Pressemitteilung: 74/2020
Halle (Saale), den 06.08.2020

Ausstellung „Straße der Romanik“ geht wieder auf Wanderschaft – nächste Station: Kirche St. Marien in Freyburg

Die Kirche St. Marien in Freyburg kann mit einer spannenden Baugeschichte aufwarten. Wer sich auf die Spuren der Romanik begeben will, kommt an ihr nicht vorbei. Dabei ist die Kirche eines von mittlerweile 88 Bauwerken in 73 Städten und Gemeinden entlang der „Straße der Romanik“ quer durch ganz Sachsen-Anhalt. 2018 feierte das Land Sachsen-Anhalt das 25jährige Jubiläum der „Straße der Romanik“.
Sie ist heute eine der bekanntesten touristischen Highlights in Sachsen-Anhalt und genießt steigende Besucherzahlen. Jährlich besuchen fast 2 Millionen Touristen die Bauten mit dem markanten roten Schild mit den weißen Rundbögen. 
Nicht zuletzt durch verschiedene Fördermöglichkeiten war und ist es möglich, viele Kirchen und Klöster vor dem Verfall zu retten und sie wieder so herzurichten, dass sie für ihre ursprüngliche oder eine neue Nutzung in altem Glanz zur Verfügung stehen. Fördermittelbehörde für solche Projekte ist das Landesverwaltungsamt.
Darüber informiert eine Ausstellung des Amtes, die bereits im vergangenen Jahr auf Tour gegangen war, allerdings coronabedingt pausieren musste. Sie berichtet darüber, warum romanische Baukunst für Sachsen-Anhalt so bedeutend ist und zeigt auf einer virtuellen Entdeckungsreise ausgewählte Objekte und Menschen, die maßgeblich am Erhalt der Gebäude beteiligt waren. Hier gibt es kleine Geschichten, die in Flyern oder Touristenführern eher nicht zu finden sind und darüber hinaus Informatives über die einzelnen Fördermaßnahmen. Diese Ausstellung wird jetzt wieder an verschiedenen Standorten entlang der „Straße der Romanik“ zu sehen sein.
Start war im vergangenen Jahr am 10. Juli 2019 im Kloster Ilsenburg, wo der Präsident des Landesverwaltungsamts, Thomas Pleye, die Ausstellung gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Kloster Ilsenburg, Rainer Schulze, eröffnete.
Dabei betonte Thomas Pleye: „Ohne das Engagement der unzähligen Ehrenamtlichen, Architektur- und Kunstliebhaber und Historiker vor Ort, die für die Idee einer „Straße der Romanik“ warben, und die sich in unzähligen Stunden für den Erhalt und die Wiederbelebung der historischen Orte einsetzen, wäre über so manche Kirchenmauer sprichwörtlich Gras gewachsen. Wir unterstützen die Umsetzung und Realisierung der Projekte, da wo es möglich ist, gern mit Beratung und auch mit Fördermitteln.“
Die erfolgreiche Entwicklung der „Straße der Romanik“ wurde kontinuierlich durch das Referat Denkmalschutz, UNESCO- Weltkulturerbe im Landesverwaltungsamt begleitet. In den Jahren 2004 bis 2019 förderte es im Kontext der Spuren ottonischer Kaiser insgesamt 203 Projekte mit Landes- und Bundesmitteln in Höhe von über 13 Mio. Euro.
Seit Gründung des Landesverwaltungsamtes 2004 wurden aus Denkmalpflegemitteln des Landes und des Bundes für Maßnahmen zum Erhalt, zur Pflege und zur Erschließung von Kulturdenkmalen insgesamt knapp 130 Mio. Euro bewilligt. Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug – einschließlich der Förderung – knapp 252 Mio. Euro. Dazu waren 4.262 eingegangene Anträge auf Gewährung einer Zuwendung zu bearbeiten, 1.237 Anträge konnten bewilligt werden.
Wer mehr dazu erfahren möchte – auch dafür bietet die Ausstellung Gelegenheit. Sie wird bis zum 30. September in den Räumen der Kirche zu sehen sein und anschließend nach Quedlinburg bzw. Landsberg wandern.
Die Ausstellung wird am kommenden Sonntag, den 9. August in der Kirche St. Marien Freyburg um 9.30 Uhr im Rahmen des Gottesdienstes durch den Präsidenten des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye und den Pfarrer der Kirchgemeinde Freyburg, Arvid Reschke, offiziell eröffnet.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Medienvertreter sind dazu herzlich eingeladen.

Fördermittel für St. Marien und Freyburg
Auch in der Kirche St. Marien in Freyburg konnten in den vergangenen Jahren für einige wichtige Maßnahmen Fördermittel eingesetzt werden. So konnte in zwei Projekten das Landesverwaltungsamt insgesamt Landesmittel der Denkmalpflege in Höhe von knapp 42.000 € in St. Marien einbringen und hierdurch Baumaßnahmen in Höhe von insgesamt knapp 131.000 € generieren. Mit den Geldern wurden zunächst die ersten sechs Wasserspeier am Ost-Chor erneuert. 2008-2011 folgte die Sanierung der restlichen sechs stark verwitterten Figuren aus Muschelkalk.
Steinerne Wasserspeier dienen nicht nur dem Schutz vor Wasserschäden, sondern hatten als „steinerne Wächter“ ursprünglich zugleich eine tiefe religiöse Bedeutung zur Dämonenabwehr. Zwei Figuren konnten letztlich erfreulicherweise erhalten werden und zehn wurden nach Entwürfen des Freyburger Steinmetzes Harald Eckert neu angefertigt.
Besonders erwähnenswert: mit diesen neugestalteten ersten Wasserspeiern erreichte die Gemeinde bei dem bundesweit ausgelobten „Peter-Parler-Preis“ einen 3. Platz!  Aktuell ist die Instandsetzung der Türme der Kirche St. Marien mit weiteren ca. 123.000 € Fördermitteln geplant.
Insgesamt flossen seit 2004 rund 28 Mio € an Städtebau- und Denkmalfördermitteln nach Freyburg. Damit konnten beispielsweise Maßnahmen am Rathaus, zur Neugestaltung von Marktplatz, Kirchplatz und Schloß-Straße am Jahnmuseum umgesetzt werden.
Über St. Marien – evangelische Stadtkirche in Freyburg – Eine kurze Baugeschichte
Bereits 1223 bis 1230 in spätromanischen und zum Teil schon frühgotischen Formen errichtet, wird sie gelegentlich als die „kleine Schwester des Naumburger Doms“ bezeichnet, insbesondere, da einige Bauelemente und Verzierungen tatsächlich Ähnlichkeiten aufweisen.
Gebaut als dreischiffige Basilika mit Querhaus, Doppelturmfassade und Vierungsturm, erhielt sie im 15. Jahrhundert nach teilweisem Umbau ihr heutiges Erscheinungsbild. Das von einer Verbindung romanischer und gotischer Elemente geprägte Baudenkmal ist – neben der Neuenburg – von außergewöhnlicher Bedeutung für die Stadt Freyburg. Besonders der architektonisch reich gegliederte Chor („mitteldeutsche Chorfassade“) sowie die reiche Innenausstattung, darunter der Hauptaltar und ein Flügelretabel mit hohem Gesprenge, beeindrucken.
Die Grabmäler in der Kirche stammen vom 1. bis zum 18. Jahrhundert und das historische Geläut besteht aus Glocken des 13. bis 16. Jahrhunderts. Sehenswert sind auch das Tympanon über dem Haupteingang, die Figurengruppe der „Anna Selbdritt“ und das riesige Kreuz mit Jesus in einer außergewöhnlich ausdrucksvollen Darstellung. Die südliche Vorhalle trägt auf einer Inschrift die Jahreszahl 1493. Bei den Sanierungsarbeiten in den 1930er Jahren wurden das Westportal auf einen romanischen Zustand zurückgeführt und das heutige schlichte Erscheinungsbild des Inneren geschaffen.

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