: 37
Halle (Saale), den 04.02.2016

Neue Website www.natura2000-lsa.de geht an den Start ? Informationen zum Ausweisungsverfahren

Haben Sie schon einmal von der Sumpfohreule gehört? Wussten Sie, dass der Eremit in Sachsen-Anhalt stark gefährdet ist und deswegen unter Schutz steht, dass über 11 Prozent der Landesfläche Sachsen-Anhalts Natura 2000-Schutzgebiete sind oder dass das längste Schutzgebiet im Land eine Ausdehnung von stolzen 670 Kilometern aufweist? Nach einer Präsentation vor Journalisten haben der Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Dr. Hermann Onko Aeikens, und der Präsident des Landesverwaltungsamtes ,Thomas Pleye, das symbolische grüne Knöpfchen gedrückt und die neue Natura 2000?Website online geschaltet. Damit stehen ab sofort allen Interessierten umfangreiche Informationen zum Europäischen Naturschutzprojekt ?Natura 2000? in Sachsen-Anhalt und zum bevorstehenden Ausweisungsverfahren zur Verfügung. Das europäische Natura 2000-Schutzgebietsnetz besteht aus 26.000 Schutzgebieten, 298 davon in Sachsen-Anhalt. Durch einen Beschluss der Landesregierung vom 29.07.2014 wurde das Landesverwaltungsamt beauftragt, bis Ende 2018 ein öffentliches Ausweisungs-verfahren für die bisher noch nicht nationalrechtlich gesicherten Natura 2000-Gebiete durchzuführen. Derzeit erfolgt eine dem eigentlichen Beteiligungsverfahren vorgelagerte Einbeziehung von Bewirtschaftern, Verbänden der Nutzergruppen, Eigentümervertretern und Landkreisen sowie Kommunen. ?Die Einbeziehung der Eigentümer und Nutzungsberechtigen sowie der breiten Öffentlichkeit ist dabei von entscheidender Bedeutung, denn nur durch gute Informationen und Transparenz kann dieser Prozess gelingen. Uns ist es wichtig, mit den Betroffenen in den Dialog zu gehen, denn nur durch eine gemeinsame Umsetzung mit den Nutzergruppen und Eigentümern können wir die Ziele von Natura 2000 erreichen.?, erklärte Dr. Aeikens heute bei der Präsentation der Website. ?Das ist aufwendig, aber aus unserer Sicht auch notwendig. Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses vorgelagerte Beteiligungsverfahren und die frühzeitige Einbeziehung der Öffentlichkeit eigentlich nicht vor dem öffentlichen Ausweisungsverfahren vorgesehen sind. Wir führen dies freiwillig und zusätzlich durch, da dies aus unserer Sicht der richtige Weg zu einer breiten Akzeptanz ist und letztendlich zum Erfolg führt.?, so der Minister weiter.Mit dieser Website hat das Landesverwaltungsamt ein umfassendes Informationsportal zusammengestellt, welches alle relevanten Informationen zum Verfahren bereitstellen wird, über jede Phase des Verfahrens transparent informiert und eine breite Beteiligung gewährleistet. ?Aber die Seite kann noch mehr. Neben den Fachinformationen zu den Schutzgebieten und den Schutzgütern werden den Bürgerinnen und Bürgern ebenso touristische Aspekte des Naturschutzes zur Verfügung gestellt. Wanderrouten, Infos zu Schutzgebieten in ihrer Nähe, zu Schutzgütern und zu Gebietsbesonderheiten sind zusammengestellt und erlauben somit nicht nur einen fachlichen Blick auf das Thema.?, erläutert Präsident Pleye das Online-Projekt. ?Und auch an unsere Nachwuchs-Naturschützer haben wir natürlich gedacht und ein kindgerechtes Info-Bastel- und Online-Spiele-Portal eingerichtet. Auch für Lehrer und Erzieher lohnt ein Blick auf die Website. Damit kann man beispielsweise so manche Schulstunde bereichern.?, so Pleye abschließend. Mithilfe der interaktiven Karte mit allen Natura 2000-Gebieten des Landes kann man sich schnell und einfach einen Überblick über die Schutzgebiete verschaffen und beispielsweise Ausflugsziele für das Wochenende auskundschaften.Mit der Bereitstellung dieses breiten Spektrums an Informationen zum Thema ?Natura 2000?, - Fach- und Sachinformationen zum Ausweisungsverfahren einerseits, aber auch touristischen Aspekten, wie Wanderrouten und Allgemeines zum Naturschutz, - soll das Thema umfassend dargestellt und allen Nutzergruppen die Möglichkeit geboten werden, sich zu informieren. Kombination mit Umwelt-App des Landes Über die Umwelt-App ?Meine Umwelt? informieren sich Nutzer seit März 2015 beispielsweise über die Luftqualität oder das Hochwasserrisiko ihres Wohnortes. Seit wenigen Tagen sind auch die Natura 2000-Gebiete verfügbar und können auf der detaillierten Karte betrachtet werden. Dadurch kann jeder feststellen, wo er sich innerhalb des Natura 2000-Gebietes befindet und ggf. weitere Informationen zum Schutzgebiet über Verlinkungen zur Website aufrufen. Der Link zum Download der Umwelt-App ist auf der Natura 2000- Website zu finden.Adresse: https://www.natura2000-lsa.deHintergrundWarum Naturschutz, warum Natura 2000?Vor mehr als 20 Jahren wurde das europaweite Schutzgebietsnetz ?Natura 2000? ins Leben gerufen. Seitdem entstand ein Netzwerk aus Gebieten, um besonders wertvolle, seltene oder gefährdete Tiere und Pflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen zu schützen. Über 25.000 Schutzgebiete ziehen sich durch ganz Europa.Im Bundesland Sachsen-Anhalt bestehen 266 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) und 32 Vogelschutzgebiete.Warum verwenden wir weltweit viel Kraft, Emotionen und auch Geld, um unsere Natur zu schützen? Weil der Naturschutz nicht selbstverständlich ist. Natürlich zerstört niemand mutwillig seine Umwelt, dennoch unterliegen wir oftmals Entscheidungszwängen und auch -notwendigkeiten, die dazu beitragen, dass unsere Umwelt sich verändert ? auch zum Negativen. Wir brauchen Industrieansiedlungen, wir wollen ein modernes Straßennetz, um unsere Flexibilität zu gewährleisten, wir brauchen Arbeitsplätze ? all das sind nachvollziehbare und richtige Willensbekundungen, aus deren Umsetzung sich oftmals heftige Naturschutzkonflikte ergeben. Im Ringen um die Schaffung von Arbeitsplätzen o. ä. sind wir dann schnell bereit, auf Kosten der Natur Kompromisse einzugehen, zumal sich die negativen Auswirkungen erst viele Jahre später zeigen. Deshalb braucht es gewisse Regularien, gesetzliche Vorschriften und Richtlinien, die auch in Zukunft eine Artenvielfalt und Schutz der Umwelt mit Augenmaß gewährleisten. Nicht zuletzt ist der Mensch abhängig von funktionierenden Ökosystemen, der Naturschutz dient dadurch unmittelbar der Sicherung unserer Existenz auf diesem Planeten.Natura 2000 schützt Arten und LebensräumeVor diesem Hintergrund haben sich alle europäischen Länder zusammengetan und ein Netz an Schutzgebieten geschaffen, das sich durch ganz Europa zieht und die Schönheit und Vielfalt unserer Natur sichern hilft. Das Projekt trägt den Namen ?Natura 2000? und ist  bisher weltweit einmalig. Dabei haben sich alle Länder darauf verständigt, eine bestimmte Anzahl von Gebieten, die besondere Biotope darstellen oder besonders schützenswerten Arten eine Heimat bieten, als Natura 2000-Gebiete zu melden und auszuweisen. In diesen Gebieten besteht das so genannte ?Verschlechterungsverbot?. Das heißt, der gegenwärtige Zustand des Gebietes ist zu erhalten und darf sich nicht verschlechtern. Das Betreiben von Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft bleibt selbstverständlich weiterhin möglich. Grundlage für die Entscheidung, welche Gebiete als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen werden, sind die EU-Vogelschutzrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz: FFH-Richtlinie) der EU, die schützenswerte Lebensraumtypen und die darin enthaltenen Tiere und Pflanzen bezeichnen. Auch Sachsen-Anhalt ist in dieses Netzwerk eingebunden und hat bisher 32 Vogelschutzgebiete und 266 FFH-Gebiete als Natura 2000-Gebiete gemeldet. Das Ausweisungsverfahren für die bislang noch nicht nationalrechtlich gesicherten Natura 2000-Gebiete mittels einer landesweit gültigen Verordnung ist derzeit in Arbeit.

Impressum

LandesverwaltungsamtPressestelleErnst-Kamieth-Straße 206112 Halle (Saale)Tel: +49 345 514 1244Fax: +49 345 514 1477Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de

Anhänge zur Pressemitteilung