, zum Teil steilen, Kalk-Schutthänge.Textfeld: Felsflur mit Trockenrasen im FFH-Gebiet ?Himmelreich bei Bad Kösen? (Foto: Lutz Döring)Die hier vorhandenen, zahlreichen Orchideenarten machen diesen zum ?prioritär zu schützenden? Lebensraum. Hier ist auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) zu Hause. Diese Liebhaberin wärmegetönter, trockener Lebensräume kann man mit etwas Glück beim Sonnenbad entdecken. Insbesondere morgens, wenn das wechselwarme Tier seinen Körper auf ?Betriebstemperatur? bringt, stehen die Chancen auf ein Beobachtungserlebnis nicht schlecht.Beim nächsten Besuch in der Ausflugsgaststätte lohnt sich also auch der Blick auf die Vegetation und vielleicht trifft man bei einer Wanderung durch das Gebiet auch auf dessen Bewohner. FFH-Gebiet Himmelreich bei Bad KösenInfoboxVon Muschelkalkfelsen und Trockenrasenstandorten geprägtes Gebiet linksseitig der Saale. Gebietsnummer:                FFH0193LSA    Größe des Gebietes: 46 haAusgewählte Lebensraumtypen:- Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (9170- Kalk-Trockenrasen (6210)- Kalkhaltige Schutthalden (8160*)- Kalk-Pionierrasen (6110*)    Ausgewählte Arten:- Zauneidechse- Mopsfledermaus- Großer Abendsegler- Hirschkäfer     - Schwarzspecht- Neuntöter- Grauspecht- Rotmilan HintergrundWarum Naturschutz, warum Natura 2000?Warum verwenden wir weltweit viel Kraft, Emotionen und auch Geld, um unsere Natur zu schützen? Weil der Naturschutz nicht selbstverständlich ist. Natürlich zerstört niemand mutwillig seine Umwelt, dennoch unterliegen wir oftmals Entscheidungszwängen und auch-notwendigkeiten, die dazu beitragen, dass unsere Umwelt sich verändert ? auch zum Negativen. Wir brauchen Industrieansiedlungen, wir wollen ein modernes Straßennetz, um unsere Flexibilität zu gewährleisten, wir brauchen Arbeitsplätze ? all das sind nachvollziehbare und richtige Willensbekundungen, aus deren Umsetzung sich oftmals heftige Naturschutzkonflikte ergeben. Im Ringen um die Schaffung von Arbeitsplätzen o. ä. sind wir dann schnell bereit, auf Kosten der Natur Kompromisse einzugehen, zumal sich die negativen Auswirkungen erst viele Jahre später zeigen. Deshalb braucht es gewisse Regularien, gesetzliche Vorschriften und Richtlinien, die auch in Zukunft eine Artenvielfalt und Schutz der Umwelt mit Augenmaß gewährleisten. Nicht zuletzt ist der Mensch abhängig von funktionierenden Ökosystemen, der Naturschutz dient dadurch unmittelbar der Sicherung unserer Existenz auf diesem Planeten. Natura 2000 schützt Arten und LebensräumeVor diesem Hintergrund haben sich alle europäischen Länder zusammengetan und ein Netz an Schutzgebieten geschaffen, das sich durch ganz Europa zieht und die Schönheit und Vielfalt unserer Natur sichert. Das Projekt trägt den Namen ?Natura 2000? und kann als  bisher weltweit einmalig bezeichnet werden. Dabei haben sich alle Länder darauf verständigt, eine bestimmte Anzahl von Gebieten, die besondere Biotope darstellen oder besonders schützenswerten Arten eine Heimat bieten, als Natura 2000-Gebiete zu melden und auszuweisen. In diesen Gebieten besteht das so genannte ?Verschlechterungsverbot?. Das heißt, der gegenwärtige Zustand des Gebietes ist zu erhalten und darf sich nicht verschlechtern. Das Betreiben von Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft bleibt selbstverständlich weiterhin möglich. Grundlage für die Entscheidung, welche Gebiete als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen werden, sind die Vogelschutzrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz: FFH-Richtlinie), die schützenswerte Lebensraumtypen und die darin enthaltenen Tiere und Pflanzen bezeichnet. Auch Sachsen-Anhalt ist in dieses Netzwerk eingebunden und hat bisher 32 Vogelschutzgebiete und 266 FFH-Gebiete als Natura 2000-Gebiete gemeldet. Derzeit sind 8 Vogelschutzgebiete und 45 FFH-Gebiete vollständig sichergestellt. Das Ausweisungsverfahren für die bislang noch nicht nationalrechtlich gesicherten Natura 2000-Gebiete mittels einer landesweit gültigen Verordnung ist derzeit in Arbeit. Das AusweisungsverfahrenRechtliche Grundlage für das Ausweisungsverfahren bilden die EU-Richtlinie über die Erhaltung der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz: FFH-RL) und die EU-Richtlinie über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie, kurz: VS-RL). Aus den Anforderungen dieser Richtlinien ergibt sich die unmittelbare Verpflichtung der Mitgliedsstaaten der EU, Natura 2000-Gebiete als besondere Schutzgebiete nationalrechtlich hinreichend zu sichern.Durch einen Erlass des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt wurde das Landesverwaltungsamt aufgefordert, bis Ende 2018 ein Ausweisungsverfahren für die bisher noch nicht nationalrechtlich gesicherten Natura 2000-Gebiete durchzuführen. Derzeit erfolgt eine dem eigentlichen öffentlichen Beteiligungsverfahren vorgelagerte Einbeziehung von Verbänden der Nutzergruppen, Eigentümervertretern und Landkreisen sowie Kommunen.Weitere Informationen zu Schutzgebieten sowie zu Natura 2000 und dem Ausweisungsverfahren finden Sie unter:www.lvwa.sachsen-anhalt.de/projekte/natura-2000oder bei facebook:www.facebook.com/natura2000lsa v:* {behavior:url(#default#VML);} o:* {behavior:url(#default#VML);} w:* {behavior:url(#default#VML);} .shape {behavior:url(#default#VML);} Normal 0 false 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin-top:0cm; mso-para-margin-right:0cm; mso-para-margin-bottom:10.0pt; mso-para-margin-left:0cm; line-height:115%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:11.0pt; font-family:"Calibri","sans-serif"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-fareast-language:EN-US;} table.MsoTableGrid {mso-style-name:Tabellenraster; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-priority:59; mso-style-unhide:no; border:solid windowtext 1.0pt; mso-border-alt:solid windowtext .5pt; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-border-insideh:.5pt solid windowtext; mso-border-insidev:.5pt solid windowtext; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:11.0pt; font-family:"Calibri","sans-serif"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-fareast-language:EN-US;}

Impressum

LandesverwaltungsamtPressestelleErnst-Kamieth-Straße 206112 Halle (Saale)Tel: +49 345 514 1244Fax: +49 345 514 1477Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de

Anhänge zur Pressemitteilung