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Magdeburg, den 07.09.2016

Vortrag über NS-Justiz in Köthen

Köthen (MJ). Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung ?Justiz im Nationalsozialismus. Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes? spricht der Historiker Daniel Bohse im Amtsgericht Köthen zum Thema ?Nationalsozialistische Strafjustiz in Köthen?.Der Vortrag findet statt am Dienstag, 13. September 2016, 17:30 Uhr, im Amtsgericht Köthen Friedhofstr. 48 Der Bezirk des Amtsgerichts Köthen erstreckte sich auf den westlichen Teil des damaligen Kreises Dessau-Köthen. Zu ihm gehörten neben der ab 1934 kreisfreien Stadt Köthen u.a. die Städte Gröbzig und Radegast sowie 69 Gemeinden. Das Amtsgericht Köthen war mit fünf dort tätigen Richtern das größte im Kreisgebiet. Für Verfahren aufgrund politischer Straftatbestände waren verschiedene  Gerichte verantwortlich, die nicht in Köthen ansässig waren. Das Schöffengericht und die Strafkammern am Amts- bzw. Landgericht Dessau ahndeten vor allem Vergehen gegen die ?Reichstagsbrandverordnung? oder minderschwere Fälle der Beleidigung von NS-Funktionären. Als schwerwiegender eingestufte derartige Vorwürfe verhandelten ? zumeist auf der Grundlage des Heimtückegesetzes ? das Mitteldeutsche Sondergericht Halle, das Sondergericht Magdeburg und das Berliner Kammergericht. Bis 1940 verbrachten viele auf dieser Grundlage Verhaftete zumindest einen Teil der Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis Köthen. Dem hiesigen Gericht oblag in den meisten Fällen auch die Voruntersuchung und die Ausfertigung von Haftbefehlen. Das galt nach Kriegsbeginn auch für viele Menschen, die wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen oder wegen des Hörens von ?Feindsendern? belangt wurden. Den meisten Verfahren gingen Denunziationen voraus. Die Justiz agierte dabei auf der Grundlage diverser ab September 1939 erlassener Verordnungen, die das Funktionieren der sogenannten Heimatfront durch Abschreckung gewährleisten sollten. Im Fokus des Vortrages stehen Justizfälle, die das Vorgehen auch der Sondergerichte Halle und Magdeburg gegen Bewohner aus Köthen und Umgebung in unterschiedlichen Strafverfahren zeigen. Daniel Bohse ist Leiter der Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg und seit 2008 auch wissenschaftlicher Mitarbeiter des Teams zur Erarbeitung der Wanderausstellung zur NS-Justiz auf dem Territorium des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Sie setzt sich auch mit der Justizgeschichte in Köthen und der Region auseinander und ist noch bis zum 21. Oktober während der Gerichtsöffnungszeiten zu sehen. Nähere Informationen unter www.mj.sachsen-anhalt.de.

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