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Magdeburg, den 31.08.2006

Erarbeitet von Wirtschafts- und Kultusministerium Landesprogramm zur Verringerung hoher Abbrecherquoten in der Berufsausbildung

Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 390/06 Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 390/06 Magdeburg, den 1. September 2006 Erarbeitet von Wirtschafts- und Kultusministerium Landesprogramm zur Verringerung hoher Abbrecherquoten in der Berufsausbildung Im Jahr 2005 wurden in Sachsen-Anhalt 4.356 Berufsausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst, das waren knapp 23 Prozent. 44 Prozent dieser Ausbildungsabbrüche erfolgten bereits im ersten Ausbildungsjahr. Die angespannte Situation bei der Bereitstellung betrieblicher Ausbildungsplätze wird dadurch zusätzlich belastet. Für die Jugendlichen verlängert sich die Ausbildungszeit beträchtlich, Firmen entstehen höhere Ausbildungskosten. Viele Unternehmen lehnen es danach ab, sich weiter in die Ausbildung einzubringen. Die Landesregierung hat die unverhältnismäßig hohen jährlichen Abbrecherqouten von durchschnittlich 25 Prozent mit Sorge zur Kenntnis genommen und das Wirtschaftsministerium beauftragt, gemeinsam mit dem Kultusministerium ein Präventivprogramm zur Verringerung von Ausbildungsabbrüchen zu erarbeiten. Dieses mit weiteren Ressorts abgestimmte Programm wurde am 29. August 2006 vom Kabinett gebilligt. ¿In die Umsetzung dieses Programms werden wir alle Partner im Pakt für Ausbildung einbeziehen, also Kammern, Arbeitsagentur und Arbeitgeberverbände¿, betont Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff. Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz weist darauf hin, ¿dass in der Vergangenheit schon einiges auf den Weg gebracht wurde, zum Beispiel stärkerer Einbau von Wirtschaftsthemen in den gesamten Unterricht, Projekte gegen Schulverweigerung, Verbesserung der Ausbildungsreife und der Berufsorientierung¿. Beide Minister verweisen zugleich auf neue Aspekte: die Einführung eines Berufswahlpasses für Schüler, die Vergabe eines Gütesiegels an Schulen, die sich bei der Berufswahl ihrer Schüler besonders engagieren, die verbesserte Berufsorientierung für Mädchen in männlich dominierten Berufen und die verstärkte Nutzung von Betriebspraktika für Lehrkräfte. Wie die Analyse belegt, ist die hohe Abbrecherquote im Verlauf der Berufsausbildung überall in Deutschland ein Problem . Sachsen-Anhalt liegt dabei - wie auch Thüringen - leicht über dem Bundesdurchschnitt. Starke Übereinstimmungen weisen Studien bei den Gründen für den Ausbildungsabbruch auf: Schwierigkeiten/Konflikte mit Ausbildern und Vorgesetzten, andere Vorstellungen vom Ausbildungsberuf, praktische und theoretische Ausbildung zu schwierig, private sowie gesundheitliche Gründe, zu weite Entfernung des Ausbildungsbetriebs. Aus Sicht der Ausbilder ergeben sich weitere Punkte: Zu schwache Leistungen in der Berufsschule, falsche Vorstellungen vom Beruf und damit fehlendes Interesse, unaufholbare Lücken in der Allgemeinbildung, unangemessenes Sozialverhalten sowie fehlende Motivation. Untersucht wurden zudem Chancen und Risiken von Ausbildungsabbrüchen . Negativ aus Sicht der Auszubildenden ist ein Verlust an Zeit und Motivation. Die längere Ausbildungszeit belastet ihn finanziell, dazu kommt das Gefühl des Versagens. Bei einigen droht sogar der ersatzlose Ausstieg aus der beruflichen Ausbildung. In der Korrektur einer falschen Berufswahl kann aber auch eine Chance liegen, umso mehr, wenn dieser Prozess begleitet ist von gestärkter Selbsteinschätzung und einem damit verbundenen Motivationsgewinn. Unbefriedigend aus Sicht der Unternehmen ist der Verlust finanzieller Aufwendungen und der fehlende Fachkräftenachwuchs. Das Engagement für die Ausbildung schlägt nicht selten um in den Ausstieg aus der Ausbildung. Interessant aus Unternehmenssicht ist dagegen oft die Ursachenanalyse und die daraus resultierende Verbesserung der Ausbildungsqualität. Berufe mit besonders hohen Abbrecherquoten sind Floristin (45 %), Restaurantfachfrau (39 %), Köchin (39 %), Hotelfachfrau (35 %) und Friseurin (34 %) sowie Koch (36 %), Ausbaufacharbeiter (32 %), Konstruktionsmechaniker (30 %) und Gebäudereiniger (29 %). Nach einer Studie aus dem Jahr 2002 beginnen knapp zwei Drittel (62 Prozent) nach dem Ausbildungsabbruch wieder mit einer Ausbildung, allerdings nicht in jedem Fall mit einer neuen dualen Ausbildung. Berufsfachschule, weiterer Schulbesuch und Studium wurden genannt. Die Analyse der Situation stärkt die Forderung nach frühzeitiger Berufsorientierung . Sie muss fest integriert werden in den schulischen Ablauf und die Eigenverantwortung der Jugendlichen stärken. Im Maßnahmekatalog angeregte Schritte sind u. a. der verstärkte Einbau von Wirtschaftsthemen in den Unterricht, Betriebspraktika für Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen, intensive Einbindung der Lehrkräfte in das ESF-Projekt gegen Schulverweigerung und zur Senkung von vorzeitigen Schulabbrüchen sowie die Vergabe eines Gütesiegels für Schulen, zu deren besonderer Stärke die Berufsorientierung ihrer Schüler zählt. Verstärkt werden soll auch die individuelle Beratung insbesondere jener Jugendlichen, die Schwierigkeiten beim Übergang vom Schul- zum Berufsleben haben . Das Präventionsprogramm definiert hier als Handlungsfelder die Förderung lernschwacher und benachteiligter Jugendlicher mit die Ziel, die Ausbildungsreife zu erreichen; die Förderung von Konfliktbereitschaft, Kritikfähigkeit und Lernmotivation; Einrichtung von Kompetenzagenturen auf kommunaler Ebene als Lotsenstellen für besonders benachteiligte Jugendliche. Ausbildungsabbrüche kündigen sich meist über einen längeren Zeitraum an. Geplant sind Weiterbildungsangebote, damit Ausbilder und Berufsschullehrer frühzeitig Probleme erkennen und mit den Jugendlichen Lösungswege suchen. Dadurch ließe sich manch Ausbildungsabbruch vermeiden. Unterstützt werden sollen sie dabei von einer ¿Pädagogischen Gruppe¿, einem Netzwerk betrieblicher und überbetrieblicher Ausbildungsberater, Vertretern der Jugend- und Sozialämter, sozialer Beratungsstellen (z. B. Drogen) und Schlichtungsstellen der Kammern. Wer Netzwerkspartner wird, muss regional abgestimmt werden. Da oftmals Ausbildungsplätze auf Grund der mangelnden Ausbildungsreife noch unvermittelter Bewerber nicht wieder besetzt werden können, sollen Ausbildungscoaches eingesetzt werden. Sie unterstützen den Betrieb bei der Neubesetzung der Stelle. Zugleich wirken sie als unabhängige, neutrale Beratungs- und Betreuungsstelle für potenzielle Ausbildungsabbrecher und erarbeiten gemeinsam mit dem oben genannten Netzwerk Problemlösungen zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Hegelstraße 42 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de

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