Finanzstatistischer Report ? Bildung Sachsen-Anhalt Bullerjahn: Bildung unter Berücksichtigung finanzpolitischer Rahmenbedingungen weiterentwickeln
Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 294/10 Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 294/10 Magdeburg, den 1. Juni 2010 Finanzstatistischer Report ¿ Bildung Sachsen-Anhalt Bullerjahn: Bildung unter Berücksichtigung finanzpolitischer Rahmenbedingungen weiterentwickeln Finanzminister Bullerjahn informierte das Kabinett gemeinsam mit der Kultusministerin Prof. Dr. Birgitta Wolff über die Ergebnisse des Finanzstatistischen Reports Sachsen-Anhalt zur Situation des Landes im Bereich Bildung. Der Report wurde im Auftrag der Investitionsbank Sachsen-Anhalt durch das isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH erarbeitet und dient zur Vorbereitung des Bildungsgipfels der Bundeskanzlerin am 10. Juni 2010. Die Ergebnisse des Reports werden aber auch als Grundlage für das zu erstellende Leitbild zur Entwicklung des Landes und für zukünftige Haushaltsberatungen genutzt. Die Auswertung soll Informationen zu Strukturen und Entwicklungen in verschiedenen Bildungsbereichen in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu den anderen deutschen Bundesländern liefern. Der inhaltliche Spannungsbogen reicht dabei von der frühkindlichen Bildung über die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bis hin zur tertiären Bildung. Die Zusammenstellung der Daten erfolgte mit Blick auf zentrale Aspekte der Bildungspolitik wie Finanzierung, Zugang zu Bildung sowie Ergebnissen von Bildungsprozessen und betrachtet diese im Kontext demographischer, wirtschaftlicher und sozialer Rahmenbedingungen. Ergebnisse sind: Die demographischen Rahmenbedingungen in Sachsen-Anhalt sind durch eine anhaltend rückläufige Bevölkerungsentwicklung bei gleichzeitiger Überalterung gekennzeichnet. Die Bevölkerungsentwicklung wird insbesondere auch durch die Wanderungsverluste in nahezu allen Alters- und Qualifikationssegmenten bedingt, wobei in der Altersgruppe 18 bis unter 25 Jahre der negative Wanderungssaldo am größten ausfällt. Diese Entwicklung ist ein Hinweis auf die vergleichsweise ungünstigen Beruf- und Einkommensperspektiven im Land und wird Auswirkungen sowohl auf künftige Geburtenraten als auch das Nachfragepotenzial im Bildungsbereich haben. Trotz leichter Angleichung der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsen-Anhalts ¿ gemessen an der Wirtschaftsleistung sowie der Produktivität der Wirtschaft an die alten Bundesländer besteht nach wie vor eine geringere Arbeitsplatzdichte bei gleichzeitiger Unterauslastung der Arbeitsmärkte. Trotz hoher Erwerbsneigung sind in Sachsen-Anhalt überdurchschnittlich viele Haushalte von Transfereinkommen abhängig. Hinsichtlich der Finanzierung des Bildungssystems hat es in jüngster Vergangenheit deutliche Veränderungen gegeben. Zwischen 1995 und 2008 gingen die Bildungsausgaben insgesamt ¿ nach vorläufigen Berechnungen ¿ um etwa 13% zurück und folgten damit dem Trend rückläufiger Bevölkerungsentwicklung. Bezogen auf die Gruppe der Personen unter 30 Jahren, also der Hauptzielgruppe für Bildungsangebote, gibt Sachsen-Anhalt pro Kopf allerdings mehr als alle anderen deutschen Flächenländer aus. Im Bereich der frühkindlichen Bildung bietet der in Sachsen-Anhalt geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind ab der Geburt in Verbindung mit einem garantierten Betreuungsumfang im Bundesvergleich sehr gute Voraussetzungen für die Sicherung der Teilhabe. So weist das Land im Bundesvergleich überdurchschnittlich hohe Besuchsquoten auf. Neben einer günstigen Ganztagesbetreuungsquote fällt weiterhin der hohe Ausbildungsstandard des eingesetzten pädagogischen Personals auf. Gleichzeitig ist jedoch ein geringerer Professionalisierungsgrad, gemessen an der im Bundesvergleich geringeren Betreuungsintensität sowie am geringeren Anteil vollzeitbeschäftigter Fachkräfte festzustellen. Für die allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt ist zunächst die demographiebedingte Halbierung der Schülerzahlen zwischen 1998/99 und 2008/09 infolge des ¿Geburtenknicks¿ sowie der Abwanderung von Familien mit schulpflichtigen Kindern nach der Wende auffällig. Bei den schulischen Ergebnissen fallen im Bundesvergleich der überdurchschnittlich hohe Anteil an Sonderschülern, der hohe Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss sowie die vergleichsweise häufigen Klassenwiederholungen auf. Andererseits ist der Anteil von Abiturienten sowie Absolventen mit Realschulabschluss im Bundesländervergleich ebenfalls höher. Für die beruflichen Schulen kann eine relativ günstige Angebots-Nachfrage-Relation konstatiert werden. Auch ist das formelle Vorbildungsniveau der Ausbildungsanfänger im Dualen System im Bundesvergleich überdurchschnittlich hoch. Bemerkenswert ist außerdem der unterdurchschnittliche Finanzierungsaufwand pro Schüler. Im Hochschulbereich ist zunächst der im Bundesvergleich relativ geringe Anteil studienberechtigter Schulabgänger an der gleichaltrigen Bevölkerung sowie die geringe Quote an Studienanfängern festzustellen. Die Betreuungsintensität an den Hochschulen sowie die Ausgaben je Studierender in Sachsen-Anhalt liegen jedoch über dem Bundesdurchschnitt, wenngleich in den letzten Jahren durch eine intensivere Nutzung der neu geschaffenen Kapazitäten eine Kostenentlastung erfolgte. Fazit: Im Vergleich mit anderen Bundesländern gibt es einerseits viele Gemeinsamkeiten, andererseits aber auch Besonderheiten in der Entwicklung Sachsen-Anhalts. Diese müssen offen und kritisch mit allen Beteiligten diskutiert werden. Dabei gilt es, sich eigene Ziele zu setzen und ohne Selbstbeschränkung die Inhalte aufzugreifen, die in den nächsten Jahren für eine Weiterentwicklung im Bereich Bildung unter Berücksichtigung der finanzpolitischen Rahmenbedingungen notwendig sind. Nach Abschluss einer möglichst breiten Diskussion, muss dann über detaillierte Schritte auch unter dem Gesichtpunkt der Finanzierbarkeit entschieden werden. Hinweis für die Medien: Der komplette Finanzstatistische Report ist unter www.mf.sachsen-anhalt.de abrufbar ! Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Hegelstraße 42 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de
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