Quedlinburger Justiz im Nationalsozialismus im Fokus
Quedlinburg (MJ). Fälle aus Quedlinburg und Umgebung stehen im Mittelpunkt der Ausstellung ?Justiz im Nationalsozialismus. Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes?, die am Montag, 5. Oktober, im Amtsgericht Quedlinburg, Adelheidstraße 2, eröffnet wird und bis zum 13. November 2015 zu sehen ist. Neue, speziell für den Standort Quedlinburg erarbeitete Tafeln ergänzen damit die Ausstellung, die bereits an zahlreichen Gerichten in Sachsen-Anhalt, am Kammergericht Berlin und in Brüssel zu sehen war. Die Richter des Amtsgerichts, das für die damals kreisfreie Stadt Quedlinburg und den Landkreis mit Cochstedt und Thale, zuständig war, werden vorgestellt; Opfer der NS-Justiz aus dem Raum Quedlinburg bekommen ein Gesicht. Einen Schwerpunkt bilden Fälle des Erbgesundheitsgerichts Halberstadt. So erfolgten im Einzugsbereich des Gesundheitsamtes Quedlinburg über 1.000 Zwangssterilisierungen. Betroffen war unter anderem ein Ehepaar, das wegen ?erblicher? Taubheit zwangssterilisiert wurde, obwohl beide nicht taub geboren worden waren, sondern erst als Kinder ertaubten. Das Paar hatte zwei nicht taube Kinder. Ihre 13-jährige Tochter musste den Prozess gegen die Eltern dolmetschen. Sachsen-Anhalt setzt sich im Rahmen dieser Ausstellung intensiv mit der nationalsozialistischen Justizgeschichte unseres Bundeslandes auseinander. Besuchern wird vor Augen geführt, zu welchen Exzessen die Justiz in einem totalitären System fähig sein kann. Möglich ist dies, weil Juristen, Historiker und Vertreter von Vereinen und Verbänden auf Initiative der Veranstalter gemeinsam geforscht haben. So ist in den Jahren 2008 und 2009 eine breit gefächerte Ausstellung zusammen getragen worden, die seit dem mit jedem neuen Standort weiter wächst. ?Das die Ausstellung jetzt mehr als einhundert Tafeln umfasst, zeigt den großen Erfolg des Projekts?, so Justizministerin Prof. Angela Kolb.Das Ausstellungs- und Bildungsprojekt wird getragen vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung, der Stiftung Gedenkstätten, der Landeszentrale für politische Bildung und der Heinrich-Böll-Stiftung. Daneben beteiligen sich regionale Partner. Durch die Stiftung Gedenkstätten werden im Vorfeld der Eröffnung Schülerinnen und Schüler zu ?Guides? ausgebildet, die Besuchergruppen durch die Ausstellung führen.Führungen können über das Amtsgericht Quedlinburg unter der Rufnummer 03946 71-0 vereinbart werden.Nähere Informationen unter: www.mj.sachsen-anhalt.de
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