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Magdeburg, den 21.09.2016

Freispruch in den Tod ? Der Fall Maximilian Schmidt aus Köthen

Köthen (MJ). Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung ?Justiz im Nationalsozialismus. Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes? stellt der Historiker Michael Viebig im Amtsgericht Köthen einen ungewöhnlichen Justizfall aus dem Jahr 1940 vor:   ?Freispruch in den Tod? ? Das Sondergericht Halle gegen Maximilian Schmidt aus Köthen  Der Vortrag findet statt am   Dienstag, 27. September 2016, 17:30 Uhr, im Amtsgericht Köthen, Friedhofstr. 48 Während der Rechtsstaat Angeklagte mit psychischen Erkrankungen von Bestrafung ausnimmt, konnte genau dieser Umstand im ?Dritten Reich? den Tod bedeuten. Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal in psychiatrischer Behandlung befunden hatten, waren einer besonderen Gefährdung ausgesetzt. Angeklagt wegen einer Reihe kleinerer Betrügereien, galt der Kaufmann Maximilian Schmidt (1907-1941), der sich seit Herbst 1939 in Köthen aufgehalten hatte, wegen einer seit mehr als zehn Jahren voranschreitenden ?Gehirnparalyse? als ?erheblich vermindert zurechnungsfähig?. Das Sondergericht Halle musste ihn daher im Frühjahr 1940 freisprechen. Weil seine ?Neigung zu Hochstapeleien? ? wie u.a. das Tragen eines NSDAP-Abzeichens bei einigen seiner Taten ausgelegt wurde ? ?eine ständige Gefahr für die öffentliche Sicherheit sein? würde, ordnete das Gericht jedoch die Unterbringung Schmidts in einer Heilanstalt an. Dessen Direktor ließ ihn in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1941 gemeinsam mit anderen zur Tötung bestimmten Patienten ?in eine andere Anstalt? verlegen. Wenige Stunden nach Eintreffen des Transports starb Maximilian Schmidt in der Gaskammer von Bernburg. Der Vortrag zeigt die Verzahnung von nationalsozialistischer Justiz, deren Sondergerichte mit Kriegsbeginn ?Volksschädlinge? wie Max Schmidt ?auszumerzen? hatten, mit dem System der sogenannten Euthanasie, das die Ermordung Kranker und Behinderter beinhaltete. Schmidt war der erste Fall überhaupt, bei dem die Strafjustiz die Tötungsmöglichkeiten der Euthanasie benutzte. Weitere Fälle sollten folgen Michael Viebig ist seit mehr als 20 Jahren in der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale) für die Forschung und Dokumentation zur NS-Justiz auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt zuständig und seit März dieses Jahres auch Leiter der Gedenkstätte. Er ist darüber hinaus für die Gesamtorganisation der momentan in Köthen gezeigten Wanderausstellung zur NS-Justiz verantwortlich. Die Ausstellung setzt sich auch mit der Justizgeschichte in Köthen und der Region auseinander und ist noch bis zum 21. Oktober während der Gerichtsöffnungszeiten zu sehen. Nähere Informationen unter www.mj.sachsen-anhalt.de. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman","serif";}

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