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Magdeburg, den 09.07.2012

Aeikens berichtet im Kabinett über Klimaschutz und Anpassungsstrategie

Sachsen-Anhalts Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens hat in der heutigen Kabinettssitzung die Zwischenberichte zum 2010 beschlossenen Klimaschutzprogramm 2020 und zur Klimaanpassungsstrategie vorgestellt. Aeikens sagte, der Klimaschutz bleibe national und international eines der wichtigsten Politikfelder. ?Die EU richtet in der kommenden Förderperiode ihre Förderung auch stark nach Gesichtspunkten des Klimaschutzes aus.?   Klimaschutz und ?wandel sind Schwerpunktthemen der Nachhaltigkeitsdebatte in Sachsen-Anhalt. Dabei stehen vor allem der Erfahrungsaustausch,und das Initiieren von Projekten und Kooperationen zwischen den Akteure in den Kommunen und Regionen im Mittelpunkt.   Aeikens: ?Für den Schutz des Klimas und die Anpassung an den Klimawandel gibt es vielfältige Möglichkeiten, gerade im regionalen und kommunalen Bereich aktiv zu werden.? Die Kommunen bräuchten auf sie zugeschnittene Anpassungsstrategien. Dazu wurde unter Mithilfe der Hochschule Harz ein Leitfaden am Beispiel der Pilotregion Landkreis Mansfeld-Südharz erarbeitet. Neben Hinweisen zum methodischen Vorgehen enthält der Leitfaden auch Checklisten und Hinweise für die Praxis.   Um auf den Klimawandel richtig reagieren zu können, müsse man die Menschen mitnehmen, sie informieren, so der Minister weiter. Eine entsprechende Kommunikationsstrategie erarbeiteten Wissenschaftler im Auftrag des Unweltministeriums an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.   Derzeit laufen die Forschungen an der ?Pilotstudie zu den lokalen Auswirkungen des Klimawandels auf die Forstwirtschaft in ausgewählten Regionen Sachsen-Anhalts?. Die Ergebnisse werden als Handreichung für Forstwirtschaftler aufgearbeitet, die damit ihre Wälder fit für den Klimawandel machen können.   Aeikens weiter: ?Bei den Fachleuten setzt sich zunehmend der Eindruck durch, ein erhöhter Anpassungsdruck geht von Extremereignissen wie Starkregen aus. Darauf müssen wir uns einstellen. In Vorbereitung ist ein Bericht zu Stand der Arbeiten und Forschungen zum Erosionsschutz als Maßnahme zur Minimierung von Schadensereignissen bei Extremwetterereignissen. Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit der Region Stendal am Projekt KIBEX ?Kritische Infrastrukturen bei Extremereignissen? der Universität der Vereinten Nationen. An dem Projekt arbeiten auch das Bundesamt für Katastrophenschutz und das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit. Ein zur Anpassungsstrategie parallel entwickelter Aktionsplan zeigt Maßnahmen auf, die bereits umgesetzt werden oder die geplant sind und bereits haushalterisch abgesichert sind. Dazu zählt etwa das Monitoring zum Klimawandel, also die Gewinnung und Auswertung von Daten. Beispiele dafür sind das regionale Klimainformationssystem ReKIS, CO2-Langzeitmessungen, Überwachung des Wasserkörpers und die Aktualisierung von Klimaprojektionen.   Ein wichtiger Teil des Aktionsplanes betreffe die Gesundheit, sagt Aeikens. So wurde etwa für jedes Gewässer ein Badegewässerprofil erarbeitet, in dem auch die Anfälligkeit gegenüber klimabedingten Einflüsse dargestellt ist. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der zielgruppengenauen Information der Bevölkerung über klimabedingte übertragbare Krankheiten und der Sensibilisierung von Hausärzten hinsichtlich neuer bzw. wieder auftretender Infektionskrankheiten und Gesundheitsrisiken durch neue Allergenquellen wie durch die hoch allergene Beifuß-Ambrosie. Auch sind z. B. Erkrankungen an Borrelien und FSME-Viren, die durch Zecken übertragen werden und Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind (Zoonosen) auf dem Vormarsch.    Der Klimawandel stellt auch die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Geohydrologische Gutachten mit Maßnahmeplänen und Flurbereinigungsverfahren zielen auf die Problemfelder Hochwasser und Bodenerosion. Kommunen und Zweckverbände können sich am Vernässungsprogramm der Landesregierung beteiligen und Maßnahmen zur Regulierung des Gebietswasserhaushaltes fördern lassen.   Vielfältige Maßnahmen und Projekte dienen der individuellen Anpassung in den Betrieben. Dazu zählen zum Beispiel Hagelschutzsysteme im Obstbau, Mehrländerprojekte zu Anbautechniken und zum Risikomanagement, neue Bodenbearbeitungsverfahren. Begleitet wird das durch ein Monitoring der natürlichen Produktionsfaktoren.   Nach einer 2009 vorgelegten Vulnerabilitätsstudie arbeiten Wissenschaftler zur Zeit an einer Folgestudie, die die neuesten Erkenntnisse insbesondere hinsichtlich Extremereignissen betrachten soll. Diese Studie wird in die Fortschreibung der Anpassungsstrategie 2013 einfließen.   Aeikens sagte zum Zwischenbericht für das Klimaschutzprogramm 2020, die Erzeugung erneuerbarer Energien habe sich in Sachsen-Anhalt seit 2005 rasant entwickelt. Bis 2020 würden die erneuerbaren Energien 20 Prozent des Primärenergieverbrauches in Sachsen-Anhalt übernehmen. 2010 waren dies 15,4 % und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 9,4 %. Im Jahr 2010 wurden im Land 36,2 % der Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien erbracht. Hier lag der Bundesdurchschnitt bei 17 %. Damit wurden auch die Zielstellungen der Bundesregierung deutlich übertroffen.   Den mit Abstand größten Sprung verzeichnet die Solarenergie. Sie hat von 2005 bis 2010 um 1.103 Prozent zugelegt. Wurden 2005 11.627 MWh Solarstrom in Sachsen-Anhalt erzeugt, waren es 2010 bereits rund 244.514 Megawattstunden. Der größte Anteil an erneuerbaren Energien erzeugen die Windkraftanlagen, von denen es Ende des Jahre 2011 in Sachsen-Anhalt 2.352 mit einer installierten Leistung von 3.642 MW gab. Sie erzeugten 2010 rund 4.846.000 MWh, fünf Jahre vorher waren es nur 2.372.000 MWh, eine Steigerung um 104 Prozent. Die Bioenergie legte im gleichen Zeitraum um 137 Prozent zu, von 860.000 auf 2.040.000 MWh.   Ein wichtiger Baustein sei die energetische Sanierung von Gebäuden. Aeikens führte hier vor allem das Start-III-Programm der Landesregierung an. Mit diesem Programm fördere die Landesregierung die energetische Sanierung von Kindertagesstätten und Schulen. Aeikens: ?Das sind bis 2019 eine Summe von insgesamt 600 Millionen Euro. Da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt.?   Alle Vorhaben der Landesregierung, die eine Kabinettsbefassung notwendig machen, müssen einem Klimacheck unterzogen werden. Zur Unterstützung der Ressorts hat das MLU Leitlinien erarbeitet, die bei der qualitativen Bewertung von Entscheidungen auf den Klimaschutz  helfen.   Beide Zwischenberichte stehen auf den Seiten des MLU im Internet und können dort nachgelesen werden.

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