Pressemitteilung: 395/2025
Magdeburg, den 16.09.2025

Auswärtige Kabinettssitzung in Zerbst/ Land fördert Strukturwandel und wirtschaftliche Entwicklung

Die Landesregierung ist heute unter der Leitung von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff zu einer auswärtigen Kabinettssitzung in Zerbst/Anhalt zusammenkommen. Auf der Tagesordnung stand neben allgemeinen Themen auch die infrastrukturelle, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung in der Stadt Zerbst und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff: „Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wie auch die Stadt Zerbst sind sowohl kulturell als auch wirtschaftlich ein starkes Stück Sachsen-Anhalt. So fördert das Land Kultur und Wirtschaft in der Region nach besten Kräften. Das gilt insbesondere für die Gestaltung des Strukturwandels im Landkreis.“

Wirtschaft
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld zählt mit 153.000 Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 6,2 Mrd. € zu den wirtschaftlich besonders wichtigen Regionen Sachsen-Anhalts. Seit 2000 wurden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) 456 Projekte mit einem mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 3,34 Mrd. € mit rund 497,3 Mio. € bezuschusst. Damit konnten rund 6.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und knapp 20.000 Stellen gesichert werden. Auch Forschungs- und Digitalisierungsprojekte erhalten gezielt Förderungen. Die Arbeitslosenquote lag im August 2025 bei 7,4 % und damit leicht unter dem Landesdurchschnitt.

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
Über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) sind rund 2,2 Mio. € an landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis geflossen; Junglandwirte wurden mit 490.000 € unterstützt. Nach Frostschäden im Obst- und Weinbau stellte das Land gemeinsam mit der EU insgesamt 4,6 Mio. € Hilfen bereit. Mit Wettbewerben wie den „Kulinarischen Sternen“ und Projekten wie der Regionalbox „Kulinarisches aus Anhalt-Bitterfeld“ wird die Direktvermarktung regionaler Produkte gestärkt.

In der Förderperiode 2014–2022 flossen rund 10 Mio. € in Dorfentwicklung, touristische Infrastruktur und Wegebau. In der aktuellen Förderperiode 2023–2027 stehen über die LEADER-Region „Mittlere Elbe-Fläming“ weitere 7,5 Mio. € zur Verfügung.

Tourismus
Die Region ist Teil der touristischen Schwerpunktregion Anhalt-Dessau-Wittenberg. Kulturelle Zentren sind Zerbst mit Schloss und barocker Altstadt sowie Köthen mit Schloss und Bachgedenkstätten. Hinzu kommen Naturparks wie die Dübener Heide und der Fläming sowie das Biosphärenreservat Mittelelbe. Investitionen in touristische Infrastruktur sowie Projekte zur Digitalisierung und Vermarktung sollen die Attraktivität weiter steigern. So wurden erst Anfang September der Köthen Kultur und Marketing GmbH rund 50.000 € für das Projekt „Modernisierung und Digitalisierung „Köthener Perlen“ übergeben. Ein digitaler Rundgang ergänzt die bestehenden Stelen und macht Stadtgeschichte sowie kulturelle Schätze künftig individuell, barrierefrei und unabhängig von Öffnungszeiten erlebbar.

Starke Hochschule mit Schwerpunkt auf Life Sciences

Mit der Hochschule Anhalt verfügt der Landkreis Anhalt-Bitterfeld über eine leistungsstarke Wissenschaftseinrichtung mit Fokus auf Life Sciences, Design und Landschaftsentwicklung. Besonders hervorzuheben sind dabei die Fachbereiche Algenbiotechnologie und Lebensmittelwissenschaften, die mit modernster Ausstattung und interdisziplinären Teams betrieben werden. Aktuell entsteht mit Unterstützung von Bund und Land für insgesamt 26,1 Mio. € am Standort Köthen ein neues, interdisziplinäres Forschungszentrum zur ressourcenschonenden und CO2-reduzierten Lebensmittelherstellung. Die dort erarbeiteten nachhaltigen Lösungen vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt sollen unmittelbar in die Lehre einfließen und darüber hinaus auch systematisch in die Wirtschaft transferiert werden.

Landesweit spitze bei Solarenergie

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld gehört zu den Vorreitern beim Ausbau erneuerbarer Energien im Land. Aktuell 254 Windkraftanlagen und eine Gesamtleistung von gut 532 Megawatt (MW) bedeuten im Landkreis-Vergleich einen Platz im oberen Drittel. Sogar noch besser sieht es bei der Solarenergie aus: Mit einer installierten Leistung von knapp 667 MW (10.675 Anlagen) ist der Landkreis in Sachsen-Anhalt spitze. Dabei liegt der Netto-Zubau von gut 95 MW im Jahr 2025 schon jetzt deutlich höher als 2024 (+52 MW). Und der Ausbau geht weiter: Westlich von Zerbst/Anhalt entsteht derzeit eines der größten Photovoltaik-Projekte im Land. Ende 2025 soll auf der rund 41 Hektar großen Fläche einer ehemaligen Kiesgrube ein Solarpark mit bis zu 47 Megawattpeak Leistung in Verbindung mit einem Batteriespeicher mit bis zu 55 Megawattstunden Kapazität in Betrieb genommen werden.

Millionenschwere Investitionen in Hochwasserschutz

In die Verbesserung des Hochwasserschutzes sind im Landkreis Anhalt-Bitterfeld seit 2002 insgesamt rund 148 Mio. € investiert worden. Zu den bedeutendsten der insgesamt 23 fertiggestellten Maßnahmen zählen die Deichrückverlegungen Altjeßnitz (10,6 Mio. €) und Raguhn-Retzau (11,6 Mio. €), der Neubau des Hochwasserschutzes Jeßnitz-West mit Schöpfwerk (18,8 Mio. €) sowie der erste Abschnitt des Flutpolders Rosa inklusive Auslaufbauwerk (16,4 Mio. €). Derzeit im Bau bzw. in Vorbereitung sind weitere wichtige Investitionen, u.a. der zweite Abschnitt des Polders Rosa mit neuem Einlaufbauwerk (43,3 Mio. €) oder die Ertüchtigung des linksseitigen Elbedeiches bei Aken und Lödderitz (20 Mio. €).

Strukturwandel

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld gestaltet den Strukturwandel maßgeblich mit und hat für den Großteil des ihm durch die sogenannte „Vereinbarung zur Reviergerechtigkeit“ zugewiesenen Budgets in Höhe von rund 278 Mio. € bereits konkrete Pläne:

In Zerbst/Anhalt wird das historische Bahnhofsgebäude zum „Lesebahnhof“ umgestaltet. Rund 5,1 Mio. € fließen aus Strukturwandelgeldern (Gesamtförderung 5,7 Mio. €), um das leerstehende Gebäude zu sanieren und zu einem Bildungs- und Begegnungsort umzubauen.

In der Stadt Köthen/Anhalt entstehen ein „grünes“ Gewerbegebiet und das „Zukunftsquartier Köthen Süd“, für dessen Umsetzung erst im Juni ein Förderbescheid in Höhe von 62 Mio. € überreicht wurde. Ziel ist es, ein umweltfreundliches und nachhaltiges Industrie- und Gewerbegebiet zu entwickeln, in dessen unmittelbarer Umgebung sich Fachkräfte und Familien ansiedeln können.

Die größte Förderung fließt mit 67,5 Mio. € in die Erweiterung des „Mitteldeutschen Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld“. Nach dem Ausbau können dort künftig bis zu rund 250 junge Menschen im ersten Ausbildungsjahr in Zukunftsbranchen wie Solarenergie und Wasserstofftechnik unterrichtet werden.

Investiert wird auch in die Forschung. Rund 15 Mio. € werden in Weißandt-Gölzau eingesetzt, um die Forschungs- und Entwicklungseinrichtung „IKTR“ um ein „Kompetenzcentrum für Recycling und Upcycling“ (ReKA) zu erweitern. Im Fokus steht hierbei die Wiederverwendung von Kunststoffabfällen und eine enge Kooperation mit ansässigen Unternehmen.

Im Rahmen des Bundesprogramms STARK, das insbesondere die Förderung nicht-investiver Maßnahmen ermöglicht, wurden im Landkreis bislang neun Fördermittelbescheide mit einem Gesamtvolumen von rund 10 Mio. € bewilligt. Zu den geförderten Akteuren gehört auch die Wirtschaftsfördergesellschaft EWG, die zentrale Strukturwandelprojekte des Landkreises entwickelt und umsetzt. Aktuell hat die EWG zudem einen weiteren STARK-Bescheid zur Verlängerung ihres Vorhabens erhalten, mit dem ihre Arbeit für den Strukturwandel vor Ort weitergeführt und ausgebaut werden kann.

Kulturförderung

Im Bereich Musik fördert das Land unter anderem international renommierte Festivals wie die Fasch Festtage in Zerbst, die Bach Festtage in Köthen, den Bach-Wettbewerb für junge Klaviertalente in Köthen sowie den Köthener Herbst. Von internationaler Strahlkraft ist auch das Osten-Festival in Bitterfeld-Wolfen, das 2024 mit Landesmitteln in Höhe von 150.000 € gefördert wurde. Auch 2026 wird das Kultur-Festival wieder vom Land unterstützt.

Bei den Museen und mit Blick auf das Jüdisches Leben engagiert sich das Land unter anderem stark für das Museum Synagoge Gröbzig. Im vergangenen Jahr wurden Landesmittel in Höhe von über 300.000 € für die Realisierung der neuen Dauerausstellung bereitgestellt.

Die kumulierten Landesmittel zur Förderung von Kunst und Kultur im Landkreis Anhalt-Bitterfeld allein belaufen sich für das Jahr 2024 auf über 1,7 Mio. €.

Im Rahmen des „Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I)“ investieren Bund und Land gemeinsam am Schlösserensemble Köthen in den Neubau eines Besucherzentrums sowie Sanierungsmaßnahmen im inneren Schlossflügel und Schlosshof.

Investitionen in die soziale Infrastruktur

Von 2023 bis 2024 sind rund 23 Mio. € aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln in die Stadt Zerbst und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld geflossen. So wurden unter anderem die Krankenhäuser im Landkreis im Rahmen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes mit insgesamt 2,6 Mio. € gefördert. Weitere Bundes- und Landesmittel erhielten die Krankenhäuser aufgrund der Sonderbelastung durch das Coronavirus sowie der durch den Anstieg der Energiepreise verursachten Kostensteigerungen. Aus dem „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ hat der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt rund 1,8 Mio. € für den Personalaufwuchs erhalten. Im Bereich der Digitalisierung der Gesundheitsämter entfielen auf den Landkreis rund 92.000 €.

Im Mai 2023 wurde die Nachbarschaftshilfe als neues niedrigschwelliges Unterstützungsangebot für Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalt etabliert. Bis Juni 2025 wurden im Landkreis-Anhalt-Bitterfeld 153 Nachbarschaftshelfer gewonnen. Im Landkreis unterstützen zwei Familienintegrationscoaches Hilfebedürftige dabei, eine Arbeit oder eine Berufsausbildung aufzunehmen. Die beiden Personalstellen werden von 2022 bis 2027 aus ESF- und Landesmitteln in Höhe von 851.000 € finanziert. Bisher konnten damit knapp 100 Familien mit 173 Kindern unterstützt werden, der überwiegende Teil alleinerziehende Frauen.

Im Rahmen des Bundesinvestitionsprogramms „Ganztagsausbau“ wird sich der Verfügungsrahmen des Landkreises voraussichtlich auf rund 5,5 Mio. € belaufen. Aus diesem Programm soll in Zerbst/Anhalt ein Projekt im Hort der Grundschule an der Stadtmauer mit 1,3 Mio. € gefördert werden.

Schulbaumaßnahmen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Nach dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz II können im Landkreis Anhalt-Bitterfeld insgesamt 19 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von ca. 8,6 Mio. € gefördert werden. 11 Maßnahmen mit einer Fördersumme von ca. 4. Mio. € wurden bereits abgeschlossen.

Des Weiteren hat der Landkreis Anhalt-Bitterfeld für die Freie Schule Anhalt Köthen bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt Zuschüsse in Höhe von rund 3,1 Mio. € gemäß Förderrichtline SCHUL(FREI)RÄUME aus dem Corona-Sondervermögen beantragt und dafür bereits die Zuwendungsbescheide erhalten.

Kommunaler Finanzausgleich

Zerbst profitiert vom kommunalen Finanzausgleich. Sie erhält die Stadt im Jahr 2025 rund 11,97 Mio. € an Zuweisungen aus dem Finanzausgleichsgesetz – und damit fast eine Million € mehr als noch im Jahr 2023. Grundlage für diesen Anstieg sind die angepassten Verteilungskriterien. Besonders ausschlaggebend ist hier der sogenannte Zentralitätszuschlag, der Zerbst in seiner Funktion als Mittelzentrum zugutekommt. Mit den zusätzlichen Mitteln gewinnt die Stadt mehr finanziellen Spielraum, um ihre vielfältigen Aufgaben und Leistungen für Bürgerinnen und Bürger weiterhin verlässlich zu erfüllen.

Aktuelle Informationen bieten wir Ihnen auch auf der zentralen Plattform des Landes www.sachsen-anhalt.de, in den sozialen Medien über X, Instagram, YouTube und LinkedIn sowie über WhatsApp

 

Impressum:
Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle
Hegelstraße 42
39104 Magdeburg


Tel: (0391) 567-6666
Fax: (0391) 567-6667
Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de

Anhänge zur Pressemitteilung