Vortrag über NS-Gesundheitspolitik in Köthen
Köthen (MJ). Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung ?Justiz im Nationalsozialismus. Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes? spricht die Historikerin Dr. Ute Hoffmann im Amtsgericht Köthen zu Täter und Opfer der NS-Gesundheits- und Rassenpolitik in Köthen. Der Vortrag findet statt am Dienstag, 20. September 2016, 17:30 Uhr, im Amtsgericht Köthen, Friedhofstr. 48 Der Vortrag widmet sich einem weniger bekannten Bereich des nationalsozialistischen Staates in Gestalt einer Gesundheitspolitik, die den Menschen nach seiner Arbeitsfähigkeit bemaß und deshalb auch all jene ausschloss, die aus Gründen der Krankheit, der Behinderung oder des Alters den an sie gestellten Leistungsanforderungen nicht genügen konnten. Ärzte und Juristen, Verwaltungsmitarbeiter und Pflegekräfte machten sich auf, die Forderungen nach einer Verbesserung der deutschen Bevölkerung bei gleichzeitiger Entlastung der sozialen Kassen nun unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur mit Hilfe staatlicher Legitimation und Organisation umzusetzen: durch zwangsweise Sterilisation und Mord. In den Zuständigkeitsbereich des 1934 eingerichteten Erbgesundheitsgerichtes beim Amtsgericht Dessau fiel auch der Amtsgerichtsbezirk Köthen. Die Verantwortung für die Umsetzung der zwangsweisen Sterilisation von kranken, behinderten oder sozial auffälligen Menschen lag beim jeweiligen Kreisarzt (ab 1935 Leiter des Gesundheitsamtes). In Köthen war dies seit 1924 Dr. Adolf Neuendorff. Er stellte die Mehrheit der Anträge und überwachte die Durchführung der Sterilisationen. Darüber hinaus schrieb er Gutachten über die zur Sterilisation gemeldeten Personen. Aus den Akten geht hervor, dass mindestens 210 Personen aus Köthen und Umgebung zwangsweise sterilisiert wurden. Auffällig ist der hohe Anteil von Jugendlichen. Im Falle des 14-jährigen Fritz B. aus Köthen genügte bereits, dass er eine Hilfsschule besuchte, um ihn als ?schwachsinnig? einzustufen und sterilisieren zu lassen Dr. Ute Hoffmann ist seit mehr als 25 Jahren Leiterin der Gedenkstätte für die Opfer der NS-?Euthanasie? in Bernburg und seit 2008 auch Mitarbeiterin des Teams zur Erarbeitung der Wanderausstellung zur NS-Justiz auf dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalt. Die Ausstellung setzt sich auch mit der Justizgeschichte in Köthen und der Region auseinander und ist noch bis zum 21. Oktober während der Gerichtsöffnungszeiten zu sehen. Nähere Informationen unter www.mj.sachsen-anhalt.de. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman","serif";}
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